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Die glorreichen Drei

Drei ungewöhnliche Inseln. Drei legendäre Architekten. Drei einzigartige Hideaways. Sind die Fari Islands die heißeste Neueröffnung der Malediven? Ja, und die coolste!

Text: R. G. Falkner

Weit vorgezogene, Schatten spendende Flachdächer verwandeln die Terrasse der Wasservillen im Patina Maldives in einen Living Room, in den niemand Einblick hat

Der Samstagsmarkt auf der Grande Place in Vevey ist für Thomas Neeser ein Pflichttermin. Gerade jetzt im Hochsommer, wenn die Bauern der Umgebung vollreife Tomaten bringen, darunter alte Sorten Jahr für Jahr wachsen die Malediven um ein rundes Dutzend neuer Hotel-Inseln im Luxus- Segment. Wirklich neu präsentieren sich die meisten davon aber nicht, man setzt gerne auf Bewährtes. War es das, was David Tsang dazu inspiriert hat, Luxus auf den Malediven komplett neu zu denken? Wie auch immer, so wie auf den Fari Islands haben Sie die Malediven noch nie erlebt, versprochen. Wo vor Kurzem noch nichts war, außer einem unbewohnten Inselchen etwa eine drei viertel Bootsstunde vom internationalen Flughafen Velana im Nord-Malé-Atoll, nicht größer als ein Fußballfeld, wetteifern jetzt drei aus dem Indischen Ozean gewonnene Eilande darum, welches von ihnen das schönste, exklusivste und vor allem das nachhaltigste ist. Genauer gesagt sind es vorerst noch zwei, das dritte Resort, Capella Maldives, ist erst noch im Werden. Die Capella Group mit Sitz in Singapur (und da schließt sich der Kreis zu David Tsang aus der Besitzerfamilie) ist auch der Geld- und Ideengeber für dieses wahrlich innovative Konzept. Und das ist ebenso schlüssig wie genial: drei Inseln in Sichtweite, nur ein paar Bootsminuten voneinander entfernt, drei unterschiedliche Resorts: Patina (eine Capella-Tochter), Ritz-Carlton, Capella, drei verschiedene Hotelmarken.

Auferstanden aus den Fluten

Und als gemeinsame Base eine schicke Marina, in der die Gäste aller drei Inseln in einem halben Dutzend Restaurants speisen, im Beach Club chillen, in Boutiquen shoppen und an der Bar abhängen können. Das Beste daran: Wo anders nur von Nachhaltigkeit gesprochen wird, weil es im Trend liegt, wird auf den Inseln diese Nachhaltigkeit aus Überzeugung gelebt, alles Plastik wurde aus den Resorts verbannt. Vom Betrieb von Solarpanels für Villen und Buggies und dem Recycling von Plastik aus dem Meer bis hin zu kostenlosen Tauchkursen, um Kindern den Respekt für die Umwelt, den Ozeanen und den Planeten beizubringen – auf den Fari Islands ist das Engagement für den Umweltschutz ein entscheidender Teil der Unternehmensphilosophie. So schön kann Grün sein.

Wo sich jetzt die größte der Fari Islands ausbreitet, war zuvor nichts als der Indische Ozean. Und schon jetzt sieht Patina so aus, als gäbe es das nachhaltige Luxusresort schon immer

Kennen Sie das: Sie sind zum ersten Mal an einem Ort, und es kommt Ihnen alles vertraut vor? Nur viel stylischer, großzügiger, schöner? Das ist Patina Maldives, Fari Islands. Das Design der Flachdach-Bungalows erinnert ein wenig an Corbusier und Frank Lloyd Wright, der brasilianische Architekt Marcio Kogan und sein Team von Studio MK27 haben es aber perfekt verstanden, die klaren Formen mit Leben zu füllen. Das viele Holz, das in allen Schattierungen auf Patina Maldives dominiert, und der Retro-Stil in vielerlei Details tun ein Übriges dazu, dass sich der Gast zu Hause fühlt, sobald er die Insel betritt. „Ich persönlich freue mich am meisten, die Veränderung der Gäste zu sehen, die sich nach ein paar Tagen Aufenthalt auf der Insel einstellt. Nach und nach werden sie wieder sie selbst und finden zu sich zurück“, schildert General Manager Marco Den Ouden seine Erfahrungen. Das wird ihnen auf Patina aber auch leicht gemacht. Hier findet jeder schnell seinen Lieblingsplatz auf der Insel.

Essenzielles vom Essentialist

Unterstützt wird der Gast dabei von seinem Essentialist, der weit mehr ist als ein Butler. Er begleitet seine Gäste auf Wunsch bei allen Aktivitäten, kümmert sich um die Tauchausrüstung, bringt die Kleinen in den Kids Club und bucht Plätze in einem der zwölf Restaurants. Und die haben wahrlich einiges zu bieten. Vegetarische Küche in Bestform kommt im „Roots“ auf den Tisch, das – höchst ungewöhnlich – zugleich auch das Gourmetrestaurant der Insel ist, mediterrane Küche gibt es im „Helios“, flambierte Fleischgerichte aus der Region Patagonien im „Brasa“ und eine Mischung aus japanischer und nordischer Küche im „Koen“. Dazu kommen Snacks am Pool an der „Veli Bar“ und süße Köstlichkeiten im „Farine“. Ein Teil dieser Genusstempel liegt im Fari Marina Village am Rande der Insel. Galerien, Bars, eine Bäckerei, Food Trucks wie der „Go Go Burger“ oder „Tum Tum“, ein Airstream mit asiatischen Köstlichkeiten machen den Besuch des Village zum besonderen Erlebnis. Dazu kommen mit Mr. und Mrs. Rake zwei Modeläden, wie sie auch in Paris oder London stehen könnten. Kein Wunder, steckt doch dahinter das internationale Fashion-Magazin „The Rake“. Das Resort bietet insgesamt 90 Strand- und Wasservillen, die sich diskret in die Vegetation der Insel einfügen. Schon die kleinsten sind mit 170 Quadratmetern mehr als ausreichend dimensioniert. Highlight ist dabei das großzügige Deck mit Pool, Hängematte und Außenbadewanne, das dank des vorgezogenen Dachs den Living Room ins Freie verlängert.

Bauhaus in Holz, so nennt General Manager Marco den Ouden den Contemporary Style seines Resorts, in den sich der Gast, wenn nicht sofort, so doch allmählich verliebt

Illustre Runde

Damit befindet sich Patina Maldives in bester Gesellschaft. Denn auch der Nachbar Ritz-Carlton zeigt sich offen für die Schönheiten des Indischen Ozeans: Geschwungene Wände mit versenkbaren Schiebetüren und ein geschwungenes Deck, das zu einem privaten Infinity- Pool führt, lassen bei den hundert eleganten Villen die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen und unterstreichen den atemberaubenden Panoramablick bis zum Horizont. Ganz ohne Ecken und Kanten hat Architektenlegende Kerry Hill das Ritz-Carlton Maldives geplant. Die kreisförmige Architektur soll dabei den Kreislauf des (Insel)Lebens und die Wellen des Ozeans symbolisieren. Das Ritz-Carlton Spa, luxuriöser Zufluchtsort über der türkisfarbenen Lagune, kehrt dagegen der spektakulären Umgebung demonstrativ den Rücken. Nichts soll von den kundigen Händen ablenken, die die Entspannung suchenden Gäste in den neun Spa-Suiten verwöhnen. Nach außen abweisend, öffnet sich der ikonische ringförmige Bau dafür umso mehr nach innen – so wollte es Kerry Hill. Das ultraschicke Insel-Resort besteht eigentlich aus drei Inseln, Nord- und Südinsel und einem Mini-Eiland dazwischen, das General Manager Mark Hehir gerne als „culinary hotspot“ bezeichnet, schließlich konzentriert sich hier das Gros der sieben Restaurant, allen voran das „Iwau“, ein Teppanyaki-Grill vom Allerfeinsten, sowie die „Eau Bar“, allabendlich Schauplatz einer Flammenzeremonie mit Boduberu-Trommeln, die den Übergang vom Tag zur Nacht einläutet.

In einem weltweit exklusiven Projekt hat sich das Ritz-Carlton übrigens mit der Ikone Jean-Michel Cousteau zusammengetan, um den Gästen die einmalige Gelegenheit zu bieten, von durch Cousteau ausgebildeten Naturwissenschaftlern alles über die seltenen Naturwunder, die tropische Flora und Fauna der Malediven zu erfahren. Das Ritz-Carlton Maldives ist damit das erste Hotel im asiatisch- pazifischen Raum, das dieses nachhaltige Programm anbietet.

Die kleinste der drei Inseln, nicht viel größer als eine Sandbank, wird das Capella Maldives beherbergen, unter Designpunkten das vielleicht kühnste Projekt. Architekt der 57 Villen, der drei Restaurants (darunter eine Michelinbesternte Omakase-Bar) sowie des von den Capella Hotels schon bekannten Auriga Spa ist der renommierte Japaner Kengo Kuma. Von ihm weiß man, dass er statt auf Beton und Stahl lieber auf das nachhaltige Material Holz setzt. „Ich verwende für Capella helle, natürliche Materialien und monochromatische Farben. Das gesamte Resort soll ein Gefühl von Leichtigkeit vermitteln.“ Natürlich hat auch hier jede Villa ihre Butler, hier heißen sie Personal Assistants. Die Eröffnung ist für Anfang 2023 geplant, aber man weiß ja nie …

Patina Maldives: patinahotels.com/maldives-fari-islands
Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands: ritzcarlton.com/Maldives
Capella Maldives: capellahotels.com/en/capella-maldives