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New kids in town

In New York gibt es genug Hotels? Finden Developer nicht. Neue Häuser bereichern die Stadt, die niemals schläft

Text: Michael Hannwacker

Mächtig ragt das neue Aman New York in den Nachthimmel der schlaflosen Stadt. Die großzügige Terrasse sowie ein zweistöckiges Spa gehörten zur Grundausstattung

„Der Russe hat ein Auge für jedes Detail“, sagt Norbert Niederkofler 14 Stockwerke über der 5th Avenue. Beim Frühstück auf der Terrasse des Aman New York sitzen wir zufällig neben dem Südtiroler Drei-Sterne-Koch, der hier als kulinarischer Berater angeheuert hat. Und erzählt, wie er Vladislav Doronin, Eigentümer der Aman Resorts, mehrfach bei der Neupositionierung von Lichtquellen oder Kunstwerken in seinem neuem Hotel in New York erlebt hat. 500 Millionen Dollar sollen den Immobilienentwickler die oberen 20 (von insgesamt 26) Stockwerke des Crown Building gekostet haben. Ein Gebäude mit bewegter Vergangenheit. Vor über 100 Jahren errichtet, beherbergte der Wolkenkratzer bereits die ersten Ausstellungsräume des MoMa, die New Yorker Niederlassung des französischen Modehauses Dior und die Redaktion des „Playboy“.

New Yorks neue Superlative

Heute weht ein anderer Geist durch die Hallen, wie man die großzügigen Räumlichkeiten des Aman durchaus bezeichnen darf. In den mindestens 75 Quadratmeter großen, von asiatischer Ästhetik inspirierten und fast zurückhaltend luxuriösen 84 Suiten stecken pure Eleganz. Dazu gesellen sich ein zweigeschossiger Spa (mit Indoor- und Outdoor-Pool), eine verschwenderisch große Lobby und zwei exquisite Restaurants. Und dem Vernehmen nach nochmals 1,4 Milliarden Dollar Investment. Die Doronin verständlicherweise mittelfristig wiedersehen möchte. Das Aman New York mag deshalb die derzeit kostspieligsten Zimmer der Stadt haben, günstig wird die Nacht ab einem gewissen Niveau aber auch anderswo nicht.
Dazu ein Vergleich: Sehr zeitnah hat mitten in Manhattans neuer „hot hood“ das Ritz-Carlton New York, NoMad eröffnet. Der schlanke Stahl-und-Glas-Turm gönnt dem Gast in den südseitigen Zimmern ab der 25. Etage aufwärts überwältigende Downtown-Blicke, die durchaus die Aussicht vom nahe gelegenen Empire State Building übertrumpfen. Weiterer Pluspunkt: habituées der Marriott-Nobel-Marke werden mit einer konsequenten Abkehr von seiner gewohnten, im wahrsten Sinne alt-modischen Stilprinzipien überrascht.

The new kids: Verspielt und innovativ

Zwei Meilen südlich, an der Südost-Ecke des ewig trendigen SoHo, befindet sich das Blink-and-you-will-miss-it-Entree des ModernHaus SoHo. Die schmale Lobby entließ uns in ein mit der hochkarätigen Kunstsammlung des Eigentümers dekoriertes, 18-stöckiges Hotel. Zwei der vier Wände unseres Zimmers waren aus Glas und unterhielten uns mit einem 270-Grad-Tribeca-Panorama. Noch schöner: der Splash-Pool auf dem Dach und die angrenzende Rooftop-Bar „Jimmy“. Mindestens ebenso weitblickend ist ihr Pendant auf dem Graduate NYC, das jüngste Hotel einer aufregenden, sich vorwiegend auf amerikanische Universitätsstätten konzentrierenden Kette. In New York besetzt es die vielleicht ungewöhnlichste Location für begehrenswerte Gästebetten: Roosevelt Island, eine Insel im East River zwischen Manhattan und Queens. Der vom angesagten US-norwegischen Architekturbüro Snøhetta realisierte Aluminiumturm wirkt zwar eher ernst, doch mit einer Fülle studentischer Anspielungen im Interior Design ist dieses Hotel sicher das amüsanteste der new kids in town.

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