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Anything, anywhere, anytime

Keine Termine, keine Dresscodes, kein festes Programm. Im The Nautilus, dem vielleicht besten Boutique-Resort der Malediven, führt der Gast Regie

Text: Reinhard Modritz

Foto: The Nautilus Maldives

Wir kuscheln uns in die Kissen unseres Daybeds, die Abendsonne färbt den Himmel leicht rosa. Mira hat gerade zwei Cocktails gezaubert, das Plätschern des Indischen Ozeans an die Pfähle unserer Wasservilla liefert den Soundtrack zu diesem idyllischen Moment. Besser geht’s nicht. Oder doch? Denn Villa und Sonnenuntergang gehören nicht zu irgendeiner der 180 Hotelinseln auf den Malediven. Und Mira ist nicht irgendein Butler.

Für die Leser des „Condé Nast Traveller“, haben wir im Vorfeld gelesen, ist The Nautilus im Baa-Atoll schlicht das beste Resort im Indischen Ozean. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Aber was genau macht das kleine Eiland und das Boutique-Resort darauf so besonders? Einen ersten Eindruck gibt bereits der Empfang am Flughafen Malé: Während die meisten Ankömmlinge bei Passkontrolle und Sicherheitscheck Schlange stehen, werden wir direkt in die Arrival Lounge geleitet. Ein Held des Alltags kümmert sich um Gepäck und Einreiseformalitäten, während man uns einen belebenden Fruchtcocktail anbietet.

Genauso gestaltet sich die Weiterreise: Die Wasserflugzeug-Minuten auf die Mini-Insel im Baa-Atoll legen wir höchstkomfortabel in der resorteigenen Twin Otter mit üppiger Business-Class-Ausstattung zurück. Am nächsten Morgen klingelt Mira an der Türe unserer Ocean Villa. Er bringt Schnorchel- und Tauchausrüstung für die nächsten Tage. Und hat eine Frage: Wann und wo wir unser Frühstück einnehmen wollen? In einem der vier Restaurants? In der Villa? Oder doch lieber ein Brunch auf der Sandbank? Wir entscheiden uns für frühes Sushi im „Ocaso“, dem vielleicht besten Japaner der Malediven.

Foto: The Nautilus Maldives

Ist dieser Fächer von Angeboten das Erfolgsgeheimnis der Luxusinsel? Dass, wie Andre Miethig, der deutsche General Manager, bei der Begrüßung ankündigt, „The Nautilus ein Ort ist, an dem nichts festgeschrieben und alles möglich ist“? Damit dies nicht nur ein Slogan bleibt, kümmern sich 150 Mitarbeiter rund um die Uhr um die maximal 60 Gäste. Wie Mira. Er ist unser ganz persönlicher House Master und erinnert an den Geist aus der Lampe im Märchen. Kaum äußern wir einen Wunsch, ist er auch schon erfüllt. Mira kümmert sich um Spa-Termine, organisiert den Törn mit der hauseigenen Yacht, würde bei Bedarf den Weinkühlschrank auffüllen, bucht den Tauchlehrer und kutschiert den Nachtschwärmer nächtens zurück zu seiner Villa; er ist der Erste am Morgen und der Letzte am Abend. Vor allem aber ist Mira eines: wie das gesamte Nautilus-Team vom Wunsch beseelt, die maledivische Gastfreundschaft von ihrer besten Seite zu zeigen.

Malediven in Kleinstform, aber wahrer Größe

Foto: The Nautilus Maldives

Die Insel Thiladhoo ist winzig, gerade mal 250 Meter im Durchmesser, ein fast perfekter Kreis. Ein Spaziergang von zehn Minuten auf dem puderzuckerfeinen Sandstrand, und man ist einmal rum. Darauf: vier Restaurants, ein Spa, 26 Beach- und Ocean-Villen. Wir haben uns mit einem der zehn One Bedroom Ocean Houses beschieden, aufgereiht am Steg wie die Perlen an einer Schnur. Es hat zwei wunderschöne Zimmer, misst großzügige 290 Quadratmeter, mit Dachgiebeln hoch wie eine Kathedrale, das Badezimmer samt Außendusche so groß wie auf anderen Inseln die ganze Unterkunft. Die Panorama-Glasfront öffnet sich zum großzügigen Sonnendeck samt der bereits erwähnten Daybed-Schaukel und einem Süßwasser-Pool über der azurblauen Weite des Indischen Ozeans.
Anders als in vielen der größeren Resorts des Inselstaates ragt der Steg mit den Wasservillen nicht weit in den Ozean hinaus. So spazieren wir in ein, zwei Minuten zu den Restaurants und Bars. Und natürlich auch zum Solasta Spa, das sich einen Steg mit dem Fine-Dining-Restaurant „Zeytoun“ teilt.

The Nautilus Restaurant
The Nautilus Restaurant
Foto: The Nautilus Maldives

Am nächsten Morgen wird der Tauchlehrer vorstellig. Wann wir denn gerne mit der Yacht in See stechen möchten? Auch hier gibt es keine festen Zeiten, der Gast bestimmt seinen Tagesablauf nach Lust und Laune (die schon bei Ankunft bestens ist und sich erst in der Stunde des Abschieds trübt). Wir möchten möglichst umgehend, schließlich liegt The Nautilus mitten im UNESCO-Biosphären-Reservat. Eine WhatsApp später wartet eine schneeweiße Schönheit auf uns an der Pier. Die Nautilus One wird uns zur berühmten Hanifaru Bay bringen, in der von Juni bis November die Mantarochen Hochsaison haben. An guten Tagen versammeln sich dann bis zu zweihundert Mantas im planktonreichen Wasser der Bucht – einzigartige Gelegenheit, mit den sanften Riesen des Meeres zu schwimmen. Die gilt es zu nutzen.

Keine fünfzehn Minuten später: Wir liegen im Wasser und schnaufen durch den dünnen Schlauch. Und erleben, wie die Mantas, trotz eines Gewichts von bis zu zwei Tonnen und einer Spannweite bis zu sieben Metern, mit unnachahmlicher Eleganz unvergessliche Pirouetten drehen, oft nicht mehr als eine Armeslänge entfernt von den staunenden Gästen dieses weltweit einmaligen Naturschauspiels. Es ist wie ein Besuch in einer anderen Welt. Doch eine Viertelstunde später sind wir zu Hause und trinken einen Saft aus der Minibar. Bevor das Spa-Team das trockene Salzwasser auf unseren Wangen mit feuchtigkeitsspendenden Ölen ersetzt. Eigentlich wären wir schon jetzt in der Stimmung, The Nautilus einen Pokal zu verleihen.

Ab 2590 Euro, thenautilusmaldives.com

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