Ritz Carlton Maldives
7660 Man with a Mission

Man with a Mission

Jean-Michel Cousteau, Forscher, Taucher, Umweltexperte und Filmproduzent, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ozeane zu schützen. Hilfe bekommt er dabei von einer Hotel-Brand

Text: Reinhard Modritz

Seit acht Jahrzenten ist Jean-Michel Cousteau mit der Welt unter Wasser eng verbunden. „Sie ist mein Lebenselixier“, sagt er „und meine Droge“. Foto: The Ritz-Carlton Maldives_Fari Island

Er hat schon eine Aura, dieser ältere Herr mit weißem Bart und Haupthaar, wie er die Bühne des kleinen Amphitheaters betritt. Was der 86-Jährige dann aus seinem langen Leben berichtet, ist faszinierend, anrührend, aber macht vor allem nachdenklich. Er erzählt von einem Jungen, geprägt von seinem Übervater, dem großen, dem berühmten Jacques-Yves Cousteau. Von einem jungen Mann, der sich mühsam aus dessen Umklammerung löst und seine Berufung im Schutz der Ozeane findet, nicht mehr und nicht weniger. Und schließlich vom Bot-schafter Jean-Michel Cousteau, der mit seiner Lebensgefährtin (und Managerin) Nancy Marr die Welt bereist, um die Mission seiner Ocean Futures Society unters Volk zu bringen: Rettet den blauen Planeten! Das „Volk“, das sind heute Gäste des Luxus-Resorts Ritz-Carlton Maldives Fari Islands, aber es könnten genauso gut auch Fischer in einem kleinen Dorf auf den Philippinen sein, oder die Mächtigen der Weltpolitik, da ist Monsieur Cousteau sehr demokratisch.

Es ist ein langer Weg vom schüchternen kleinen Jungen zum selbstbewussten, kämpferischen Diplomaten. „Ich war erst sieben, da warf mich mein Vater samt Sauerstoffflasche einfach ins Wasser“, erinnert sich Cousteau an die Anfänge. Der kleine Jean-Michel ist sofort fasziniert von der geheimnisvollen Unterwasserwelt. Das ist nach acht Jahrzehnten immer noch unvermindert so: „Sie ist zum Lebenselixier für mich geworden, das meine alten Knochen auf Trab hält. Man kann auch sagen: Der Ozean ist meine Droge.“ Wie das Tauchen, kommt ein Zwischenruf aus dem Publikum. „Man gebe mir die Möglichkeit“, antwortet Cousteau schmunzelnd, „und ich tauche sogar im Nichtschwimmerbecken des Resorts.“ Das kommt gut an bei seinen Zuhörern, es wird geklatscht und gelacht. Wissen sie doch, es gibt bessere Optionen rund um die Fari Islands als den zugegebenermaßen überdimensionierten Pool. Schließlich liegen einige der besten Tauchreviere gleich um die Ecke. Etliche von denen, die jetzt Cousteaus Worten lauschen, sind eigens wegen der Unterwassererlebnisse angereist. Und jetzt auch noch das! Der berühmte Meeresforscher zum Anfassen! Ein gemeinsames Foto als Erinnerung? Ein Autogramm, vielleicht sogar ins Logbuch? Cousteau macht alles geduldig mit, zu wichtig ist ihm die Botschaft, die er auf diese Weise verbreiten kann. Dafür bietet ihm die Luxushotel-Brand Ritz-Carlton die perfekte (und höchst komfortable) Plattform. Gemeinsam mit dem Meeresforscher hat sie das „Jean-Michel Cousteau Ambassadors of the Environment“ ins Leben gerufen. Das Ritz-Carlton Maldives Fari Islands ist das erste Resort im asiatisch-pazifischen Raum, das dieses Programm anbietet, das Gästen auch Schnorchelausflüge, Tauchkurse und -erlebnisse in Zusammenarbeit mit Dive Butler International ermöglicht. Eine Win-win-Situation. Die Fari Islands – das sind vier kleine Inseln im Nord-Malé-Atoll, eine halbe Bootsstunde vom internationalen Flughafen entfernt. Eine davon hat Ritz-Carlton für hundert elegante Villen in Beschlag genommen, die sich offen für die Schönheiten des Indischen Ozeans zeigen: Geschwungene Wände mit versenkbaren Schiebetüren und ein geschwungenes Deck, das zu einem privaten Infinity-Pool führt, lassen die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen. Auch das übrige Resort kommt vorwiegend ohne Ecken und Kanten aus, etwa im Spa oder im Kids Club. Die kreisförmige Architektur soll dabei den Kreislauf des (Insel)Lebens und die Wellen des Ozeans symbolisieren; wie passend.

Die Präsentation ist beendet, Cousteau beantwortet geduldig letzte Fragen und gibt letzte Tipps. Für morgen ist ein gemeinsamer Tauchgang mit ein paar Gästen eingeplant. Aber jetzt ist erst mal Dinner Time im Strand-restaurant „Beach Shack“. Cousteau bestellt Fisch. Seit nun schon mehr als 60 Jahren steckt der Franzose seine ganze Kraft in die Lebensaufgabe, Menschen in aller Welt und jeden Alters für den Schutz der Meere zugewinnen: mit Ausbildungsprogrammen für Meeresschützer, mit preisgekrönten Dokumentarfilmen wie „Wonders of the Sea“ und „Ocean Adventures“, für die er Kommentatoren vom Rang eines Robert Redford gewinnt, mit Multimedia-Auftritten in Schulen und im Internet, und vor allem mit den nachhaltigen Aktivitäten seiner 1999 gegründeten Non-Profit-Organisation Ocean Futures Society. Ist es sein täglicher Umgang mit den großen Tieren des Meeres, dass er dabei mit seiner Mission auch vor den Größen der Weltpolitik nicht haltmacht? So ringt er beispielsweise Mexikos Präsidenten Ernesto Zedillo die Zusage ab, die Lagune von San Ignacio, bekannt als „Kreißsaal der Grauwale“, unter Schutz zu stellen. 2006 dann sein bisher größter Coup. Eine Episode der Doku-Serie „Ocean Adventures“ beeindruckt US-Präsident George W. Bush derart, dass er das „Northwestern Hawaiian Islands Marine National Monument“ mit seinen mehr als 7000 endemischen Arten als bis dahin größtes Meeresschutzgebiet der Erde ausweisen lässt. Zehn Jahre später weitet Barack Obama den geschützten Lebensraum auf 1,5 Millionen Quadratkilometer aus – nur das Schutzgebiet im antarktischen Rossmeer ist größer. Es ist neun Uhr morgens, als sich die kleine Gruppe für den Tauchgang mit JMC rüstet. Die Crew von Dive Butler, die mehrere Tauchzentren in den Malediven betreiben, hat das Boot klargemacht, die Ausrüstung aller Teilnehmer ist bereits an Bord verstaut. Für den hohen Gast ist sogar Dive-Butler-Gründer Alexis Vincent aus Spanien angereist, solch ein Erlebnis ist selbst für ihn nicht alltäglich. Während sich das Boot langsam dem ausgewählten Helengili Reef nähert, erzählt Cousteau von seiner lebensverändernden Zeit auf der „Calypso“, dem legendären Schiff seines Vaters. Auf ihr hat er in seiner Jugend mehr Zeit als an Land verbracht, zusammen mit Bruder Philippe. Am Steuer wie im Leben übermächtig: Vater Jacques-Yves, Markenzeichen rote Wollmütze. Der hat zur Erforschung und zum Schutz der Meere gerade die Cousteau Society ins Leben gerufen, ist Regisseur und Hauptdarsteller von über hundert Filmen, für „Die schweigende Welt“ und „Welt ohne Sonne“ erhält er sogar jeweils einen Oscar. Le Commandant ist außerdem ein genialer Tüftler. Er entwickelt Gehäuse für Unterwasserkameras, bringt den Atemregler zur Marktreife und konstruiert mal eben ein Mini-U-Boot. Aber es ist Mutter Simone, die die Mannschaft an heiteren wie stürmischen Tagen zusammenhält, notfalls mit resolutem Druck, was ihr als Tochter eines Admirals nicht schwerfällt. Sie agiert als Expeditions-Managerin, Bordärztin, Psychologin, bescheiden im Hintergrund. Aber ohne sie wäre aus dem „Unternehmen Cousteau“ wohl nicht viel geworden… Das Boot hat sein Ziel erreicht, die Taucher legen ihre Ausrüstung an. Jean-Michel und seine Nancy springen als Erste von Bord. Unter Wasser wird er immer wieder ihre Hand suchen. Was für ein reiches und erfülltes Leben. Im nächsten Jahr werden es 80 Jahre seit dem ersten Tauchversuch, ein Rekord, den ihm keiner streitig machen kann, auch nicht sein Übervater.

oceanfutures.org

ritzcarlton.com

divebutlerlinternational.com

„Was man liebt, will man auch schützen“

Traveller´s World hat Jean-Michel Cousteau über mehrere Tage begleitet, zu Vorträgen, an die Bar, bei Tisch und zum Tauchen. Und mit ihm gesprochen. Foto: The Ritz-Carlton Maldives_Fari Island
Monsieur Cousteau, was geben Sie jemandem mit, der sich noch nie ernsthafte Gedanken über den Zustand der Ozeane gemacht hat?

Erstens: Unser Planet ist ein Wasserplanet. Zweitens: Es gibt keine Ozeane, sondern nur einen Ozean: das Weltmeer. Drittens: Alles Leben kommt aus dem Ozean. Viertens: Dort wird es auch enden – und zwar ohne uns, wenn wir so weiter­machen. Fünftens folgt daraus: Den Ozean zu schützen, heißt, unser Leben an Land zu schützen. Sechstens: Was man liebt, will man auch schützen.

Aporpos lieben. Welche Geschöpfe im Wasser mögen Sie besonders?

Lieb sind sie mir alle, aber ich schätze Wale und Delfine. Sie sind dem Menschen am ähnlichsten: intelligent, sozial, und sie bewohnen den Planeten von Pol zu Pol.

Was viele nicht wissen, Sie sind ausgebildeter Architekt. Wie kam das?

Nun, mein Vater hat ja viele Erfindungen für unter Wassergemacht, auch ein U-­Boot. Damals hatte er die Vision, Städte am Meeresgrund zu bauen. Das fand ich faszinierend; deshalb habe ich Architektur studiert. Es ist aber bekanntlich dann doch anders gekommen.

Das Verhältnis zu Ihrem berühmten Vater war nicht immer einfach …

… Mon dieu, das kann man wohl sagen …

… welches Erlebnis mit ihm hat Sie rückblickend am stärksten geprägt?

Es war auf der „Calypso“, wir waren gerade auf dem Weg nach New York. Ich war noch sehr jung, da hat mich mein Vater zur Seite genommen und gesagt: „Es wirst du sein, mein Sohn, der mein Vermächtnis weitertragen wird!“ So feierlich habe ich ihn nie mehr erlebt. Et voilà: Indem ich Ocean Futures gegründet habe, habe ich sein Vermächtnis erfüllt.

Was genau macht die Organisation?

Die Ocean Futures Society hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über den Schutz der Meere aufzuklären und nachhaltige Lösungen zum Schutz unseres Planeten zu finden. Von der Schaffung von Bildungsprogrammen auf der ganzen Welt, die Kinder in die Natur eintauchen lassen, über die Vermittlung der Bedeutung eines nachhaltigen Lebensstils bis hin zur Produktion von Dokumentarfilmen, die den Zustand unseres Planeten beleuchten, erreicht Ocean Futures sowohl ein großes als auch ein kleines Publikum, gewinnt Herzen und hilft Menschen, sich in die Natur zu verlieben.

Gibt es etwas, was sie grundsätzlich von Ihrem Vater unterscheidet?

In mancher Hinsicht war mein Vater ein Pessimist. Ich denke, dass er tief in seinem Innern nicht für möglich hielt, dass sich die Spezies Mensch wegen ihrer fatalen Neigung, den Planeten zu ruinieren, ändern könnte. Ich glaube das aber. Deshalb kämpfe ich weiter dafür und suche Verbündete, solange ich lebe.

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