Nichts, außer einem Wald majestätischer Pinien, trennt den weißen Hotelpalast vom azurblauen Mittelmeer. Pool, Sonnenliegen und Restaurantterrasse wirken wie die eines eleganten Strandbads

FELSEN-FEST IM PARADIES

Winston Churchill an der Bar, Sophia Loren im Pool, Madonna auf der Restaurant- Terrasse – das Hôtel du Cap-Eden-Roc in Antibes gilt seit 150 Jahren als glamouröser Treffpunkt der Prominenz

Es gibt Dinge, die im Eden-Roc niemanden wirklich verwundern. Etwa die Geschichte des Milliardärs, der eine Tarte Tropézienne per Helikopter aus Saint-Tropez holen ließ, weil seiner jungen Gefährtin nach dem Mittagessen danach war. Nebbich auch Sharon Stones abstruse Anfrage nach einer Harfenistin in irischer Tracht. Oder der Wunsch von Marion Cotillard, das Hotel zu Fuß zu verlassen. Zu Fuß? Die ganze majestätische Allee bis zum Boulevard J. F. Kennedy, die seit fast 150 Jahren von königlichen Karossen, chauffeurgesteuerten VIP-Limousinen und Angeber- Ferraris in Knallfarben befahren wird? Natürlich wurde dem Filmstar der Spaziergang ermöglicht – die unzähligen Sicherheitsleute, die die Hotelauffahrt normalerweise belagern, tauchten kurz hinter die akkurat gestutzten Buchsbüsche ab. „Mein Großvater sagte, das Eden-Roc müsse seinen Gästen ein in höchstem Maße kunstvollendetes Leben bieten“, erzählt Yolande Blazeix-Sella, „aber ohne jegliche Affektiertheit, als sei das ganz normal.“

Also – weshalb sollte man die Einfahrt zum schönsten Hotel an der Côte d’Azur nicht ganz nonchalant entlangschlendern dürfen? Yolande Blazeix-Sella, bald 90 Jahre alt und immer noch putzmunter, ist die Enkelin von Antoine Sella, einem piemontesischen Hotelier, der 1887 die Leitung des Eden-Roc übernahm. Davor hieß das elegante Gebäude Villa Soleil und war von „Figaro“-Gründer Auguste de Villemessant 1870, also vor exakt 150 Jahren, als eine Art Ferienheim für müde Künstler und Schriftsteller auf Inspirationssuche eröffnet worden – eine schöne Idee, die allerdings mehrere Betreiber in den Ruin trieb. Erst mit Monsieur Sella besserten sich die Dinge. Er umgarnte zunächst wintermüde Aristokraten aus London und Sankt Petersburg, dann Schöne und Reiche aus aller Welt, die auch im Sommer ans Meer wollten. Wie den britischen Lord Onslow.

„Als mein Großvater seinen Stammgast zum Bahnhof fuhr, fragte der Lord, weshalb er das Hotel nicht kaufe“, erzählt Yolande Blazeix-Sella. Dann könne er endlich eine Zentralheizung, einen Fahrstuhl und Badezimmer installieren. Monsieur Sella erklärte, dass ihm dazu die finanziellen Mittel fehlen. Daraufhin zückte Lord Onslow sein Scheckbuch und reichte dem verdutzten Hotelier einen Blankoscheck: „Kaufen Sie es. Ihre Schulden begleichen Sie, wenn Sie können.“ Ab den Dreißigerjahren, nach dem Anbau des Eden-Roc-Pavillons, entwickelte sich das Anwesen zu einem Hotspot für Künstler und Schriftsteller: Picasso, Chagall, Matisse, Shaw, die Fitzgeralds, Hemingway – alle frönten hier der Sonne und dem guten Leben.

Schon immer trafen sich die oberen 10000 der Film- und Kulturwelt im Hôtel du Cap. Unter den prominenten Gästen: Marlene Dietrich, Darryl Zanuck und Tyrone Power mit ihren Ehefrauen, Ernest Hemingway und Anita Loos.

Marlene Dietrich begann ihre Affären mit Erich Maria Remarque und, mehr oder weniger gleichzeitig, Clan-Patriarch Joe Kennedy im Hotel vor den Augen ihres Gatten Rudolf Sieber, Rita Hayworth lernte ihren zukünftigen Mann, den pakistanischen Prinzen Ali Salman Aga Khan, beim Dinner im Speisesaal kennen, Romy Schneider und Alain Delon sonnten sich dicht an dicht am Pool, Matt Damon, Brad Pitt und George Clooney spielten Kricket auf dem Rasen. Es gibt unzählige solche Geschichten. Und man fragt sich: warum gerade hier? nun, die Lage ist ideal: Das Hôtel du Cap-Eden-Roc steht direkt am Meer an der äußersten Spitze des Cap d’Antibes, nur 20 Minuten vom internationalen Flughafen in Nizza und 15 Minuten von Cannes entfernt.