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Diese Leichtigkeit des Seins

Wenn sich Montenegros Küste zur neuen Riviera mausert, wird Portonovi dann das neue Cap Ferrat? Auf jeden Fall bringt ein neues Luxusresort mit Privatstrand, Sternekoch und ambitioniertem Spa künftig Glamour in die Bucht von Kotor

Text: Reinhard Modritz

Bad in der Menge? Nicht mit uns! Wir ziehen uns lieber an eines der gleich neun öffentlichen Planschbecken – die Pools der zehn Privatvillen nicht mitgerechnet – zurück. Und vergleichen ihre Farbe mit dem Tiefblau der Adria

Dahingleiten in einem türkisfarbenen Rolls-Royce Silver Shadow, Baujahr 1965 – das ist schon ein erhebendes Gefühl. Miroslav, der Chauffeur, wischt noch einmal liebevoll über die vergoldete Emily, bevor er, weiß behandschuht, die schweren Türen für seine Fahrgäste öffnet. Elegant und nahezu geräuschlos nimmt der schwere Wagen die engen Kurven der Küstenstraße entlang der Bucht von Kotor. Zugegeben, die Rückbank ist ein wenig durchgesessen, immerhin war der frühere Besitzer ein gewichtiger Mann. Der Wagen stand bis zu dessen Tod 1980 im privaten Fuhrpark von Marschall Tito, der viele Jahr lang das zwangsvereinte Jugoslawien mit eiserner Hand regierte. Jetzt steht er im wesentlich sympathischeren Dienst des neuen One&Only Portonovi, um dessen Gäste standesgemäß zu den Schönheiten Montenegros zu kutschieren.

Wir könnten auch Titos Villa einen Besuch abstatten, schlägt Miro vor. Aber nein, wir lassen uns lieber berauschen vom Panorama der Bucht und des unwirklich blauen Adriatischen Meeres. Die Fahrt auf der Uferstraße gerät zum puren Genuss, den keine Reisebusse aufhalten. Denn manche Passagen sind so eng, dass kaum zwei Autos nebeneinander Platz finden. Wildromantische Bergkulissen, klitzekleine Häfen und malerische Dörfer ziehen wie Motive noch zu produzierender Postkarten an uns vorüber. Montenegro ist in den vergangenen Jahren zu einer begehrten und vergleichsweise preiswerten Destination aufgestiegen. Mit dem neuen Ultraluxus-Resort bringt die Hotelgruppe aus Dubai das kleine Land am Balkan nun auch auf die Karte einer besonders anspruchsvollen Klientel. Davon zeugen die Privat-Jets am kleinen Flughafen von Tivat ebenso wie die Yachten in der brandneuen, superschicken Marina von Portonovi. Noch sind dort nicht alle Restaurants, Bars und Boutiquen in Betrieb, aber wenn es erst mal so weit ist, muss sich Cap Ferrat warm anziehen. So lange müssen wir nicht warten. Als Gäste von One&Only haben wir auch Zutritt zum „Tapasake Club“, der, so die keineswegs gewagte Prognose, wohl schon bald angesagteste Beach Club an der montenegrinischen Adriaküste. Hier vergnügt sich eine kleine Schar Privilegierter bei coolem DJ-Sound auf breiten Sunbeds oder – noch exklusiver – in einer der sechs Cabanas, die inklusive Champagner in Strömen schon für tausend Euro zu haben sind. Man lässt sich von Hervé, dem Chef des Restaurants, mit japanisch-peruanischen Bits and Bites verwöhnen, die, versprochen, nicht von dieser Welt sind und bekannte Namen dieses Küchenstils nachdenklich machen sollten. Nach Sonnenuntergang und dem dazu passenden Drink geht die Party erstrichtig los und endet in der Shisha Lounge oft erst in den Morgenstunden.

Ohne Beats und Drums, aber nicht minder lecker speisen wir tags drauf im„Sabia by GiorgioLocatelli“. Der italienische Sternekoch, Patron der legendären „Locanda Locatelli“ in Londons West End, serviert süditalienische Küche mit einem Schwerpunkt auf frischen Meeresfrüchten und Gemüse aus der Region im Strandrestaurant im Riviera-Stil. Zuvor hat uns Michele Giraudo,General Manager des Resorts, noch einen guten Rat mit auf den Weg gegeben. „Lassen Sie Menü- und Weinkartezugeklappt und hören Sie auf Vincenzo. Er hat lange mit Giorgio in London gearbeitet.“ Vincenzo stammt aus Neapel, trägt Anzug (mit Streifen, wie im Film „DerPate“) und läuft wie angekündigt zu Hochform auf. Wenig später filetiert er am Tisch einen mächtigen Steinbutt mit der Eleganz eines Balletttänzers und der Präzision eines Chirurgen. Währenddessen lauschen wir gespannt den Ausführungen von Rafa, der charmanten Sommèliere aus Ecuador, die uns italophile Weinwisser mit grandiosen Tropfen aus der Region verblüfft. Ist das Leben nicht schön? Aber es soll dem Vernehmen nach auch Leute geben, die nicht (nur) feiern und genießen wollen, was Küche und Keller so hergeben, sondern im Urlaub den Körper neu justieren möchten – Relax and Reset, sozusagen. „Diese Gäste sind bei unserem Partner gut aufgehoben“ versichert Michele: Tatsächlich gilt medizinische, wissenschaftlich fundierte Wellness als Spezialität des Chenot Espace, das seinen Hauptsitz im schweizerischen Weggis hat und künftig in allen neuen Resorts von One&Only vertreten sein wird. Entschlacken und Verschlanken auf höchstem Niveau, dafür werden viele auch in den Wintermonaten anreisen, so hofft der Betreiber. Die Voraussetzungen dazu könnten nicht besser sein.

Großzügige 4000 Quadratmeter misst, wofür die Bezeichnung „Spa“ unzureichend wäre. Der Indoor-Pool hat olympisches Format, der mit den neuesten Tools von Technogym bestens ausstaffierte Fitnessbereich ist weitläufiger als manche Wellness- Abteilung in anderen Fünf-Sterne-Hotels. Sandstrände sind in der Boka Bay kaum zu finden, so steil fallen die Bergflanken hier ins Adriatische Meer. Nicht so bei One&Only. Man ließ einfach Schiffsladungen voll Sand aus Ägypten heranschaffen. Jetzt freuen sich die Beach Beauties über den feinsten Puderzucker-Sandstrand der Region. Geht’s noch exklusiver? Es geht. Wer noch ein paar Euro, Dollar oder Rubel extra hat und eine der zehn stylischen Beach- Villen bezieht, sonnt sich am ganz privaten Strand. Für 15 000 bis 20 000 (Euro) pro Nacht gibt es obendrein noch einen Pool vorm Haus und eine eigene Anlegestelle für die Yacht. Sie haben sich in Ihr temporäres Zuhause verliebt?

Für zehn bis fünfzehn Millionen sind Sie stolzer Besitzer einer Villa der Extraklasse – und die Anreise ist – auch ohne Rolls-Royce Silver Shadow – nicht viel länger als an die Côte d’Azur. Am letzten Tag wartet noch ein Highlight an der Pier des Hotels. Bianca heißt die Schöne aus Chrom und Mahagoni. Kann es eine stilvollere Art geben für eine Entdeckungstour durch die Bucht von Kotor? Kaum. Der längste Meeresarm südlich von Skandinavien erinnert teils an Norwegens Fjorde, teils an den Comer See, traumschön. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist berühmt für seine mittelalterlichen Städtchen Kotor und Perast (angeblich der Ort mit den meisten Sonnenstunden im Jahr), für seine beiden pittoresken Kircheninseln St. Georg und St. Marien von dem Felsen. Und nicht zuletzt die grandiose Landschaft, an der das elegante Hotelboot jetzt langsam vorbei zuckelt. It’s magic.

Eins und alles in Montenegro

Darauf haben wir lange gewartet, seit Mai nun laden das One&Only Portonovi und die gleichnamige Marina mit ihren Restaurants, Shops und dem Yachthafen Gäste an die Öffnung der Bucht von Kotor an der montenegrinischen Adriaküste. Die Region mit ihren eindrucksvollenKüstengebirgen und historischen Städten, allen voran Kotor mit seinen schmalen Gassen sowie Perast mit den beiden Kircheninseln St. Georg und St. Maria auf dem Felsen, zählt wie alles in der Bucht zum UNESCO-Welterbe. Zudem gilt sie als eines der sonnigsten Ganzjahresziele an der Adria und ist der ideale Ausgangspunkt, um die raue Schönheit Montenegros zu entdecken. Venezianische Architektur stand Pate für das Ultraluxus-Resort mit seinen 113 Zimmern undSuiten, neun Pools, den zehn privaten Villen, alle ebenfalls mit Pool und eigenem Sandstrand, sowie dem angesagten „Tapasake Club“. Das Interieur ist großzügig: Marmor allenthalben, Terracotta-Töne an den Wänden und Kamine in allen Räumen sorgen für Bleiben-wollen-Atmosphäre. Wer sichnicht von Sternekoch Giorgio Locatelli oder der japanisch-peruanischen Küche des „TapasakeClubs“ verwöhnen lassen will, findet im 4000 Quadratmeter großen Chenot Espace ein umfassendes Detox- und Reset-Angebot.

Bay View Room ab 1680 Euro, Kumbor, Herceg Novi, oneandonlyportonovi.com