Ausser uns nichts Gäste des Wanderhotels 700 000 Heures reiten durch die Einsamkeit der spektakulären Dünenlandschaft des Lençóis-Maranhenses-Nationalparks

Aufbruchstimmung

Der Franzose Thierry Teyssier reist mit seinem Wanderhotel von einem spektakulä-
ren Ort zum nächsten. Er inszeniert einen lebensnahen Märchenurlaub und hinterlässt keine Spuren. Außer im Sand

Text: Patricia Engelhorn     Fotos: Eric Martin/Le Figaro/laif

In Atins gibt es keine geteerten Straßen oder sonst wie befestigte Wege. Man könnte den ganzen Tag barfuß gehen, wäre der helle Puderzuckersand zwischen Strand, Bar und dem winzigen Supermarkt nicht so verflucht heiß. Den Hühnern, Eseln und wilden Hunden, die hier völlig frei umherstreunen, scheint das nichts auszumachen. Sie haben auch keine Scheu vor den fremden Besuchern, die vermehrt im Dorf auftauchen und manchmal für immer bleiben. Es sind Kite-Surfer, Wüsten-Freaks, zivilisationsmüde Aussteiger oder auch mal ein Grüppchen wohlhabender, weltoffener Traveller, die dem französischen Tausendsassa Thierry Teyssier auf seiner beinahe absurd langen Reise in den Nordosten Brasiliens gefolgt sind und für ein winziges Zimmer in einer kalkweiß gestrichenen Fischerhütte zwischen windzerzausten Palmen den gleichen Preis bezahlen wie für eine Nacht im Pariser Hôtel Ritz.

LE PARC DES LENCOIS MARANHENSES, L'ETOFFE DU BRESIL
Kann man da einschlafen? Wenn nicht, bleibt man eben wach und genießt die einzigartige Stille und Einsamkeit einer Nacht in der weißen Sandwüste

Ein paar Eckdaten zur Orientierung: Atins ist ein abgeschiedenes 1000-Seelen-Kaff an der brasilianischen Atlantikküste, eingekeilt zwischen der spektakulären Dünenlandschaft des Lençóis-Maranhenses-Nationalparks, der Mündung des Preguiças-Flusses und dem Meer. Eine direkte Straßenanbindung gibt es nicht, auch keinen Zug oder andere öffentliche Verkehrsmittel. Der nächste Flughafen São Luís befi ndet sich gute drei Autostunden und eine einstündige Bootsfahrt entfernt. Strom kam erst vor ein paar Jahren ins Dorf, er ist nach wie vor zickig. Mobilfunkempfang und Internet sind bedingt verfügbar, Kreditkarten werden eher selten akzeptiert.

LE PARC DES LENCOIS MARANHENSES, L'ETOFFE DU BRESIL
 Thierry Teyssier setzt sich gerne mit seinen Gästen an die einfachen Tische des „Restaurante Chico Jacinto“, bestellt gegrillte Garnelen oder Fischeintopf Mocheca, und zahlt zum Schluss die Zeche
 

Was zum Teufel will man dort? „Es ist wild, es ist freundlich, es ist abgeschieden, die Natur ist sensationell, man kann mit den Fischern angeln gehen“, sagt Monsieur Teyssier, der im kommenden Sommer zum zweiten Mal sein exklusives Nicht-Luxus-Lager in einer Drei-Zimmer-Hütte aufschlagen wird. Weit abseits jeglicher Zivilisation punktet Atins mit einem langsamen, einfachen und ursprünglichen Lebensstil, endlosen Sandstränden und dem direkten Zugang zu Abertausenden von bis zu 40 Metern hohen Quarzsanddünen, deren Kuhlen sich in der Regenzeit mit Frischwasser füllen.

Ich möchte, dass meine Gäste etwas Reales erleben – echte Häuser, echte Menschen, echte Orte –, und zwar nicht so, wie es Hotels behaupten, sondern viel näher

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Für alle im Ort gebliebenen bereitet Thierry Teyssier das Dinner zu

Von Mai bis September gelten die azurblauen Lagunen zwischen strahlend weißen Sandwellen als einer der „most instagrammable places“ der Welt, dann verdunstet das Wasser, und die Pools verschwinden wie eine Fata Morgana.

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