Anzeige

Seite 3 Ferrari on the rocks

Damit kamen die smarten Schweden Sundström und Andersson ins Spiel, die es mit ihrer Firma „Icemakers AB“ mittlerweile zum weltweiten Marktführer als Wintertestgelände-Designer gebracht haben. „Anfangs haben sie nur warmes Wasser auf die dicken Eisschichten der Seen gesprüht, um glatte Flächen für die Autos zu erzeugen“, erzählt Raffaele, „dann erkannten sie das Potenzial ihrer Idee und stellten ein komplettes Testgelände hin.“ Neben den klassischen Ice Tracks gibt es Split Tracks mit einseitig beheizbarem Asphalt sowie Parcours mit Stufen, Löchern, Höckern und Kreiseln zum Driften. Überdies hat Icemakers auch komplette Rennkurse wie Silverstone und den Nürburgring eins zu eins auf Eis kopiert, insgesamt 1500 Kilometer im Laufe des Winters. Den Anfang machten Opel und Bosch, dann folgten Mercedes, BMW, VW und Porsche. Und, exklusiver geht’s nicht, Ferrari. Arvidsjaurs Landepiste wuchs zum Airport, auf dem in der Saison täglich Maschinen aus Stuttgart, Frankfurt, München, Hannover, Birmingham und Turin landen, Testzentren mit Werkstätten wurden hochgezogen, Gaststätten, Läden und Hotels.

Lappland Lodge
Lachs und Ren, Elch und Bär sind die eigentlichen Ureinwohner lapplands. das Nomadenvolk der Samen kam erst später. In der „Hunting lodge” gibt es abends die Ureinwohner à la carte

Eines der weit besseren als mein bescheidenes Quartier, die „Silver Lodge“, wird in der Wintersaison komplett von Mercedes gebucht, deshalb hat VW lieber gleich ein eigenes Haus für seine Mitarbeiter gebaut – heute ist es mit 490 Zimmern das größte Hotel Schwedens.einmal hin zum Polarkreis, ein schnelles Foto vom Schild mit der Aufschrift „Polcirkeln“, p ichtschuldiges Ergriffensein, und dann gleich zurück, denn zur Abrundung meines fantastischen Tages wartet in der „Hunting Lodge“ ein Dinner mit deftiger hochnordischer Küche. Jetzt kenne ich die Strecke ja schon, außerdem habe ich Hunger, also drücke ich mehr aufs Gas als bei der Hinfahrt. „Was für ein Trip, im nächsten Leben werde ich Biltestare“, jubiliere ich. „Das ist nicht nötig, man kann sich auch privat hier austoben“, sagt Raffaele. Wie das? „Zu den Testern auf den Pisten gesellen sich immer mehr Automobilisti, die einfach aus Herzenslust über Schnee jagen und übers Eis driften wollen. Die bekommen dann im Package ihre Fahrzeuge gestellt.“ Manche von ihnen sogar kostenlos: „Viele der großen Firmen lassen sich nicht lumpen“, verrät Raffaele, „wenn es darum geht, guten Geschäftspartnern, treuen Kunden oder prospektiven Käufern ein besonderes Erlebnis zu bieten.

Arjeplog Lappland

Die werden dann für ein paar Tage als VIP-Gäste eingeflogen. In der „Hunting Lodge“ eingetroffen, gibt es zum Auftakt Stücke vom Wildlachs, die alles Bisherige verblassen lassen, dann Steak vom Elch und Filet vom Rentier, beide von betörender Würze und zart wie Butter. Am Rentier übrigens verdienen besonders die einheimischen Samen, die „First Nation“ Lapplands, denn dank königlich-schwedischem Privileg dürfen nur sie diese robusten Vierbeiner züchten. am Ende meiner drei magischen Tage in Schwedisch Lappland checke ich in einer Unterkunft ein, die zu den Ikonen der nordischen Hotellerie gehört: im „Iglootel“ bei Arjeplog. Jedes Jahr wird es von Neuem ganz aus Schnee und Eis errichtet, mit zehn individuell gestalteten Schlaf-Iglus. Eine Warnung an Warmduscher: Angenehmer als maximal vier Grad minus wird es hier nie, was allerdings im Thermo-Schlafsack auf dicken, kuscheligen Rentierfellen gut verträglich ist. Wer sich vor dem Einschlafen trotzdem noch mal extra aufwärmen will, frequentiert die holzbefeuerte Rundsauna im Aurora-Spa oder die beheizten Outdoor-Whirlpools. Oder man besucht die „Igloo Bar“ oder den „Fire Room“, wo die Gäste beim Grog oder Schwedenkräutertee an einer offenen Feuerstelle gern einen Plausch abhalten. Ich entscheide mich für den „Fire Room“. Aber unterhalten mag ich mich heute nicht. Weil ich nach all dem Motorenklang der letzten Tage mein Glück still genießen will.

Arjeplog Lappland
In Arjeplog gibt es mehr Snowmobile als Frauen. Und vielleicht deshalb auch nur fünf Einwohner pro Quadratkilometer

Ferrari GtC4 Lusso
Anzahl Zylinder: V12
Hubraum: 6,3 LiterPS/KW: 690/507
Max. Drehmoment: 697 Nm bei 5.750 U/min
Max. Drehzahl: 8.250 U/min
0–100 km/h: 3,4 sec
Topspeed: 335 km/h
Fahrdynamik: 4rM (Allrad, Vierradlenkung)
Kofferraum: 800 l
Gewicht: 1,8 t
Preis: 261.800 Euro

Seite 1