Text: Reinhard Modritz
Natürlich haben wir auch dies einer Frau zu verdanken. Anna, genauer: Anna Constantia Reichsgräfing von Cosel, hatte August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, derart den Kopf verdreht, dass er ihr ab 1705 ein Lusthaus in allerbester Lage errichten ließ. Damit er seine Mätresse jederzeit besuchen konnte, praktischerweise gleich neben seinem Stadtschloss. Als die schöne Anna 1713 in Ungnade fiel, musste sie das Taschenbergpalais verlassen. Andere Bewohner erfreuten sich an seiner Pracht, bis zu jener schicksalhaften Nacht im Februar 1945, in der fast ganz Dresden in Schutt.
Es vergingen 50 Jahre, bis die Kempinski Hotelgruppe den Prachhtbau zwischen Schloss, Zwinger und Semperoper aus seinem Dornröschenschlaf weckte. Jetzt, nach drei Jahrzehnten treuer Dienste, gönnte man dem alten Haus eine umfassende Verjüngungskur. „Geschichte neu erzählen“ soll die Renovierung laut Hoteldirektor Marten Schwass. Dazu wurde die denkmalgeschützte Fassade behutsam restauriert, auch die fast M.C. Escherhafte Freitreppe blieb erhalten. Jenseits dessen aber erinnert kaum mehr etwas an das historische Palais.
Das klärt schon der erste Blick in die lichtdurchflutete Lobby, die der Berliner Interior Designer Markus Hilzinger mit ausgefallenen Textiltapeten, warmen Sandsteinböden, zwei behaglichen Loungebereichen, viel moderner Kunst – und einem Augenzwinkern – ausstattete. Auf den zweiten Blick erkennt man den Bezug zu Stadt und Historie. Die auffällige Lüsterkette an der Decke ist dem Verlauf der Elbe nachempfunden, und die schöne Anna blickt von allen Wänden. Auch die neu gestalteten 180 Zimmer und 31 Suiten (Deckenhöhe 4 Meter!) definieren mit elegantem Design und raffinierten Details zeitgemäßen Luxus. Kommentar eines britischen Premieren Gastes beim Checkout: „Dresden is back.“ Wohl wahr.
Ab 263 Euro, kempinski.com