Ein Originaldruck von Andy Warhol? Eine Picasso-Keramik? Banksys zur Hälfte geschreddertes Gemälde „Love is in the bin“? In Sotheby’s Concept Store gibt es auch eine Erstausgabe von Ian Flemings James-Bond-Novelle „The Man with the Golden Gun“, chinesische Teeschalen aus der Song-Dynastie, von Künstlern gestaltete Handtaschen, seltene Filmplakate, einen versteinerten Mammutschädel und Samurai-Rüstungen aus dem 18. Jahrhundert – alles zu Preisen zwischen 600 und sechs Millionen Euro.
Sotheby’s Maison heißt der erst im vergangenen Sommer eröffnete, sorgfältig kuratierte Luxusladen des neuen, über 2200 Quadratmeter großen Head Office des Auktionshauses in Hongkongs Landmark Chater, eine der teuersten Shoppingadressen im mit teuren Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade geizenden Stadtteil Central. Die Mall wird derzeit für rund eine Milliarde US-Dollar aufgehübscht, um neben Edelboutiquen von Hermès, Prada oder Tiffany und dem eleganten Hotel The Landmark Mandarin Oriental auch Haute-Couture-Ateliers, Private-Dining-Konzepte und Concierge-Services anzubieten. Eine Etage tiefer, in einem sechs Meter hohen, vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam dramatisch inszenierten Raum, finden ausgesuchte Kunstausstellungen in Museumsqualität statt.
„Sotheby’s neues Flaggschiff zeigt, welchen Stellenwert die Kunst in Hongkong erreicht hat“, sagt Tobias Berger, ein gebürtiger Wiesbadener. Als er 2006 als Kurator des Para Site, damals einziges Zentrum für zeitgenössische Kunst, in die Hafenstadt kam, „gab es hier kaum Galerien, und die Szene hatte wenig zu bieten. Aber ich hatte von vielversprechenden Projekten gehört, die die Stadt auch für Kunstliebhaber attraktiv machen sollten“. Zum Beispiel für ihn: 2015 wurde Berger zum künstlerischen Leiter des Tai-Kwun-Kulturzentrums in der ehemaligen Central Police Station von Hongkong ernannt.
Es steht mitten im Trendviertel SoHo, wo sich Alt und Neu, Schäbiges und Schickes zu einem aufregenden Cocktail vermischen, und ist mit Hongkongs ikonischem, 800 Meter langen Escalator, dem längsten überdachten Freiluft-Rolltreppensystem der Welt, zu erreichen. Vom Ausgang an der Hollywood Road sind es nur ein paar Meter bis zum Tai-Kwun-Komplex.
Immerhin: Die gerade fertiggestellte, großformatige Installation der deutsch-polnischen Künstlerin Alicja Kwade ist nicht zu übersehen. Eigens für diesen Ort konzipiert, verteilt sie sechs zellenartige Strukturen aus Glasbausteinen auf dem ehemaligen Gefängnishof, umgeben von mit Felsblöcken beschwerten Metallstühlen – eindrückliche Metaphern für die belastende Erfahrung des Wartens. Wechselnde Ausstellungen in der Kunsthalle JC Contemporary gleich dahinter – „jede Ausstellung maßgeschneidert, jede ein neues Abenteuer“, sagt Tobias Berger – konzentrieren sich auf Werke, die sich mit diesem Ort und seiner Geschichte auseinandersetzen.
Beeindruckend ist bereits die architektonische Kühnheit, mit der die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron die historische Polizeistation umgestaltet und erweitert haben. Deren Basler Büro entwarf auch das spektakuläre M+-Gebäude, Herzstück des neuen Kowloon Cultural District, der ein dem Wasser abgetrotztes keilförmiges Gelände am Victoria Harbour bespielt und als eines der derzeit größten und ambitioniertesten Kulturprojekte der Welt gilt.
Der 65.000 Quadratmeter große Ausstellungspalast ist kaum an einem Tag zu bewältigen: Er beherbergt 33 Galerien, drei Kinosäle, Mediathek, zwei Museumsshops, Restaurants, ein Café und einen Dachgarten mit spektakulärem Blick auf den Hafen. Seine dunkelgrün glasierte, die Licht- und Witterungsverhältnisse reflektierende Keramikfassade belebt das Stadtpanorama ebenso wie der mit einem imposanten LED-Systemausgestattete Turm, der die Werke der Sammlung, spezielle Auftragsarbeiten und museumsbezogene Inhalte ankündigt. „Das Publikum wird über den Bildschirm auf uns aufmerksam und neugierig, weil die Bilder und Botschaften so anders sind als die der üblichen Werbung“, meint M+-Direktorin Suhanya Raffel. Im Inneren des Gebäudes begeistern die weltweit einzigartige Uli-Sigg-Sammlung mit über 120 Werken zeitgenössischer chinesischer Kunst und wechselnde Ausstellungen. Bis Ende April sind etwa die fantastischen Haute-Couture-Roben der chinesischen Designerin Guo Pei zu sehen.
Momentan umgibt das M+ indes noch eine gigantische Baustelle. Das der klassischen chinesischen Oper gewidmete Xiqu Centre, das Palace Museum mit wertvollen Schätzen aus dem Pekinger Palastmuseum und der weitläufige Art Park mit seiner zwei Kilometer langen Uferpromenade sind zwar schon in Betrieb. Aber an etlichen Theatern und Veranstaltungsorten sowie dem Fährenanleger wird noch gearbeitet. Bis dahin muss, wer das M+ besuchen möchte, die weitläufige Hong Kong Station und eine labyrinthische Shoppingmall durchdringen – ein Weg, von dem selbst Google Maps überfordert ist.
Einfacher ist es, im Glücksfall nur gut fünf Taxi-Minuten entfernt, die Kunstwerke in der imposanten Lobby des legendären Peninsula zu bewundern. Schon beim Check-in begrüßt der bronzene Wachhund des US-Bildhauers Jim Dine. Eine vorbereitende Skizze dazu hängt über dem Sofa gleich daneben. Mio Pang Feis überdimensionale Kalligrafie an der breiten Treppe zum Mezzanin schätzen Instagrammer als Hintergrund. Und jedes Jahr beauftragt das Peninsula Hong Kong ausgewählte Künstler mit temporären Installationen für das Hotel. In 2024 belebte die französische Künstlerin Elise Morin die Lobby mit einer glitzernden Wellenform aus industriell zerstörten CDs.
Gegenüber dem Peninsula und direkt am Wasser setzt das überdimensionierte Hong Kong Museum of Art auf die Spannung zwischen Chinas kulturellem Erbe und der Förderung junger lokaler Kunst. „Wir sind das Kunstmuseum dieser Stadt“, erklärt Museumschefin Maria Mok. „Wir kuratieren regelmäßig eigene Ausstellungen, arbeiten aber auch mit großen internationalenMuseen zusammen. Unser Haus zeigt eine Welt der Kontraste aus einer klaren Hongkonger Perspektive.“
Zurück in Central auf Hong Kong Island, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, begegnet man den Big Playern des internationalen Kunstmarkts, die sich hier in den letzten zehn Jahren angesiedelt haben: Gagosian residiert im Pedder Building, David Zwirner oder Pace Gallery im eigens für Kunstgalerien errichteten Tower H Queen’s, Hauser & Wirth ist kürzlich von dort in neue Räumlichkeiten umgezogen, White Cube und Lehmann Maupin haben ihre Standorte ganz in der Nähe, und auch einheimische Galerien wie Ora-Ora und Pearl Lam spielen auf höchstem Niveau mit. Sie alle nutzen die offensichtlichen Vorteile des Standorts: In Hongkong gibt es keine Mehrwertsteuer, keine Zolltarife, keine komplizierten Im- und Exportverfahren.
Die junge Generation dagegen, für die die Mieten in Central unerschwinglich sind, hat sich in den mehrstöckigen Lagerhallen des ehemaligen Industriegebiets Wong Chuk Hang im Süden der Insel niedergelassen. Und damit das dereinst düstere und verwahrloste Viertel in ein pulsierendes Zentrum für Kunst, Kultur und Lifestyle verwandelt. Schon 2010 eröffnete die Blindspot Gallery in einer ehemaligen Großwäscherei an der Wong Chuk Hang Road mit jungen Künstlern, die mit Fotografie und neuen Medien arbeiten. „Ich wusste damals nicht, worauf ich mich einließ“, erinnert sich Inhaberin Mimi Chun, „ich dachte nur: Dieser Ort ist so cool, die Leute werden schon kommen.“ Tatsächlich blieb sie nicht lange allein.
Tauchen Sie ein in die Welt des stilvollen Reisens.
Entdecken Sie luxuriöse Hideaways, außergewöhnliche Destinationen und inspirierende Geschichten aus aller Welt.
Emerald Mou, zuvor in der Hongkonger Galerie von Lehmann Maupin und Mitinhaberin von Mine Project, das sich auf chinesische und internationale Künstler konzentriert, unterzeichnete im September 2021 einen Mietvertrag für einen 4.000 Quadratmeter großen Raum, der es ihr ermöglichte, ein Galerieprogramm rund um Künstler ihrer Generation aufzubauen. In einem anderen Fabrikgebäude um die Ecke eröffnete Current Plans einen 14.500 Quadratmeter großen Ausstellungsraum mit einer Ausstellung von Gemälden und Skulpturen des Hongkonger Tattoo-Künstlers Yau Kwok Keung. Aber auch international renommierte Galerien, darunter Ben Brown Fine Arts aus London oder die Pariser Galerie de Sarthe, haben sich für Wong Chuk Hang entschieden.
„Im März treffen wir uns dann alle auf der Art Basel Hong Kong“, freut sich der dort ebenfalls ansässige belgische Kunsthändler Axel Vervoordt. Die Messe, in diesem Jahr vom 28. bis zum 30. März, ist zu einem wichtigen Datum im globalen Kunstkalender geworden: Im vergangenen Jahr markierte ihre elfte Ausgabe ein triumphales Comeback nach der Covid-Pandemie. „Wir sind wieder da – lebendig und voller Energie, als Treffpunkt von Tradition und Avantgarde, als Hafen der Kulturen und als wichtige Brücke in der sich entwickelnden Kunstlandschaft über die Regionen hinweg“, freut sich Angelle Siyang-Le, Direktorin der Art Basel HongKong. Also nichts wie hin.
Windrose ist auf hochwertige Individualreisen spezialisiert und hat Hongkong im Programm. Organisiert werden Flüge, Hotels sowie individuelle, maßgeschneiderte Erlebnisse. Angeboten wird auch eine elftägige Rundreise durch die Metropolen Asiens – Hongkong, Singapur, Tokio – mit Schwerpunkt Lifestyle und Kulinarik. P.P. ab 15.990 Euro, windrose.de
SOTHEBY´S MAISON. Wie macht man ein Auktionshaus attraktiv? Indem man es wie einen luxuriösen Concept Store gestaltet. Schon der Eingang ist ein Spektakel, wer Geld und Geschmack hat, kann hier exklusiv und erlesen einkaufen. Landmark Chater, 8 Connaught Road, Central, T. +852.25248121, sothebys.com
M+. Die Fassade wirbt mit von nah und fern sichtbarer Medienkunst für das erste globale Museum für visuelle Kultur in Asien. West Kowloon Cultural District, 38 Museum Drive, Kowloon, T. +852.22000022, mplus.org.hk
TAI KWUN. Wunderschönes Kulturzentrum aus 16 historischen Kolonialgebäuden, das die Gemeinschaft mit Konzerten, Vorträgen und wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst inspirieren will. 10 Hollywood Road, Central, T. +852.35592600, taikwun.hk
H QUEEN´S. Der 2018 fertiggestellte, mit Designpreisen in ganz Asienüberhäufte, 24stöckige Glas und Stahlturm beherbergt eine Vielzahlnamhafter Kunstgalerien aus dem Inund Ausland.80 Queen’s Road Central, Central, T. +852.23431738, hqueens.com.hk
WONG CHUKHANG. Der ganz im Süden von Hong Kong Island gelegene, seit Kurzem nur noch zwei Stationen vom zentralen Admiralty Bahnhof entfernte Stadtteil hat sich in den letzten Jahren zu einem kunstorientierten Trendviertel mit Cafés, Galerien von Weltrang und Künstlerateliers hinter grauen Fabrikfassaden aufgewertet.
ART BASEL HONGKONG 2013 erstmals unter diesem Namen gestartet, ist dies die wohl wichtigste Kunstmesse in Asien. Hong Kong Convention and Exhibition Centre, 1 Harbour Road, Wan Chai, artbasel.com
DUDDELL´S. Das seit 2013 mit Michelin Stern ausgezeichnete kantonesische Restaurantgehört dem Sammler Alan Lo und ist Treffpunkt für kunstinteressierte Gourmets. Zu den Kunstwerken auf der Speisekarte zählen die frittierten Eierküchlein mit Jakobsmuscheln und Kaviar und das knusprig gebratene Hühnchen. 1 Duddell Street, Central, T. +852.25259191, duddells.co
GRAND MAJESTIC SICHUAN. Küchenchefin Theign Phan überrascht in dem mit Kristalllüstern, roter Seide und Gucci Tapeten an die Supper Clubs aus den 70er Jahren erinnernden Lokal mit Gerichten wie dem „Feuerwerkshuhn”, das auf einem Bett aus Chilischoten serviert wird. Alexandra House, 18 Chater Road, Central, T. +852.21511299, grandmajesticsichuan.com
HO LEE FOOK. Der Name des sehenswerten Kellerlokals im trendigen SoHo bedeutet „Viel Glück für deinen Mund” und wird übersetzt mit gedämpften Schwertmuscheln mit Glasnudeln und zwei verschiedenen Sojasoßen oder dunkel glänzendem, mit Honig und Gewürzen aromatisiertem Schweinefleisch. 35 Elgin Street, Central, T. +852.28100860, holeefook.com.hk
MAN MO DIMSUM. Der Schweizer Nicolas Elalouf, ein in Hongkong ausgebildeter DimSum Meister, füllt seine ganz traditionell aus Mehl und Wasser hergestellten Dumplings mit gedünstetem Wolfsbarsch mit Zitronenbutter, thailändischer Garnelen-TomYum oder feinster Foie gras. 233 Hollywood Rd, Sheung Wan, T. +852.53435743, manmodimsum.com
MOTT 32. Durchgestyltes Restaurant mit Clubatmosphäre im Untergeschoss der Standard Chartered Bank. Als Bestseller gelten die glänzende Pekingente, die eine 48-stündige Prozedur durchläuft, das Dim Sum Siu Mai mit weich gekochtem Wachtelei und schwarzem Trüffel sowie der unter einer Rauchglocke servierte Black Cod. 44A Des Voeux Rd, Central, T. +852.28858688, mott32.com
YIN JEE CLUB. Der Raum mit hellen Marmortischen, meerblauen Samtbänken und bequemen Ledersesseln ist von schlichter Eleganz, der Service professionell, die kantonesische Küche phänomenal. Das knusprig gesalzene Huhn und der gebratene Hummer mit Schalotten sind dem Michelin zwei Sterne wert. Nexxus Building, 41 Connaught Rd, Central, T. +852.28016882, yingjeeclub.hk
THE PENINSULA HONGKONG. Das älteste Hotel der Stadt, offizieller Sponsor der Art Basel Hong Kong, ist eine Sehenswürdigkeit, vor allem die Lobby mit ihren Säulen, stuckverzierten Decken und den Werken, die ausgewählte Künstler im Rahmen des „Art in Resonance” Programms für das Hotel schaffen. Dazu: 300 luxuriöse Zimmer und Suiten, acht hervorragende Restaurants, Pool und Spa. Ab 570 Euro, Salisbury Road, Tsim Sha Tsui, T. +852.29202888, peninsula.com
ISLAND SHANGRI-LA. Die stilvollen, holzvertäfelten Zimmer gruppieren sich um ein Atrium voller Banyan Bäume und ein 16 stöckiges Seidenwandbild. Gourmets empfehlen „Lobster Bar & Grill”, das französische „Restaurant Petrus” oder den chinesischen „Summer Palace”. Ab 323 Euro, Pacific Place, Supreme Court Road, Central, T. +852.28773838, shangri-la.com
MANDARIN ORIENTAL HONGKONG. 1963 Das höchste Gebäude auf Hongkong Island, ist das 27 stöckige Hotel heute eine Ikone. Besonders angesagt: die Bar „The Aubrey” und das gerade frisch renovierte „Man Wah” mit kantonesischer Sterneküche. Ab 445 Euro, 5 Connaught Road Central, T. +852.25220111, mandarinoriental.com
THE UPPERHOUSE. Mit 400 Kunstwerken und minimalistischem, hellem Interieur ein echter Hingucker. 117 große Zimmer mit hohen Fensterfronten verteilen sich auf zehn Etagen eines modernen Glasturms. Schick: das Restaurant „Salisterra” und die zugehörige Bar. Ab 524 Euro, 88 Queensway, Admiralty, T. +852.39681000, thehousecollective.com
FOUR SEASONS HOTELHONGKONG. Die Lage im FC Tower ist so spektakulär wie praktisch. Vier Restaurants teilen sich acht Michelin Sterne; die Poolterrasse über dem Hafen und das weitläufige Spa sagen ebenfalls Wow. Ab 566 Euro, 8 Finance Street, Central, T. +852.31968888, fourseasons.com
W HONGKONG. Kühn, stilvoll und kompromisslos modern – das Grundprinzip aller W Hotels gilt auch für das 393 Zimmer Hotel im aufstrebenden West Kowloon Distrikt. Ein gläserner Aufzug schwebt hinauf zur verglasten Lobby und weiter zu Hongkongs höchstem Außenpool mit Bar, DJ und Partystimmung. Ab 317 Euro, 1 Austin Road West, Kowloon, T. +852.37172222, marriott.com
Ein Originaldruck von Andy Warhol? Eine Picasso-Keramik? Banksys zur Hälfte geschreddertes Gemälde „Love is in the bin“? In Sotheby’s Concept Store gibt es auch eine Erstausgabe von Ian Flemings James-Bond-Novelle „The Man with the Golden Gun“, chinesische Teeschalen aus der Song-Dynastie, von Künstlern gestaltete Handtaschen, seltene Filmplakate, einen versteinerten Mammutschädel und Samurai-Rüstungen aus dem 18. Jahrhundert – alles zu Preisen zwischen 600 und sechs Millionen Euro.
Sotheby’s Maison heißt der erst im vergangenen Sommer eröffnete, sorgfältig kuratierte Luxusladen des neuen, über 2200 Quadratmeter großen Head Office des Auktionshauses in Hongkongs Landmark Chater, eine der teuersten Shoppingadressen im mit teuren Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade geizenden Stadtteil Central. Die Mall wird derzeit für rund eine Milliarde US-Dollar aufgehübscht, um neben Edelboutiquen von Hermès, Prada oder Tiffany und dem eleganten Hotel The Landmark Mandarin Oriental auch Haute-Couture-Ateliers, Private-Dining-Konzepte und Concierge-Services anzubieten. Eine Etage tiefer, in einem sechs Meter hohen, vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam dramatisch inszenierten Raum, finden ausgesuchte Kunstausstellungen in Museumsqualität statt.
„Sotheby’s neues Flaggschiff zeigt, welchen Stellenwert die Kunst in Hongkong erreicht hat“, sagt Tobias Berger, ein gebürtiger Wiesbadener. Als er 2006 als Kurator des Para Site, damals einziges Zentrum für zeitgenössische Kunst, in die Hafenstadt kam, „gab es hier kaum Galerien, und die Szene hatte wenig zu bieten. Aber ich hatte von vielversprechenden Projekten gehört, die die Stadt auch für Kunstliebhaber attraktiv machen sollten“. Zum Beispiel für ihn: 2015 wurde Berger zum künstlerischen Leiter des Tai-Kwun-Kulturzentrums in der ehemaligen Central Police Station von Hongkong ernannt.
Es steht mitten im Trendviertel SoHo, wo sich Alt und Neu, Schäbiges und Schickes zu einem aufregenden Cocktail vermischen, und ist mit Hongkongs ikonischem, 800 Meter langen Escalator, dem längsten überdachten Freiluft-Rolltreppensystem der Welt, zu erreichen. Vom Ausgang an der Hollywood Road sind es nur ein paar Meter bis zum Tai-Kwun-Komplex.
Immerhin: Die gerade fertiggestellte, großformatige Installation der deutsch-polnischen Künstlerin Alicja Kwade ist nicht zu übersehen. Eigens für diesen Ort konzipiert, verteilt sie sechs zellenartige Strukturen aus Glasbausteinen auf dem ehemaligen Gefängnishof, umgeben von mit Felsblöcken beschwerten Metallstühlen – eindrückliche Metaphern für die belastende Erfahrung des Wartens. Wechselnde Ausstellungen in der Kunsthalle JC Contemporary gleich dahinter – „jede Ausstellung maßgeschneidert, jede ein neues Abenteuer“, sagt Tobias Berger – konzentrieren sich auf Werke, die sich mit diesem Ort und seiner Geschichte auseinandersetzen.
Beeindruckend ist bereits die architektonische Kühnheit, mit der die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron die historische Polizeistation umgestaltet und erweitert haben. Deren Basler Büro entwarf auch das spektakuläre M+-Gebäude, Herzstück des neuen Kowloon Cultural District, der ein dem Wasser abgetrotztes keilförmiges Gelände am Victoria Harbour bespielt und als eines der derzeit größten und ambitioniertesten Kulturprojekte der Welt gilt.
Der 65.000 Quadratmeter große Ausstellungspalast ist kaum an einem Tag zu bewältigen: Er beherbergt 33 Galerien, drei Kinosäle, Mediathek, zwei Museumsshops, Restaurants, ein Café und einen Dachgarten mit spektakulärem Blick auf den Hafen. Seine dunkelgrün glasierte, die Licht- und Witterungsverhältnisse reflektierende Keramikfassade belebt das Stadtpanorama ebenso wie der mit einem imposanten LED-Systemausgestattete Turm, der die Werke der Sammlung, spezielle Auftragsarbeiten und museumsbezogene Inhalte ankündigt. „Das Publikum wird über den Bildschirm auf uns aufmerksam und neugierig, weil die Bilder und Botschaften so anders sind als die der üblichen Werbung“, meint M+-Direktorin Suhanya Raffel. Im Inneren des Gebäudes begeistern die weltweit einzigartige Uli-Sigg-Sammlung mit über 120 Werken zeitgenössischer chinesischer Kunst und wechselnde Ausstellungen. Bis Ende April sind etwa die fantastischen Haute-Couture-Roben der chinesischen Designerin Guo Pei zu sehen.
Momentan umgibt das M+ indes noch eine gigantische Baustelle. Das der klassischen chinesischen Oper gewidmete Xiqu Centre, das Palace Museum mit wertvollen Schätzen aus dem Pekinger Palastmuseum und der weitläufige Art Park mit seiner zwei Kilometer langen Uferpromenade sind zwar schon in Betrieb. Aber an etlichen Theatern und Veranstaltungsorten sowie dem Fährenanleger wird noch gearbeitet. Bis dahin muss, wer das M+ besuchen möchte, die weitläufige Hong Kong Station und eine labyrinthische Shoppingmall durchdringen – ein Weg, von dem selbst Google Maps überfordert ist.
Einfacher ist es, im Glücksfall nur gut fünf Taxi-Minuten entfernt, die Kunstwerke in der imposanten Lobby des legendären Peninsula zu bewundern. Schon beim Check-in begrüßt der bronzene Wachhund des US-Bildhauers Jim Dine. Eine vorbereitende Skizze dazu hängt über dem Sofa gleich daneben. Mio Pang Feis überdimensionale Kalligrafie an der breiten Treppe zum Mezzanin schätzen Instagrammer als Hintergrund. Und jedes Jahr beauftragt das Peninsula Hong Kong ausgewählte Künstler mit temporären Installationen für das Hotel. In 2024 belebte die französische Künstlerin Elise Morin die Lobby mit einer glitzernden Wellenform aus industriell zerstörten CDs.
Gegenüber dem Peninsula und direkt am Wasser setzt das überdimensionierte Hong Kong Museum of Art auf die Spannung zwischen Chinas kulturellem Erbe und der Förderung junger lokaler Kunst. „Wir sind das Kunstmuseum dieser Stadt“, erklärt Museumschefin Maria Mok. „Wir kuratieren regelmäßig eigene Ausstellungen, arbeiten aber auch mit großen internationalenMuseen zusammen. Unser Haus zeigt eine Welt der Kontraste aus einer klaren Hongkonger Perspektive.“
Zurück in Central auf Hong Kong Island, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, begegnet man den Big Playern des internationalen Kunstmarkts, die sich hier in den letzten zehn Jahren angesiedelt haben: Gagosian residiert im Pedder Building, David Zwirner oder Pace Gallery im eigens für Kunstgalerien errichteten Tower H Queen’s, Hauser & Wirth ist kürzlich von dort in neue Räumlichkeiten umgezogen, White Cube und Lehmann Maupin haben ihre Standorte ganz in der Nähe, und auch einheimische Galerien wie Ora-Ora und Pearl Lam spielen auf höchstem Niveau mit. Sie alle nutzen die offensichtlichen Vorteile des Standorts: In Hongkong gibt es keine Mehrwertsteuer, keine Zolltarife, keine komplizierten Im- und Exportverfahren.
Die junge Generation dagegen, für die die Mieten in Central unerschwinglich sind, hat sich in den mehrstöckigen Lagerhallen des ehemaligen Industriegebiets Wong Chuk Hang im Süden der Insel niedergelassen. Und damit das dereinst düstere und verwahrloste Viertel in ein pulsierendes Zentrum für Kunst, Kultur und Lifestyle verwandelt. Schon 2010 eröffnete die Blindspot Gallery in einer ehemaligen Großwäscherei an der Wong Chuk Hang Road mit jungen Künstlern, die mit Fotografie und neuen Medien arbeiten. „Ich wusste damals nicht, worauf ich mich einließ“, erinnert sich Inhaberin Mimi Chun, „ich dachte nur: Dieser Ort ist so cool, die Leute werden schon kommen.“ Tatsächlich blieb sie nicht lange allein.
Tauchen Sie ein in die Welt des stilvollen Reisens.
Entdecken Sie luxuriöse Hideaways, außergewöhnliche Destinationen und inspirierende Geschichten aus aller Welt.
Emerald Mou, zuvor in der Hongkonger Galerie von Lehmann Maupin und Mitinhaberin von Mine Project, das sich auf chinesische und internationale Künstler konzentriert, unterzeichnete im September 2021 einen Mietvertrag für einen 4.000 Quadratmeter großen Raum, der es ihr ermöglichte, ein Galerieprogramm rund um Künstler ihrer Generation aufzubauen. In einem anderen Fabrikgebäude um die Ecke eröffnete Current Plans einen 14.500 Quadratmeter großen Ausstellungsraum mit einer Ausstellung von Gemälden und Skulpturen des Hongkonger Tattoo-Künstlers Yau Kwok Keung. Aber auch international renommierte Galerien, darunter Ben Brown Fine Arts aus London oder die Pariser Galerie de Sarthe, haben sich für Wong Chuk Hang entschieden.
„Im März treffen wir uns dann alle auf der Art Basel Hong Kong“, freut sich der dort ebenfalls ansässige belgische Kunsthändler Axel Vervoordt. Die Messe, in diesem Jahr vom 28. bis zum 30. März, ist zu einem wichtigen Datum im globalen Kunstkalender geworden: Im vergangenen Jahr markierte ihre elfte Ausgabe ein triumphales Comeback nach der Covid-Pandemie. „Wir sind wieder da – lebendig und voller Energie, als Treffpunkt von Tradition und Avantgarde, als Hafen der Kulturen und als wichtige Brücke in der sich entwickelnden Kunstlandschaft über die Regionen hinweg“, freut sich Angelle Siyang-Le, Direktorin der Art Basel HongKong. Also nichts wie hin.
Windrose ist auf hochwertige Individualreisen spezialisiert und hat Hongkong im Programm. Organisiert werden Flüge, Hotels sowie individuelle, maßgeschneiderte Erlebnisse. Angeboten wird auch eine elftägige Rundreise durch die Metropolen Asiens – Hongkong, Singapur, Tokio – mit Schwerpunkt Lifestyle und Kulinarik. P.P. ab 15.990 Euro, windrose.de
SOTHEBY´S MAISON. Wie macht man ein Auktionshaus attraktiv? Indem man es wie einen luxuriösen Concept Store gestaltet. Schon der Eingang ist ein Spektakel, wer Geld und Geschmack hat, kann hier exklusiv und erlesen einkaufen. Landmark Chater, 8 Connaught Road, Central, T. +852.25248121, sothebys.com
M+. Die Fassade wirbt mit von nah und fern sichtbarer Medienkunst für das erste globale Museum für visuelle Kultur in Asien. West Kowloon Cultural District, 38 Museum Drive, Kowloon, T. +852.22000022, mplus.org.hk
TAI KWUN. Wunderschönes Kulturzentrum aus 16 historischen Kolonialgebäuden, das die Gemeinschaft mit Konzerten, Vorträgen und wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst inspirieren will. 10 Hollywood Road, Central, T. +852.35592600, taikwun.hk
H QUEEN´S. Der 2018 fertiggestellte, mit Designpreisen in ganz Asienüberhäufte, 24stöckige Glas und Stahlturm beherbergt eine Vielzahlnamhafter Kunstgalerien aus dem Inund Ausland.80 Queen’s Road Central, Central, T. +852.23431738, hqueens.com.hk
WONG CHUKHANG. Der ganz im Süden von Hong Kong Island gelegene, seit Kurzem nur noch zwei Stationen vom zentralen Admiralty Bahnhof entfernte Stadtteil hat sich in den letzten Jahren zu einem kunstorientierten Trendviertel mit Cafés, Galerien von Weltrang und Künstlerateliers hinter grauen Fabrikfassaden aufgewertet.
ART BASEL HONGKONG 2013 erstmals unter diesem Namen gestartet, ist dies die wohl wichtigste Kunstmesse in Asien. Hong Kong Convention and Exhibition Centre, 1 Harbour Road, Wan Chai, artbasel.com
DUDDELL´S. Das seit 2013 mit Michelin Stern ausgezeichnete kantonesische Restaurantgehört dem Sammler Alan Lo und ist Treffpunkt für kunstinteressierte Gourmets. Zu den Kunstwerken auf der Speisekarte zählen die frittierten Eierküchlein mit Jakobsmuscheln und Kaviar und das knusprig gebratene Hühnchen. 1 Duddell Street, Central, T. +852.25259191, duddells.co
GRAND MAJESTIC SICHUAN. Küchenchefin Theign Phan überrascht in dem mit Kristalllüstern, roter Seide und Gucci Tapeten an die Supper Clubs aus den 70er Jahren erinnernden Lokal mit Gerichten wie dem „Feuerwerkshuhn”, das auf einem Bett aus Chilischoten serviert wird. Alexandra House, 18 Chater Road, Central, T. +852.21511299, grandmajesticsichuan.com
HO LEE FOOK. Der Name des sehenswerten Kellerlokals im trendigen SoHo bedeutet „Viel Glück für deinen Mund” und wird übersetzt mit gedämpften Schwertmuscheln mit Glasnudeln und zwei verschiedenen Sojasoßen oder dunkel glänzendem, mit Honig und Gewürzen aromatisiertem Schweinefleisch. 35 Elgin Street, Central, T. +852.28100860, holeefook.com.hk
MAN MO DIMSUM. Der Schweizer Nicolas Elalouf, ein in Hongkong ausgebildeter DimSum Meister, füllt seine ganz traditionell aus Mehl und Wasser hergestellten Dumplings mit gedünstetem Wolfsbarsch mit Zitronenbutter, thailändischer Garnelen-TomYum oder feinster Foie gras. 233 Hollywood Rd, Sheung Wan, T. +852.53435743, manmodimsum.com
MOTT 32. Durchgestyltes Restaurant mit Clubatmosphäre im Untergeschoss der Standard Chartered Bank. Als Bestseller gelten die glänzende Pekingente, die eine 48-stündige Prozedur durchläuft, das Dim Sum Siu Mai mit weich gekochtem Wachtelei und schwarzem Trüffel sowie der unter einer Rauchglocke servierte Black Cod. 44A Des Voeux Rd, Central, T. +852.28858688, mott32.com
YIN JEE CLUB. Der Raum mit hellen Marmortischen, meerblauen Samtbänken und bequemen Ledersesseln ist von schlichter Eleganz, der Service professionell, die kantonesische Küche phänomenal. Das knusprig gesalzene Huhn und der gebratene Hummer mit Schalotten sind dem Michelin zwei Sterne wert. Nexxus Building, 41 Connaught Rd, Central, T. +852.28016882, yingjeeclub.hk
THE PENINSULA HONGKONG. Das älteste Hotel der Stadt, offizieller Sponsor der Art Basel Hong Kong, ist eine Sehenswürdigkeit, vor allem die Lobby mit ihren Säulen, stuckverzierten Decken und den Werken, die ausgewählte Künstler im Rahmen des „Art in Resonance” Programms für das Hotel schaffen. Dazu: 300 luxuriöse Zimmer und Suiten, acht hervorragende Restaurants, Pool und Spa. Ab 570 Euro, Salisbury Road, Tsim Sha Tsui, T. +852.29202888, peninsula.com
ISLAND SHANGRI-LA. Die stilvollen, holzvertäfelten Zimmer gruppieren sich um ein Atrium voller Banyan Bäume und ein 16 stöckiges Seidenwandbild. Gourmets empfehlen „Lobster Bar & Grill”, das französische „Restaurant Petrus” oder den chinesischen „Summer Palace”. Ab 323 Euro, Pacific Place, Supreme Court Road, Central, T. +852.28773838, shangri-la.com
MANDARIN ORIENTAL HONGKONG. 1963 Das höchste Gebäude auf Hongkong Island, ist das 27 stöckige Hotel heute eine Ikone. Besonders angesagt: die Bar „The Aubrey” und das gerade frisch renovierte „Man Wah” mit kantonesischer Sterneküche. Ab 445 Euro, 5 Connaught Road Central, T. +852.25220111, mandarinoriental.com
THE UPPERHOUSE. Mit 400 Kunstwerken und minimalistischem, hellem Interieur ein echter Hingucker. 117 große Zimmer mit hohen Fensterfronten verteilen sich auf zehn Etagen eines modernen Glasturms. Schick: das Restaurant „Salisterra” und die zugehörige Bar. Ab 524 Euro, 88 Queensway, Admiralty, T. +852.39681000, thehousecollective.com
FOUR SEASONS HOTELHONGKONG. Die Lage im FC Tower ist so spektakulär wie praktisch. Vier Restaurants teilen sich acht Michelin Sterne; die Poolterrasse über dem Hafen und das weitläufige Spa sagen ebenfalls Wow. Ab 566 Euro, 8 Finance Street, Central, T. +852.31968888, fourseasons.com
W HONGKONG. Kühn, stilvoll und kompromisslos modern – das Grundprinzip aller W Hotels gilt auch für das 393 Zimmer Hotel im aufstrebenden West Kowloon Distrikt. Ein gläserner Aufzug schwebt hinauf zur verglasten Lobby und weiter zu Hongkongs höchstem Außenpool mit Bar, DJ und Partystimmung. Ab 317 Euro, 1 Austin Road West, Kowloon, T. +852.37172222, marriott.com
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen