Seite 2 Ferrari on the Rocks

Ferrari am Arctic Circle
Jeden Tag aufs Neue präparieren die „Icemakers” 1500 Kilometer Ice Tracks auf den bis zu zwei Meter dicken Eisdecken der Seen um Arjeplog für die Testfahrer von Ferrari, Porsche und Co.

Und Manuelito hat es drauf: Auch bei spiegelglatter Fahrbahn bleibt der zwei Tonnen schwere Bolide besser in der Spur als der beste SUV – natürlich auch dank Allrad und Vierradlenkung.später, im Rundkurs auf dem zugefrorenem Hornavan-See, geht der Tanz auf dem Glatteis erst richtig los. Halb aus Panik, halb aus Interesse frage ich, ob der Wagen denn bei diesem Parforceritt überhaupt noch zuverlässig zu bremsen sei. Das hätte ich besser bleiben lassen sollen, denn sofort tritt Raffaele heftig auf die Bremse – wir schnellen in die Gurte, das rote Rennpferd kommt augenblicklich zum Stehen: „Vedi, amico“, sagt Rafaele, „non c’è problema.“ Und erzählt weiter, dass wir uns auf historischem Terrain bewegen: Sowohl ABS wie auch ESC wurden auf Arjeplogs Eisseen zum ersten Mal getestet. Das ist so beruhigend, dass ich mich nun selbst hinters Lenkrad traue. Damit ich auf keine allzu abenteuerlichen Ideen komme, verlassen wir das eisige Testgelände und brausen nach Norden, zum 80 Kilometer entfernten Polarkreis. Teils führt die Tour durch dichte Wälder auf festem Schnee, teils auf trockenen Straßen entlang zahlloser zugefrorener Seen, dann kurvige Bergstrecken hinauf und hinunter. Der Rote und ich werden schnell beste Freunde, ein leichtes Tippen mit den Fingern, und schon schaltet das Getriebe unmerklich in den nächsten Gang. Wer es noch bequemer mag, drückt den „Auto“-Knopf, der in eigener Regie zwischen sieben Gängen entscheidet.

Ferrari am Arctic Circle
Ein Zauberknopf, der Wunder wirkt: dank „Manuelito” (und Ferrari-Pilot Raffaele de Simone) bleibt der Zwei-Tonnen-Bolide auf spiegelglatter Fahrbahn in der Spur

Aber den rühre ich nicht an, bin fest entschlossen, die Fahrt weiter selbst schaltend und waltend in vollen Zügen zu genießen. Ab und zu braust uns von Norden ein Mitbewerber entgegen – meist deutschen Fabrikats und ebenfalls mit einem springenden Pferd als . Dann wird zum Gruß beim Vorbeirauschen ein-, zweimal gehupt, und weiter geht die furiose Fahrt. Währenddessen plaudert Raffaele über das lappländische Autotester-Dorado: „Im Winter schlagen hier rund 30 000 Ingenieure, Mechaniker und ‚Biltestare‘ (schwedisch für Testfahrer) auf“, erzählt er, „um im Auftrag ihrer Firmen deren aktuelle Innovationen zu testen – optimierte Bremssysteme, Software-Handlings, oder auch nur eine neue Reifen-Generation.“ Die Superstars auf den Eispisten sind aber die „Erlkönige“, Prototypen, die noch nicht für die Augen der Öffentlichkeit be-stimmt sind und die sich hier, am nördlichen Polarkreis, erst einmal beweisen müssen.Und wie hat das alles angefangen? „Das war in den 1960er-Jahren durch puren Zufall: Es gab Firmen, die im 500 Kilometer nördlich gelegenen Kiruna getestet haben und denen bei einem Tankstopp die vereiste Landebahn von Arvidsjaur

Rentiere Lappland
HERDENTRIEB Das Rentier ist seit ewigen Zeiten die Überlebensversicherung der samen: Zugtier, Ernährungsgrundlage und Felllieferant in einem.

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