verliebtes Paar
© Lucia Mauri/Getty-Images
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Text Stefan Maiwald

Wir fahren in die Berge – aber ans Meer. Interessant ist der sprachliche Unterschied: Das Meer ist nicht das Ziel. Unser Ziel ist der Strand, ob der nun aus feinem Sand, groben Kieseln oder gar den Brettern einer Beachbar besteht. Dort verbringen wir unseren Urlaub. Das Ziel ist der Blick aufs Meer. Das Rauschen der Wellen. Der Duft des Salzwassers. Apropos Bretter: Der Strand ist viel mehr als nur ein Urlaubsort. Er ist eine echte Bühne, und jeder von uns spielt hier seine Rolle mal kleiner, mal größer, präsentiert sich zwangsläufig der Öffentlichkeit, schreitet über die sonnige Piazza. Das Meer ist von reiner Farbe. Alles ist leicht und luftig und wiegt weniger als sonst, und das gilt vor allem für die Gedanken. Wir begeben uns in die Horizontale und erfahren einen Perspektivwechsel, wir blicken in die Weite oder in den Himmel, nicht mehr nach vorn, nicht mehr auf neue Projekte und anstehende Aufgaben. Produktivität und Selbstoptimierung können uns mal. Die Sonne bescheint den Strand, aber nicht grell und gleißend. Unsere misstrauischen Gesichter werden ganz weich und rosig. Die Aussichten sind bestens.

 

Wir verbringen unseren Ur­laub am Strand, nicht im Meer. Wir rammen unsere Sonnenschirme in den Sand und sind distanzierte Beobachter. Wir sind Landbewohner, der Strand ist die letzte Grenze. »Das Meer! Die Unendlichkeit!«,schwärmte Thomas Mann. »Meine Liebe zum Meer, dessen ungeheure Einfachheit ich der anspruchsvollen Vielgestalt des Gebirges immer vorgezogen habe, ist so alt wie meine Liebe zum Schlaf.«

Stefan Maiwald

Das Leben am Strand bietet für alle Sinne etwas. Menschen beschweren sich über krähende Hähne, bellende Hunde, dröhnende Kirchenglocken. Aber das Meeresrauschen, so ohrenbetäubend es auch sein mag, genießen wir. Es ist eine Geräuschkulisse, die wir regelrecht herbeisehnen. Dann: der heiße Sand, in dem wir unsere Hände abstützen oder auf dem wir barfuß von Schatten zu Schatten hasten – oder die feuchten Kiesel unter den Füßen, auf denen wir vorsichtig ins Wasser balancieren. Und erst der Duft eines Strand-tages! Die verlockende Kokosmilch, der aufgeheizte Stoff der Sonnenschirme, das Plastik der Gummiboote. Die feuchten Handtücher, das schmelzende Wassereis und die aufweichende Druckerschwärze der in der Sonne liegenden Zeitung. Der Schlick, der Schnellbräuner zum Aufsprühen, die Piniennadeln, der Toast aus der Bar. Das Leben wird langsamer, auch auf natürliche Weise ausgebremst von unseren schwerfälligen Schritten im nachgiebigen Sand. Eine Freiheit von Zwang, von einengender Kleidung. Endlich durchatmen. Die ungewohnte Körperlichkeit ist uns bald vertraut, der Alltag bleibt weit weg.

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Wir fahren in die Berge – aber ans Meer. Interessant ist der sprachliche Unterschied: Das Meer ist nicht das Ziel. Unser Ziel ist der Strand, ob der nun aus feinem Sand, groben Kieseln oder gar den Brettern einer Beachbar besteht. Dort verbringen wir unseren Urlaub. Das Ziel ist der Blick aufs Meer. Das Rauschen der Wellen. Der Duft des Salzwassers. Apropos Bretter: Der Strand ist viel mehr als nur ein Urlaubsort. Er ist eine echte Bühne, und jeder von uns spielt hier seine Rolle mal kleiner, mal größer, präsentiert sich zwangsläufig der Öffentlichkeit, schreitet über die sonnige Piazza. Das Meer ist von reiner Farbe. Alles ist leicht und luftig und wiegt weniger als sonst, und das gilt vor allem für die Gedanken. Wir begeben uns in die Horizontale und erfahren einen Perspektivwechsel, wir blicken in die Weite oder in den Himmel, nicht mehr nach vorn, nicht mehr auf neue Projekte und anstehende Aufgaben. Produktivität und Selbstoptimierung können uns mal. Die Sonne bescheint den Strand, aber nicht grell und gleißend. Unsere misstrauischen Gesichter werden ganz weich und rosig. Die Aussichten sind bestens.

 

Wir verbringen unseren Ur­laub am Strand, nicht im Meer. Wir rammen unsere Sonnenschirme in den Sand und sind distanzierte Beobachter. Wir sind Landbewohner, der Strand ist die letzte Grenze. »Das Meer! Die Unendlichkeit!«,schwärmte Thomas Mann. »Meine Liebe zum Meer, dessen ungeheure Einfachheit ich der anspruchsvollen Vielgestalt des Gebirges immer vorgezogen habe, ist so alt wie meine Liebe zum Schlaf.«

Stefan Maiwald

Das Leben am Strand bietet für alle Sinne etwas. Menschen beschweren sich über krähende Hähne, bellende Hunde, dröhnende Kirchenglocken. Aber das Meeresrauschen, so ohrenbetäubend es auch sein mag, genießen wir. Es ist eine Geräuschkulisse, die wir regelrecht herbeisehnen. Dann: der heiße Sand, in dem wir unsere Hände abstützen oder auf dem wir barfuß von Schatten zu Schatten hasten – oder die feuchten Kiesel unter den Füßen, auf denen wir vorsichtig ins Wasser balancieren. Und erst der Duft eines Strand-tages! Die verlockende Kokosmilch, der aufgeheizte Stoff der Sonnenschirme, das Plastik der Gummiboote. Die feuchten Handtücher, das schmelzende Wassereis und die aufweichende Druckerschwärze der in der Sonne liegenden Zeitung. Der Schlick, der Schnellbräuner zum Aufsprühen, die Piniennadeln, der Toast aus der Bar. Das Leben wird langsamer, auch auf natürliche Weise ausgebremst von unseren schwerfälligen Schritten im nachgiebigen Sand. Eine Freiheit von Zwang, von einengender Kleidung. Endlich durchatmen. Die ungewohnte Körperlichkeit ist uns bald vertraut, der Alltag bleibt weit weg.

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