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Palast? Hotel!

Das berühmteste aller Schlösser empfängt seit Kurzem wieder Gäste über Nacht. Und wie fühlt man sich im Château de Versailles Le Grand Contrôle? Königlich natürlich!

Text: Christine von Pahlen

Zimmer im Château de Versailles Le Grand Contrôle
Wohnen wie Marie Antoinette: 14 luxuriöse Suiten lassen das Ancien Régime wiederauferstehen. Die Tapeten stammen von Maison Pierre Frey

Als Maria Antonia, jüngste Tochter Maria Theresias, im April 1770 mit nur 14 Jahren ihre Brautfahrt von Wien nach Paris antritt, ahnt sie nicht, dass dies ihr einziger großer Ausflug in die Welt bleibt. Das von den berühmten Parkanlagen umgebene Château de Versailles wird für den Rest ihres Lebens ihr goldener Käfig. Vier Jahre später wird Marie Antoinette, als Frau des jungen Thronfolgers Louis XVI., Königin, ahnungslos, dass die Revolution des Volkes ihnen und dem französischen Königreich ein schreckliches Ende bereiten wird. Immerhin vergehen noch 19 Jahre, bis die aufgrund ihrer Habsburger Herkunft nie geliebte Königin am 16. Oktober 1793 ihren weißen Hals für die Guillotine frei machen muss.

Ob sie in dieser Zeit das exzentrische Party-Girl war, als die sie Sofia Coppola 2006 in ihrem Film „Marie Antoinette“ darstellte, ist Spekulation. Zweifellos aber wäre sie heute mit ihren spektakulären Outfits und den im Stil des Rokoko kunstvoll aufgetürmten Frisuren ein royaler Popstar. Die Eröffnung des Luxushotels Château de Versailles Le Grand Contrôle im ehemaligen Verwaltungsgebäude des berühmtesten aller Schlösser erlaubt nun ungeahnte Einsicht in das Leben der letzten Königin des Ancien Régime. Ein Großaufgebot von Architekten, Antiquitätenhändlern, Kunsthandwerkern und Historikern ließ den elitären Lebensstil wohlhabender Höflinge wieder aufleben. Interior Designer Christophe Tollemer steuerte Möbelstücke und Kunstwerke aus dem 18. Jahrhundert bei, Maison Pierre Frey lenkt mit floralen Motiven auf kostbaren Tapeten und Dekorationen den Blick auf die wundervollen Parkanlagen. Ein 24-stündiger Butler-Service wirkt in allen 14 luxuriösen Suiten wie selbstverständlich. Wer unter sich bleiben will, bucht „Le Grand Appartement“ – ein Ensemble aus drei Suiten.

Im Gourmetlokal des Grand Contrôle inszeniert Sternekoch Alain Ducasse kulinarisches Kino im royalen Stil

Für private Dinner in der Bibliothek ist kein Geringerer als Sternekoch Alain Ducasse verantwortlich. Er sorgt auch für das royale Frühstück, den Sonntagsbrunch und das Dinner im Gourmet-Restaurant, wo die Gänge in der gleichen Reihenfolge auf den Tisch kommen wie damals am Königshof. Dennoch: Nichts übertrifft die Tatsache, dass das Château de Versailles mit seinen kunstvoll angelegten Parks, sobald sich die Türen hinter den letzten Tagesbesuchern geschlossen haben, den Hotelgästen allein gehört. Auch das erst kürzlich wieder freigegebene Hameau de la Reine, ein nach Wünschen der Königin erbautes Dorf mit Fachwerkhäusern und Bauernhof im Park des Petit Trianon, in das sie sich flüchtete, wenn sie unglücklich war.

Unter den privaten Touren sind weibliche Gäste bevorzugt „Auf den Spuren von Marie Antoinette“. Der Tag beginnt mit einem vom Butler auf Wunsch am Bett servierten Frühstück. Dem Besuch des Petit Trianon, dem prachtvollen Lustschloss der Königin, folgt „Majestic Mirror“, ein von der Königin bevorzugtes Beauty-Treatment im superschicken Valmont Spa. Nach einem leichten Lunch werden die Damen im Stil von Marie Antoinette gekleidet und vom Hairstylisten „Léonards“ (so hieß der Lieblingsfriseur der Königin) kunstvoll gestylt. Nicht weniger elegant als ihr großes Vorbild erleben sie anschließend „Les délices de Marie-Antoinette“. Und sind nie in Gefahr, den Kopf zu verlieren.

Ab 1261 Euro, zur Website