Text: Reinhard Modritz
Man kann München nicht wirklich vorwerfen, bei Neubauten zu mutig zu sein. Erfreulicherweise ist der Koenigshof da eine rühmliche Ausnahme. Dem spanischen Architekten Nieto Sobejano, Sieger aus einem von der Stadt organisiertem Wettbewerb, ist mit dem Hotel der Luxury Collection von Marriott International ein großer Wurf gelungen, der auch London oder New York gut zu Gesicht stünde. Aus dem hässlichen Entlein Königshof wurde also ein stolzer Schwan.
So aufregend der kubische Bau am Karlsplatz/ Stachus von außen, so unaufdringlich elegant das Innenleben. Sogar das Gold, und von dem gibt es reichlich, nicht nur an der Fassade, sondern auch in der turmhohen Lobby und in der „The Gold“ Tagesbar, übt sich in vornehm matter Zurückhaltung.
Das gilt auch für die vom Münchner Büro Landau + Kindelbacher gestalteten 106 Suiten, die sich auf acht von neun Etagen verteilen. Sie sind von einem im besten Sinne zeitlosen Design, das man während des Aufenthaltes schätzt, aber an das man sich nach der Abreise nur mehr schemenhaft erinnert. Damit das nicht so bleibt, hält man kleine Memorabilia für die Gäste bereit, wie die Koenigshof Torte, die sich als Hommage an die berühmte Prinzregententorte versteht, einen Koenigshof Tee oder den Koenigshof Bellini. Besonderes Augenmerk unter den standesgemäßen Unterkünften verdient die Präsidenten-Suite, mit 250 Quadratmetern angeblich die größte Hotelsuite der Stadt, die mit einem Private Spa und einem veritablem Indoor Pool punkten kann, für 16.000 Euro, pro Nacht, versteht sich. Ist sie grade mal unbelegt, dürfen sich auch gewöhnliche Gäste mal verwöhnen lassen, Wellness für drei Stunden, macht 800 Euro.
Sind die acht Etagen ein überzeugendes Angebot für den angereisten Gast, so dürfen sich die Münchner auf die neunte freuen. Da lässt es der Koenigshof so richtig krachen, zum Beispiel mit dem Restaurant Greta Oto, das nach einem südamerikanischen Schmetterling benannt ist. Beim Betreten genießt man zu allererst die 180°-Aussicht auf München durch die Bodentiefen Panoramafenster, später beim Menü die Kreationen des Peruaners Michael Cánepa, den Foodies noch aus dem Mandarin Oriental Munich kennen und schätzen. Überhaupt begegnen einem etliche bekannte Gesichter aus ebendiesem Hotel, allem voran die ebenso charmante wie umtriebige General Managerin Rabea Möller.
Mit dem lateinamerikanischen Restaurant folgt der Koenigshof einem Trend, den It-Places wie Amazonico (Madrid, Monte Carlo) oder Coya (Marbella, Barcelona, London) höchst erfolgreich vormachen. Ob es allerdings die legendären Parties, die dort zu später Stunde stattfinden geben wird, bleibt abzuwarten.
Dagegen wird die stylische Rooftop Bar nebenan, die schon jetzt für ihren leckeren Pisco Sour bekannt ist, ganz sicher zum Stammplatz für die Münchner Bar Flies. An schönen Abenden öffnet sie sich zur weitläufigen Dachterrasse, die hoch über dem Stachus thront und den Blick auf den historischen Karlsplatz freigibt – ein Highlight. Überhaupt ist der Koenigshof ein Zugewinn für das gesamte Areal. Wenn später auch noch der hässliche Hinterhof zum nahen Bahnhof erst mal so richtig aufgehübscht ist, wird aus der bisherigen 2B-Lage sicher eine angesagte 1A-Location.
Bleibt am Ende die Frage, ob München nach dem Rosewood so schnell ein weiteres Fünfsterne-Hotel gebraucht hat. Die Antwort kommt umgehend und eindeutig: ja.
Koenigshof Munich, Karlsplatz 25, Tel +49 172 986-9076, ab 759 Euro, koenigshof-munich.com