
Weltstadt mit Herd
London rüstet kulinarisch weiter auf. Vier Newcomer mit höchsten Ambitionen
Weltstadt mit Herd
London rüstet kulinarisch weiter auf. Vier Newcomer mit höchsten Ambitionen
Text: Patricia Bröhm
Daniel Humm – Claridge’s
Es war, als hätte Ed Sheeran ein Konzert angekündigt: Kaum war Daniel Humms jüngstes Restaurant Davies and Brook an der gleichnamigen Kreuzung in Mayfair im traditionsreichen Londoner Claridge’s eröffnet, da registrierte das System schon 15 000 Reservierungen. Fast wie ein verlorener Sohn wird der gebürtige Schweizer bei seiner Rückkehr nach Europa gefeiert. Tatsächlich ist seine Londoner Adresse so etwas wie eine zeitgemäße Reinkarnation seines New Yorker Edelrestaurants „Eleven Madison Park“. Dekor und Speisekarte erinnern deutlich an das gehypte US-Original, wobei auch Elemente aus Humms Casual Dining Konzept NoMad zum Tragen kommen. Kostproben von der Karte: Karottentatar mit Meerrettich und Puntarelle, Black Cod mit Miso, Kohlrabi und Kohl und natürlich Humms legendäres Dessert „Milk & Honey“. Der Anspruch? Ganz unbescheiden: „Wir wollen das beste Restaurant in London werden!“
Daniel Humm im Claridge
Jean-Georges Vongerichten – Connaught Grill
Da wird ihm ein anderer New Yorker in einer anderen Nobelherberge in Mayfair Konkurrenz machen wollen: Die Eigentümer des ikonischen Connaught Hotel haben CelebrityChef Jean-Georges Vongerichten (der nebenan auch das Restaurant „Jean-Georges“ verantwortet) beauftragt, dem legendären connaught grill, von 1955–2000 das Wohnzimmer der Londoner Society, neues Leben einzuhauchen. Und siehe da: Wo einst Lady Di und Michael Caine verkehrten, liegen jetzt schottischer Hummer, RibEye vom HerefordRind oder gerösteter Spitzkohl mit DashiGlasur auf dem Rost.
The Connaught Grill
Tom Aiken – Muse
Etwas unprätentiöser als diese beiden Nobeladressen gibt sich das jüngste Projekt von Tom Aiken, enfant terrible der Londoner Gastroszene – aber nur von außen. Beim ersten Besuch im Muse in einem bescheidenen Eckhaus im eigentlich superchicen Belgravia fragte sich die „Daily Mail“ nämlich: „Is this the most pretentious menu ever?“ Aiken, einst jüngster Zwei-Sterne-Koch Großbritanniens und etwa bei Joël Robuchon im Trainingslager, betitelt seine Gerichte wie Songs: „Just down the road“ oder „Wait and see“ – viel mehr verrät die Speisekarte nicht. Lassen Sie sich überraschen!
The Ivy Asia
Überraschen wird Sie unzweifelhaft das Ambiente in The Ivy Asia am Rande der City: neongrün illuminierter Boden, vier Meter hohe antike Samurai-Statuen und ein atemberaubender Blick auf die Kuppel der nahen St.Paul’s Kathedrale. Zur Erinnerung: „The Ivy“ in Covent Garden war der Celebrity Hangout der 1990erJahre – „The Ivy Asia“ ist der jüngste Ableger der Gruppe, mit ähnlichem Glamour Faktor und Crowd Pleasern wie Maki Rolls mit Wagyu Beef vom Barbecue, Black Cod oder Duck, Lobster & Lychee Rice.