Stay
Text: Katharina Hesedenz
Bei Ankunft regnet es. „Das Klima hier ist feuchter als auf anderen griechischen Inseln”, erklärt der Fahrer, während wir eine von dichtem Grün gesäumte Küstenstraße entlang rollen. „Doch keine Sorge, in Miramare ist es immer sonnig.“ Zwanzig Minuten später herrscht strahlender Sonnenschein, der das Hotel und sein Drumherum in bestes Licht taucht. Das Ionische Meer funkelt in der Nachmittagssonne, die Luft- und Wassertemperaturen könnten nicht besser sein, die in Cremetönen gehaltenen Räume wirken einladend und frisch. Jahrhundertealte Olivenbäume werfen Schatten auf manikürte Grünflächen, die nahtlos in weißen Sand übergehen. Das an einem südöstlichen Küstenabschnitt gelegene Domes Miramare verfügt über einen Privatstrand. Verlässt man das Zimmer, steht man fast schon im Wasser. „Nicht schlecht, oder?”, sagt die Rezeptionistin, die mich begleitet. Ich finde es wunderbar. Auf mich wirkt ganz Korfu so. Eine Wundertüte voll glitzernder Momente.
Auf der westlichsten Insel Griechenlands gibt es weder laute Szene-Clubs noch überlaufene antike Stätten. Korfu lockt seine Besucher mit einer perfekten Mischung aus Ruhe, Natur und gemäßigtem Klima. Die Altstadt von Kerkyra (griechisch für Korfu) wirkt, als ob man Bilder von Paris, London, Wien und Venedig im Shaker gemixt hätte. Manche Straßen erinnern an das erste Arrondissement, andere an bestimmte Ecken in Soho und wieder andere an Venedig (ohne Wasser). In hübschen kleinen Cafés schlürfen Einheimische und Touristen süßen Mokka oder Kumquat-Drinks, ohne auf die Uhr zu sehen. Der aus der Zeit gefallene Treffpunkt für Eroberer und Exzentriker wirkt nicht direkt unterentwickelt, sondern auf zu Herzen gehende Art traumverfangen. Das nostalgische Flair, das die in den 1930ern spielende Fernsehserie „The Durrells“ so erfolgreich macht, wirkt nach wie vor. Die Abenteuer von Gerald Durrells exzentrischer Familie locken jetzt plötzlich eher wohlhabende Erstbesucher auf die bis eben vergessene Insel. Sie bedankt sich mit neuen Fünf-Sterne-Hotels und aufwändigen Renovierungen. Das ursprünglich 1962 erbaute Domes-Resort im friedlichen Dorf Moraitika überzeugt in beiden Disziplinen.
In den 1960er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts gehörte Domes Miramare der Familie Onassis. Gerasimos Patronikolas, der Ehemann von Aristoteles Onassis Schwester Callirrhoe, erkannte das Potenzial der Insel als Erster und wählte einen 500 Jahre alten Olivenhain direkt am Meer für den Bau seines Traumresorts. Begleitet von seinen berühmten Frauen und seinen berühmten Freunden kam der Reeder gerne zu Besuch, mal an Bord einer Privatyacht, mal an Bord einer Olympic-Airways-Maschine. Er hatte die Airline 1957 gekauft und zur stilvollsten, elegantesten und luxuriösesten der Welt gemacht. Der Stewardessen trugen Designer-Uniformen und der Service war unübertroffen. Seine Anweisung, sowohl in der Business- als auch in der Economy Class vergoldetes Geschirr zu verwenden, trug ebenfalls zur Legendenbildung bei. Auf Korfu erinnert man sich daran, dass Onassis immer und überall der Erste sein musste, egal ob es um Geschäftsideen oder Gastbücher ging. Bei Events sorgte er dafür, vor allen anderen anzukommen. Bei einer Casino-Eröffnung in dem von Kaiserin Sissi gebauten Achilleion 1962 (hier wurde James Bond – “For Your Eyes Only“ gedreht) hatte sich jemand vor ihm eingetragen und er verlor die Contenance. Das Management beendete das Drama durch Einfügen einer Extraseite, auf der er und Maria Callas unterschreiben konnten. Ab 1968 begleitete die frisch verheiratete Jackie Onassis ihren Mann bei Korfu-Besuchen – und die Diva Assoluta stürzte ab. In der Isolation ihrer Pariser Wohnung litt sie unter der Erosion von Stimme und Schönheit, während eine strahlende Jackie O. an der Seite des Multimillionärs im Miramare Hof hielt.
Heute gehört das Hotel der Domes-Gruppe, die bei dem langdauernden, millionenschweren Umbau Wert darauf gelegt hat, prägende Elemente zu erhalten. Die nierenförmige Blu Bar, an der sich das Liebes-Trio früher in Szene setzte, steht nach wie vor an gleicher Stelle. Auch der große Olivenbaum inmitten der Lobby existiert noch, überspannt von einer Glaskuppel mit temperaturregulierenden Oberlichtern. Es fällt leicht sich vorzustellen, wie damals elegant gekleidete Onassis-Gäste, die von Miramaretta genannten Buggy Cars hergebracht wurden, zur Blauen Stunde hier Cocktails schlürften, während Entertainer an einem weißlackierten Flügel ihr Bestes gaben. Heute schmücken hölzerne Raumteiler, die den Ketten eines gesunkenen Tankers der Onassis-Flotte nachempfunden sind, den Eingangsbereich. Er mündet in einen weitläufigen Raum, der moderne Kunst als Eyecatcher nutzt. Die Teile sind käuflich, so wie die Assouline-Bildbände in der Leseecke, die der Blütezeit des Hotels gewidmet sind. Weitere, dem Umbau zu verdankende Extras sind ein fotogener Infinity-Pool, eine Raw Bar, die Sushis, Smoothies und Nibbles serviert, zwei von einem Michelin-Sternekoch geleitete Restaurants – und eine Suite mit Dach, das auf Wunsch den Blick auf den Himmel freigibt.
Der Hot Spot für Sternbeobachter befindet sich im geschlossenen Haute-Living-Bereich, der heute dem Emir von Katar gehört. Er bietet die Wahl zwischen großen und extragroßen freistehenden Villen, die über Privatgärten mit Pool, kugelsichere Glasfronten, Lounges mit Rund-um-die-Uhr-Büffet und Butler-Service verfügen. Zwei Spa-Suiten mit Meerblick, Whirlpools und großen Sonnendecks schließen daran an. Wer dem Weg durch blühende Anlagen und ein massives Tor hindurch folgt, landet im öffentlichen Bereich. Hier wie dort ist die Sicht grandios, die Stimmung entspannt und die Ausstattung vom Feinsten. Auf den Zimmern beschäftigen sich alle Design-Themen mit Sommer und Meer. Cremefarbene Sitzlandschaften laden zum Ausruhen ein, blaugraue Korallenlampen verbreiten ein angenehm gedämpftes Licht. Großzügige Kingsize-Betten sind mit weicher, weißer Leinenbettwäsche bezogen und großzügige Fensterfronten sorgen für Leichtigkeit im Sein. Der Mix kommt gut an. Aufgrund der großen Nachfrage entstand ein 7.000 Quadratmeter großer Neubau jenseits der Dorfstraße. Der Hanglage folgend führt dieser Panoramic Wing die modernistische Ästhetik des Seafront Wing zeitgerecht fort. Seine reinweißen Fassaden sind von klaren Bögen strukturiert, die sich auf die Arkaden der historischen Altstadt beziehen, aber dennoch „Jetztzeit” sagen. Im großen Soma Spa werden Behandlungen wie Paarmassagen mit Produkten von Elemis durchgeführt und ein riesiges weißes Pool-Areal bietet viel Platz für eigene Gedanken. Etwa an die coolen Partys, die man hier feiern könnte. Egal welche Bilder die Vorstellungskraft heraufbeschwört, es lohnt sich in jedem Fall groß zu packen. Hier bietet sich die Gelegenheit, elegante und aufsehenerregende Outfits mitzunehmen, die Jackie Onassis gefallen würden.
Ab 304 Euro/Nacht. Miramare Beach, Moraitika 491 00, Griechenland. Telefon: +30 2661 440500. https://domesresorts.com/domesmiramare/