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Auch die schönsten Schlösser kommen in die Jahre, der Çırağan Sarayı war da keine Ausnahme. Jetzt hat Kempinski den „Lampen-Palast“ am Bosporus aufpoliert. Und siehe da:

Istanbul leuchtet wieder

Text: Bettina Krause

Seit über 300 Jahren ist der Çıragan Palace leuchtendes Beispiel für den Prunk am Bosporus.

Istanbul – das sind trubelige Basare, duftende Gewürzmärkte und schmuckvolle Gebäude, aber auch das Aufeinandertreffen von Tradi­tion und Innovation. Hier, an der Grenze Europas, an einer der markantesten Meer­engen Europas, überrascht das legendäre Çıragan Palace Kempinski Istanbul mit einer tiefgreifenden Renovierung. Im Fokus standen feinste Details, inspi­riert vom Erbe des Ortes und der architektonischen Pracht des Palastes. In dem neu gestalteten Empfangs­bereich, den Fluren, den Restaurants und natürlich in den Zimmern und Suiten herrscht nun eine gekonnte Mischung aus historischer Opulenz und zeitgenössi­schem Wes­-Anderson-­Chic.

Licht gestalten

Schon in der Lobby werden Besucher mit einem Strauß Blumen empfangen, eine Geste, die die Gast­freundschaft des Palasthotels unterstreicht. Zentral platziert thront in der Lobby, wie einst in den Hallen osmanischer Paläste üblich, eine achteckige Sitz­gruppe mit Schildkrötenfiguren, die eine Weltkugel tragen – Symbol für Langlebigkeit und Weisheit. Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Geschichte des Çıragan Palace zurück. Auf dem Grund des berühm­ten „Kazancıoglu­Gartens“, der nur der Sultansfami­lie zugänglich war, errichtete sie das erste herrschaft­liche Gebäude. In der Tulpenzeit (1718–1730) feierte man hier Lampionfeste inmitten blühender Tulpen – Ursprung für den Namen des Palastes „Çıragan“, was Leuchte oder Lampe bedeutet. Wie ein hypnotisie­rendes Bild aus Tausendundeiner Nacht sollen jene Feste damals gewirkt haben, nicht unähnlich dem heutigen nächtlichen Ausblick auf die unzähligen Lichter am Bosporus.

Frau sitzt vor einem Bett im Ciragan Palace
©Kempinski Hotels

Historische Bezüge

Burgund und Marineblau – zwei royale Farben, die einst für Macht und Eleganz standen – dominieren die neu gestalteten Bereiche des Lampen­Palastes. Die rote Farbe im Çintemani­Muster auf dem mit Stoffen bezogenen Kopfteil der Betten zitiert die Kaftane der Sultane, das tiefe Blau erinnert in Form von Tulpen­motiven an die Wellen des Meeres. In den Fluren der Suiten erinnern Blockstreifen­Tapeten an die Gestal­tung osmanischer Zelte, die Bezüge der grazilen Sessel sind von den mit Wasserfarben bemalten Marmorpa­pieren inspiriert und die Bäder ganz aus Marmor. Trotz des kostbaren Interieurs möchte man von den Balkonen auf den Bosporus schauen, auf dem bei Tag und Nacht zahlreiche Boote queren. Auf deren Wellen das Muster der Teppiche der 32 bis 66 Quadratmeter großen Zimmer anspielen.

Wo der Sultan swingt

Wer mehr Platz wünscht, checkt in eines der Mehrere­Zimmer­Gemächer ein: Die 156 Quadratme­ter große, in edlem Burgund gehaltene „Pasha­Suite“ prunkt mit zwei Schlafzimmern, Himmelbett aus Bronze, Essbereich, Wohnzimmer mit Moiré­Ta pete und drei Balkonen; in den Onyx­Marmorbädern warten ein privates Hammam und ein Dampfbad. Noch großzügiger ist die 458 Quadratmeter große „Sultan­Suite“ im historischen Gebäudeteil, die mit Chauffeur, einem 1974er­Rolls­ Royce, mit Butler oder Helikopter gebucht werden kann – und selbst die Nuancen der handgefertigten Seife werden indivi­duell ausgewählt. Apropos: Für Daheim lassen sich eigens für das Hotel entwickelte Raumdüfte und Pfle­geprodukte shoppen.

Das Restaurant Akdeniz kam mit der renovation hinzu

West-östlicher Diwan

Zu den außergewöhnlichen Hotel­ Erlebnissen gehört der Besuch im historischen Hammam, der mit seinen bis unter die Decken reichenden Marmor­ Details, seiner Pracht und seiner Klarheit fasziniert. Kulinarisch wählen die Gäste zwischen dem im Miche­linn­Guide erwähnten Restaurant „Tugra“, das türki­sche und osmanische Küche serviert. Der Tag startet mit einem Frühstück im neuen Restaurant „Akdeniz“, das optisch von einer historischen Bibliothek inspi­riert und in Grüntöne getaucht ist. In verschiedenen Räumen präsentiert sich hier eine riesige Auswahl an Speisen mit mediterranem Flair. Gespeist wird mit Blick auf Garten und Bosporus draußen oder in klei­nen privaten Nischen. Nebenan im neuen Restaurant „Gazebo“ fühlen sich Gäste zwischen farbigen Keramik­ierbrunnen und Vogelkäfigen wie am Set eines Wes­-Anderson-­Films. Serviert werden hier Frühstück à la carte, leichte Snacks und der traditionelle Nachmit­tagstee. Doch der Ehrgeiz der Betreiber scheint erst geweckt. Noch in diesem Jahr sollen weitere erneu­erte Bereiche im Çıragan Palace fertiggestellt werden – bis er nicht nur leuchtet, sondern strahlt.

Ab 425 Euro/Nacht, Ciragan Caddesi 32, istanbul, T. +90.212.326 46 46, kempinski.com/de/ciragan-palace

Entführung aus dem Serail

„Als traditionelles Restaurant empfehle ich das ,Asmalı Cavit‘ in Beyoglu (T. +90.212.292 49 50)“, verrät der Concierge des Ciragan Palace. „Gehobene zeitgenössische anatolische Küche serviert Starkoch Mehmet Gürs in seinem Dachrestaurant ,Mikla‘ (miklarestaurant.com). Ein unvergessliches Frei-lufterlebnis ist auch eine Bootstour, die Gäste mit unserem Outside-Catering-Service verwöhnt. Wer das alte Istanbul erleben möchte, sollte sich im Viertel Kuzguncuk mit seinen historischen farbigen Häusern umsehen. Dort leben Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zusammen, was auch die vielen Moscheen, Kirchen und Synagogen widerspiegeln. Im Viertel Balat stehen einige der ältesten Häuser der Stadt, und Bebek war schon vor Jahrhunderten aufgrund seiner zauberhaften Küste sehr beliebt.“

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