Ein Maestro verrät seine Lieblingslokale
„Mailand und die Lombardei sind in den letzten Jahren kulinarisch stark gewachsen und zu einem Bezugspunkt für die italienische Gastro-Szene und darüber hinaus geworden”, sagt Antonio Guida, Chefkoch im Hotel Mandarin Oriental Milan. „Einen wichtigen Anstoß gab 2015 die Expo, die bekannte Küchenchefs und junge Talente in die Stadt brachte und ihnen einen fruchtbaren Boden für ihre kulinarischen Vorstellungen und Experimente bot.” Er selbst gehört auch dazu – ein Apulier, der nach Stationen etwa bei Pierre Gagnaire in Paris und in der „Enoteca Pinchiorri” in Florenz die Gastronomie im Hotel Il Pellicano in Porto Ercole übernahm und dort zwei Michelin-Sterne erkochte.
Das Mandarin Oriental holte ihn nach Mailand. Hier wurde er Küchenchef im eleganten Hotelrestaurant „Seta”, das nur wenige Monate später den ersten, 2016 den zweiten Stern bekam. „Das Mailänder Publikum ist einerseits Neuheiten gegenüber extrem empfänglich”, erklärt Antonio Guida, „anderseits ist man hier sehr leistungsorientiert. Nur hochwertige und seriöse Angebote werden honoriert.” Dass das international geprägte Mailand mit vielen ausländischen, auch gastronomisch interessierten Besuchern rechnen kann, ist ein zusätzlicher Anreiz, sich als europäische Food-Hochburg zu etablieren, glaubt der Sterne-Koch. Wann immer er Zeit hat, isst er bei Kollegen – hier sind seine persönlichen Favoriten
Exit Die jungen Inhaber haben Räumlichkeiten und kulinarisches Angebot des ehemaligen Kiosks erweitert – jetzt stehen Ei auf Kartoffel-Parmesan- Creme oder Taube mit Auberginen-Baba- Ganoush auf der Karte. Antonio Guida schätzt die Qualität der innovativen Küche und die Tatsache, dass sich das Lokal in seiner Nachbarschaft befindet. exit-milano.com Wicky’s Wicky Priyan kombiniert japanische und mediterrane Elemente: Fisch-Carpaccio in einer Marinade aus Zitrusfrüchten, Zitronengras, Fenchelsamen und Sesamöl, Angus-Nigiri mit Rosmarin-Trüffel-Sauce, Wolfsbarsch an einem mit Soja und Zitrone aromatisierten Champagner-Sud. „Eines der besten asiatischen Restaurants in Mailand”, sagt Antonio Guida. wicuisine.it Gelateria Ciacco Wer wie Antonio Guida traditionelle Sorten vorzieht, bekommt hier ein Eis, das aus möglichst wenigen, qualitativ höchstwertigen Zutaten zubereitet wird. ciaccolab.it
Antica Trattoria del Gallo Typisches Osteria-Flair und ein schöner Garten nur wenige Kilometer außerhalb Mailands in Gaggiano. Auf der Karte stehen Cotoletta alla milanese und ein wunderbar cremiges Safran-Risotto. Antonio Guida: „Hier gibt es traditionelle lombardische Küche in einem einfachen, aber sehr gepflegten Umfeld.” trattoriadelgallo.com
Crosta „Die Jungs selektionieren mit großer Sorgfalt die Getreide, die sie für ihre köstlichen Ofen-Produkte verwenden”, sagt Antonio Guida, „ihre Pizzen sind hervorragend, aber auch die verschiedenen Brotsorten schmecken sensationell.” Man kann alles kaufen und mitnehmen, aber auch bleiben – morgens zum Frühstück, mittags oder auch zum Aperitivo am Abend. crosta.eu
Il Portico di Paolo Antoni Guida nimmt die kurze Fahrt in Richtung Como gerne in Kauf, um die geniale, aber völlig unprätentiöse Küche von Paolo Lopriore zu genießen: „Ein Restaurant mit unglaublich genau recherchierten Gerichten.” ilporticodipaolo.it
Pasticceria Marlà Die Konditorei von Marco Battaglia und Lavinia Franco ist in kürzester Zeit zur Top-Adresse für alles Süße geworden. Egal ob Frühstück- Brioches, Torten oder Patisserie – alles wird meisterhaft und mit besten Zutaten zubereitet. Antonio Guida: „Die römischen ‚maritozzi’ (mit Schlagrahm gefüllte Mini-Brötchen) muss man probiert haben.” marlapasticceria.it
Hotels
The Yard Schickes, britisch geprägtes Boutiquehotel direkt am Darsena-Ufer im quirligen Navigli- Viertel. Die 30 Zimmer sind mit Vintage-Mobiliar, Antiquitäten, Sporttrophäen und anderen stilvollen Fundstücken eingerichtet. Dazu: eine coole Lounge, ein lebhaftes Restaurant mit kreativer Mailänder Küche und eine stylische Bar. theyardplaces.com, DZ ab 250 Euro Hotel Maison Borella In schönster Navigli-Lage und in einer typischen „Casa di ringhiera” (Haus mit Innenhof und Balkons an der Innenfassade) aus dem 18. Jahrhundert wurden 20 komplett unterschiedliche Zimmer und Suiten mit Parkettböden, Holzbalkendecken, wertvollen Möbeln und modernster Technologie untergebracht. Zu den Highlights zählt das exzellente Restaurant „Bugandè” mit romantischem Hof. hotelmaisonborella.com, DZ ab 150 Euro
Senato Hotel Milano 43-Zimmer-Hotel in der Privatresidenz der Familie Ranza, die es vier Generationen lang bewohnte und noch immer besitzt. Architekt Alessandro Bianchi entwarf das schicke, schwarz-weiße Interieur und die von einheimischen Handwerkern gefertigten Möbel. Zum Hotel gehören ein charmantes Patio-Café und Dachterrasse mit Sonnenliegen. senatohotelmilano.it, DZ ab 170 Euro
Palazzo Parigi Opulent, glamourös und immer noch ein Geheimtipp. Die mit Antiquitäten und Kunst dekorierten Zimmer sind von leicht altmodischer Eleganz, dabei hell, großzügig und komfortabel. Zum Hotel gehören ein schöner Garten, in dem auch gefrühstückt werden kann, und eines der besten Spas der Stadt. palazzoparigi.com, DZ ab 600 Euro
Sheraton Diana Majestic Das vielleicht charmanteste Luxushotel Mailands eröffnete 1908 in einem Art-nouveau-Palast mit prächtigem Garten und einer von Glyzinien überdachten Terrasse. Die 106 Zimmer und Suiten punkten mit klassischen Biedermeiermöbeln und großzügigen Marmorbädern, die Hotelbar ist auch bei Einheimischen beliebt. sheratondianamajestic.com, DZ ab 130 Euro
Room Mate Giulia Star-Architektin Patricia Urquiola gestaltete dieses 86-Zimmer-Hotel in jungem, fröhlichem Retro-Stil. In der Lobby stehen Vintage-Sessel und bunte Designer-Tische, der rosa Marmorboden erinnert vage an jenen des Doms. Die Zimmer sind in warmen Grün-, Blau- und Rosatönen gehalten, es gibt ein gutes Frühstücksbuffet, aber kein Restaurant. room-matehotels.com, DZ ab 160 Euro
Restaurants
Spazio Niko Romito Niko Romito zählt zu den Stars der italienischen Gastronomie und hat neben seinem Drei-Sterne-Restaurant in den Abruzzen ein paar Ableger eröffnet. Spazio residiert in der 4. Etage direkt über der berühmten Galleria und bietet neben einem Cinemascope-Blick auf den Dom ambitionierte italienische Küche in minimalistisch-entspanntem Ambiente. spazionikoromito.com
Pasta Madre Das Lokal wirkt gekonnt ungestylt, und auch die Küche gibt sich angenehm unprätentiös. Doch was der Sizilianer Francesco Costanzo auftischt – frittierte Mini-Tintenfische mit Meeresspargel oder hausgemachte Spaghetti mit Vesuv-Tomaten, Burrata und Scampi aus Mazara –, ist eine Klasse für sich. Dazu gibt es eine kleine, feine Weinauswahl und ein paar Tische vor der Tür. pastamadremilano.it
Trippa Der erste Eindruck täuscht: Diego Rossis unscheinbare Trattoria ist oft wochenlang im Voraus ausgebucht. Mit sonnenblumengelben Wänden und einfachen Holztischen wirkt sie, wie aus den 50er-Jahren übrig geblieben, nur eine offene Küche hätte es damals nicht gegeben. Das Menü ändert sich fast täglich, doch die Bestseller bleiben, etwa das luftig-zarte Vitello tonnato aus langsam gegartem Kalbfleisch und Thunfisch-Creme aus dem Siphon. trippamilano.it
Rovello 18 Michele de Liguoro hat das beliebte Traditionslokal von seiner Mutter übernommen und sowohl den unangestrengt eleganten Stil der Einrichtung als auch die klassische Küche beibehalten. Man sitzt unter Holzbalken an weiß gedeckten Tischen und genießt ein goldgelbes Risotto-Törtchen oder Tagliatelle mit Rindfleisch-Salsiccia-Ragu zu einem tiefroten Nebbiolo aus der Lombardei. rovello18.it
Vinoir Gianluca Ladu und seine Frau Maddalena waren Web-Designer, bevor sie an einem ruhigen Teil des Navigli-Ufers Mailands ersten Laden für Naturweine eröffneten. In den Regalen stehen die Flaschen ausgesuchter Produzenten, darunter auch jede Menge „bollicine”. Die meisten Kunden sind aber Gäste: Sie kommen, um an den wenigen Tischen ein Carpaccio von der Gelbschwanzmakrele oder Cannelloni mit Mangold und Sardellen zu essen. vinoir.com
Nebbia Milano Als Federico, Mattia und Marco vor gut zwei Jahren ihr minimalistisch-schönes Restaurant im touristenfreien Stadtteil San Gottardo eröffneten, wussten sie genau, was sie machen wollten: eine kreative Küche, die dem Marktangebot folgt. Stammgäste lieben die Lasagna- Terrine, die Entenleber auf hausgemachter Brioche und die Kutteln mit Kimchi und Minze. nebbiamilano.com
Bu:r Eugenio Boers Lokal versteckt sich in einem unauffälligen Wohnviertel und punktet mit eleganter Salon-Atmosphäre: ockerfarben schimmernder Teppichboden, nachtblaue Wände, weiß gedeckte Tische für maximal 30 Gäste. Der gebürtige Holländer kocht ausschließlich mit italienischen Produkten, allerdings modern, höchst kreativ und absolut fantastisch. restaurantboer.com