Hotel_MO_Maifair_copyright_Michael_Hannwacker_MO8_1
© Michael Hannwacker
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Text Michael Hannwacker
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Showstopper im neuen Mandarin Oriental Mayfair: die Treppe, die in kühnem Schwung vom Entree zum Restaurant von Akira Back hinunterwandert. Ihr antwortet ein Wirbel aus Holzpaneelen, der scheinbar aus der Wand über den Fauteuils drängt

DAS VOR-URTEIL
Darf ich ein Geständnis machen? Ich rasiere mich gern in der Dusche. In Hotels bedingt dies in aller Regel beträchtliche Verrenkungen. Weil der – natürlich sofort beschlagene – Spiegel eben selten gegen über der Brause, sondern in einem verwegenen Winkel zu ihr angebracht ist. Nicht in diesem Hotel. Hier gibt es einen Spiegel – tada! tada! – in der Kabine. In der es im übrigen kein Forschungsprojekt wie in vielen anderen Luxushotels braucht, um irgendwann zu verstehen, aus welcher Brause was für eine Art von Strahl in der gewünschten Wassertemperatur sprudelt. Stattdessen: ein Wärmeregler, ein Knopf für die Handbrause, einer für die Regendusche, fertig. Ein Hotel mit solchen Gesten hat bei mir schon gewonnen.

© Michael Hannwacker

DER ERSTE EINDRUCK
Der Kontrast zum ersten Haus der Gruppe an der Themse, dem Mandarin Oriental Hyde Park in Knightsbridge, könnte kaum größer sein: statt Größe maximale Diskretion, statt Grandezza noble Zurückhaltung. Die Rezeption ist fast ein bisschen versteckt und kaum größer als ein Wohnzimmer, die Flure sind kurz, der Geräuschpegel ist gedämpft. Der Effekt ist der einer beinahe privaten Residenz mit handverlesenem Personal, exquisiter Ausstattung und von einer Großtalent bespielten Speisekammer. Gerade hier übrigens schwingt sich das Hotel zu seinem eindrucksvollsten Statement auf: Eine ming-grüne Marmortreppe mit von untenbeleuchteten Stufen dreht sich hinunter zum von einem kathedralenhohen Glasdach beleuchteten und voneinem betörenden Holzwirbel belebten Atrium. Im Spa eine Etage darunter wartet Mayfairs längster Pool.

DIE BAUGESCHICHTE
Nach beinahe ewiger Bauzeit im Juni eröffnet, ist dies der erste Hotelneubau in Mayfair seit über zehn Jahren – doch die Konkurrenz, gerade unter den Fünf-Sterne-Häusern (unter anderen das Claridge’s, The Beaumont, Brown’s Hotel, The Connaught oder, in absehbarer Zeit, das neue Rosewood in der ehemaligen amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square), schläft nicht. Die vollverglaste Rooftop Bar zog im November nach; am – voraussichtlich mit italienischer Küche belebten – Restaurant im Erdgeschoss wird noch gewerkelt.

© Michael Hannwacker
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Stählerne Viereckrahmen, Backsteinpaneele und Glas definieren die Fassade, die sich harmonisch in das Ensemble am Hanover Square einfügt. Drinnen bewachen bronzene Panther die Gästeflure

DIE LEBENSQAULITÄT
Die Interior Designer des Londoner Studio Indigo, bislang vor allem für noble britische Residenzen tätig und daher in der Hotelszene noch unverbraucht, haben die Ausstaffierung etlicher Yachten in ihrem Portfolio. Das ist die Erklärung für die stromlinienförmige Eleganz der nur 50 mit handbemalten Seiden tapeten ausgekleideten Zimmer und Suiten. Bei der Ankunft erwarteten uns ein auf Eis gekühlter Champagnerund frische Blumenbouquets, große Teile der Mini-Bar gehen auf Kosten des Hauses. Und im Schrank hingen Kimonos und Morgenmäntel, die dazu verleiten, dem inneren Cary Grant freien Lauf zu lassen.

DIE GESCHMACKSFRAGE
Bis zum Eintreffen des Italieners im Erdgeschoss regiert der amerikanisch-koreanische Starkoch Akira Back, in seiner Jugend übrigens ein professioneller Snowboarder, mit seinem ersten Auftritt in London die Geschmacksfragen des Hauses. Das bedeutet etwa eine wunderhübsche, großzügig gefüllte Bento Box zum Frühstück und asiatische Spitzenküche zum Lunch und am Abend. Nebenan verführt die schummrig-lauschige„ABar“ mit Kreationen wie dem „Momotaro“ (Suntory Toki Whisky, Pfirsichlikör, Zitrone, Jasmin-Sake-Soda), zwei Schritte weiter versteckt sich hinter einer silbernen Tür ein 14-sitziger Chef’s Table. Und auf dem Rooftop wartet eine weitere Bar unter Backs Regie mit unverstellter Sicht über die Dächer von London.

© Michael Hannwacker
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Das Restaurant von Akira Back gehört leicht zu den attraktivsten in London. Und die soeben eröffnete Rooftop Bar empfängt ihre Gäste mit Sitzen-bleiben-wollen-Komfort

DAS UMFELD
Dank Lage zwischen New Bond und Regent Street mussten wir unsere prall gefüllten Shopping-Taschen nur ein paar Minuten zum Hotel tragen. Soho oder Marylebone waren nur Schritte entfernt, die Schneideran der Savile Row und die Weltklasse-Ausstellungen in der Royal Acadamy liegen ebenfalls in Laufnähe. Und mit der neuen Elizabeth Line, über Londons längste Rolltreppe zu erreichen, hüpften wir quasi nach Heathrow.

© Michael Hannwacker
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Möchte man eigentlich nicht teilen: die Wagyu Tacos im Restaurant. Die handbemalten Seidentapeten der Pariser Manufaktur de Gournay holen die Magnolienblüten vom Hanover Square ganzjährig in die Zimmer und Suiten

DAS EXTRA
Das ist wirklich ungewöhnlich: Mandarin Oriental und die Architekten seines neuen Hauses haben Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in das Design integriert: Die Fassade könnte demontiert, heißt es, und am Endeihrer Lebensdauer leicht wiederverwendet oder recycelt werden. Aber so weit wollen wir gar nicht denken. Denn„inspiriert von den Bauten des historischen Mayfair reagiert unser Entwurf“, sagt Graham Stirk vom Architekturbüro RSHP, „auf die benachbarten Fassaden und ergänzt die historische Umgebung des Hanover Square“. Will heißen: Das Büro, das, etwa mit dem Pariser Centre Pompidou, auch schon mal rücksichtsloser mit dem Umfeld umgegangen ist, hat hier zwar erneut einen kompromisslosen Ansatz gewählt, ist aber gleichzeitig in der Kontinuität der Londoner Baugeschichte geblieben. Und wie nennt man so etwas? Genau, ein Meisterwerk.

 

© Michael Hannwacker
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Der 25 Meter lange Pool wirkt, als sei er von Glühwürmchen beleuchtet. Und die „aBar” eine Etage darüber ist augenscheinlich auf Zack

DZ ab 1144 Euro, 22 Hanover Square, London, T. +44.20.78 89 88 88, mandarinoriental.com/en/london/mayfair

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Showstopper im neuen Mandarin Oriental Mayfair: die Treppe, die in kühnem Schwung vom Entree zum Restaurant von Akira Back hinunterwandert. Ihr antwortet ein Wirbel aus Holzpaneelen, der scheinbar aus der Wand über den Fauteuils drängt

DAS VOR-URTEIL
Darf ich ein Geständnis machen? Ich rasiere mich gern in der Dusche. In Hotels bedingt dies in aller Regel beträchtliche Verrenkungen. Weil der – natürlich sofort beschlagene – Spiegel eben selten gegen über der Brause, sondern in einem verwegenen Winkel zu ihr angebracht ist. Nicht in diesem Hotel. Hier gibt es einen Spiegel – tada! tada! – in der Kabine. In der es im übrigen kein Forschungsprojekt wie in vielen anderen Luxushotels braucht, um irgendwann zu verstehen, aus welcher Brause was für eine Art von Strahl in der gewünschten Wassertemperatur sprudelt. Stattdessen: ein Wärmeregler, ein Knopf für die Handbrause, einer für die Regendusche, fertig. Ein Hotel mit solchen Gesten hat bei mir schon gewonnen.

© Michael Hannwacker

DER ERSTE EINDRUCK
Der Kontrast zum ersten Haus der Gruppe an der Themse, dem Mandarin Oriental Hyde Park in Knightsbridge, könnte kaum größer sein: statt Größe maximale Diskretion, statt Grandezza noble Zurückhaltung. Die Rezeption ist fast ein bisschen versteckt und kaum größer als ein Wohnzimmer, die Flure sind kurz, der Geräuschpegel ist gedämpft. Der Effekt ist der einer beinahe privaten Residenz mit handverlesenem Personal, exquisiter Ausstattung und von einer Großtalent bespielten Speisekammer. Gerade hier übrigens schwingt sich das Hotel zu seinem eindrucksvollsten Statement auf: Eine ming-grüne Marmortreppe mit von untenbeleuchteten Stufen dreht sich hinunter zum von einem kathedralenhohen Glasdach beleuchteten und voneinem betörenden Holzwirbel belebten Atrium. Im Spa eine Etage darunter wartet Mayfairs längster Pool.

DIE BAUGESCHICHTE
Nach beinahe ewiger Bauzeit im Juni eröffnet, ist dies der erste Hotelneubau in Mayfair seit über zehn Jahren – doch die Konkurrenz, gerade unter den Fünf-Sterne-Häusern (unter anderen das Claridge’s, The Beaumont, Brown’s Hotel, The Connaught oder, in absehbarer Zeit, das neue Rosewood in der ehemaligen amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square), schläft nicht. Die vollverglaste Rooftop Bar zog im November nach; am – voraussichtlich mit italienischer Küche belebten – Restaurant im Erdgeschoss wird noch gewerkelt.

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Stählerne Viereckrahmen, Backsteinpaneele und Glas definieren die Fassade, die sich harmonisch in das Ensemble am Hanover Square einfügt. Drinnen bewachen bronzene Panther die Gästeflure

DIE LEBENSQAULITÄT
Die Interior Designer des Londoner Studio Indigo, bislang vor allem für noble britische Residenzen tätig und daher in der Hotelszene noch unverbraucht, haben die Ausstaffierung etlicher Yachten in ihrem Portfolio. Das ist die Erklärung für die stromlinienförmige Eleganz der nur 50 mit handbemalten Seiden tapeten ausgekleideten Zimmer und Suiten. Bei der Ankunft erwarteten uns ein auf Eis gekühlter Champagnerund frische Blumenbouquets, große Teile der Mini-Bar gehen auf Kosten des Hauses. Und im Schrank hingen Kimonos und Morgenmäntel, die dazu verleiten, dem inneren Cary Grant freien Lauf zu lassen.

DIE GESCHMACKSFRAGE
Bis zum Eintreffen des Italieners im Erdgeschoss regiert der amerikanisch-koreanische Starkoch Akira Back, in seiner Jugend übrigens ein professioneller Snowboarder, mit seinem ersten Auftritt in London die Geschmacksfragen des Hauses. Das bedeutet etwa eine wunderhübsche, großzügig gefüllte Bento Box zum Frühstück und asiatische Spitzenküche zum Lunch und am Abend. Nebenan verführt die schummrig-lauschige„ABar“ mit Kreationen wie dem „Momotaro“ (Suntory Toki Whisky, Pfirsichlikör, Zitrone, Jasmin-Sake-Soda), zwei Schritte weiter versteckt sich hinter einer silbernen Tür ein 14-sitziger Chef’s Table. Und auf dem Rooftop wartet eine weitere Bar unter Backs Regie mit unverstellter Sicht über die Dächer von London.

© Michael Hannwacker
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Das Restaurant von Akira Back gehört leicht zu den attraktivsten in London. Und die soeben eröffnete Rooftop Bar empfängt ihre Gäste mit Sitzen-bleiben-wollen-Komfort

DAS UMFELD
Dank Lage zwischen New Bond und Regent Street mussten wir unsere prall gefüllten Shopping-Taschen nur ein paar Minuten zum Hotel tragen. Soho oder Marylebone waren nur Schritte entfernt, die Schneideran der Savile Row und die Weltklasse-Ausstellungen in der Royal Acadamy liegen ebenfalls in Laufnähe. Und mit der neuen Elizabeth Line, über Londons längste Rolltreppe zu erreichen, hüpften wir quasi nach Heathrow.

© Michael Hannwacker
© Michael Hannwacker
Möchte man eigentlich nicht teilen: die Wagyu Tacos im Restaurant. Die handbemalten Seidentapeten der Pariser Manufaktur de Gournay holen die Magnolienblüten vom Hanover Square ganzjährig in die Zimmer und Suiten

DAS EXTRA
Das ist wirklich ungewöhnlich: Mandarin Oriental und die Architekten seines neuen Hauses haben Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in das Design integriert: Die Fassade könnte demontiert, heißt es, und am Endeihrer Lebensdauer leicht wiederverwendet oder recycelt werden. Aber so weit wollen wir gar nicht denken. Denn„inspiriert von den Bauten des historischen Mayfair reagiert unser Entwurf“, sagt Graham Stirk vom Architekturbüro RSHP, „auf die benachbarten Fassaden und ergänzt die historische Umgebung des Hanover Square“. Will heißen: Das Büro, das, etwa mit dem Pariser Centre Pompidou, auch schon mal rücksichtsloser mit dem Umfeld umgegangen ist, hat hier zwar erneut einen kompromisslosen Ansatz gewählt, ist aber gleichzeitig in der Kontinuität der Londoner Baugeschichte geblieben. Und wie nennt man so etwas? Genau, ein Meisterwerk.

 

© Michael Hannwacker
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Der 25 Meter lange Pool wirkt, als sei er von Glühwürmchen beleuchtet. Und die „aBar” eine Etage darüber ist augenscheinlich auf Zack

DZ ab 1144 Euro, 22 Hanover Square, London, T. +44.20.78 89 88 88, mandarinoriental.com/en/london/mayfair