Four Seasons
7572 If Paradise is half as nice

If Paradise is half as nice

Die Inselwelt von Palau gilt als eines der letzten Paradiese. Doch die wahre Schönheit erschließt sich erst unterm Meeresspiegel

Text: Reinhard Modritz

Im smaragdgrünen Meer um das einstige Korallenriff im Westpazifik tummeln sich kunterbunte Meeresbewohner – passionierte Taucher und Schnorchler erklären Palau immer wieder zum Topziel auf ihrer Bucketlist Foto: Four Seasons

Die Augen spielen nicht mit, sie wollen gerieben sein. Denn kaum ist zu glauben, was sie sehen: eine Landschaft wie geträumt, überdacht von einem saphir-blauen Himmel, umschlungen von einem Meer aus Türkis bis Jadegrün. Dazu üppig bewachsene, smaragdgrüne Eilande, so schön und unberührt, wie Mutter Natur sie schuf – vor Millionen von Jahren, als sie mithilfe vulkanischer Kräfte den Bilderbuch-Archipel aus dem Wasser hob und ihn mit einem Barriere-Riff umkränzte.
Und das ist nur der Eindruck über Wasser. Ihre noch größeren Schätze hat die Inselrepublik Palau dem ersten Blick verborgen: eines der sieben Unterwasser-Weltwunder, Sehnsuchtsziel von Generationen von Tauchern. Einer speziellen Spezies, die erst unter dem Meeresspiegel richtig glücklich ist, wenn sie schwerelos wie Astronauten im All durch eine wundersame Welt schwebt, deren stille Schönheit dem gewöhnlichen Lungenatmer verschlossen bleibt. Die Inselwelt von Palau ist für passionierte Taucher, was für Golfer St. Andrews oder Wimbledon für Tennis-Fans ist. Einmal im Leben muss man dahin.
Meine Startrampe ist das Oberdeck des Four Seasons Explorer, ein Katamaran, der lange in Diensten der drei Luxus-Resorts der Hotelkette in den Malediven stand und jüngst, nach einer gründlichen Renovierung, von dort in Richtung Westpazifik aufgebrochen ist. Nun kreuzt er als Vorbote zwischen den Inseln des Archipels: Denn auf der zweitgrößten, Koror, will Four Seasons in zwei Jahren ein Boutique-Resort eröffnen. Hier am Pier von Koror, südlich der Hauptinsel Babeldaob, erwartet ein zwei Dutzend Mann und Frau starkes Team die kleine Gruppe von Gästen.

Die Ausstattung unseres 39 Meter langen „Liveaboards“: elf komfortable Kabinen, Restaurant-Deck, diskret abgeschirmtes Spa und ein eleganter Salon. Die luxuriöse „Explorer Suite“ mit Panoramablick und eigener Terrasse ist leider schon an ein junges Paar aus New York vergeben: „Stammgäste und passionierte Taucher“, wie uns Abo, der Cruise Director, erzählt. Die beiden haben sich für den Sieben-Tage-Törn entschieden und wollen keinen der bis zu drei täglichen Tauchgänge auslassen. Wir begnügen uns mit vier Tagen Tauchen, Schnorcheln und sonstigem Wassersport: Immerhin sind wir auch neugierig auf Land und Leute. Viele sind es nicht: Lediglich 19000 Einwohner zählt Palau, verteilt auf nur neun der 356 Inseln im äußersten Westen Mikronesiens, knapp 900 Kilometer östlich der Philippinen. Regiert wird der Zwergstaat von einem Dorf namens Ngerulmud, das 300 Einwohner zählt und damit als kleinste Kapitale auf Erden gelten kann. Allerdings mit imposantem Regierungskomplex, der dem Kapitol in Washington nachempfunden ist – ein Erbe der amerikanischen Ära Palaus, die von 1944 bis 1994 währte. Weit weniger beeindruckend ist, was die Deutschen hinterlassen haben. Am ersten Tag kreuzt der Explorer durch die Unterwasserparadiese der Chelbacheb-Inseln mit Kurs auf den „German Channel“. Der wurde anno 1908 brachial durch das Korallenriff gesprengt, um einen Transportweg zwischen Koror und den südlich gelegenen Inseln zu schaffen; heute ist dieses zweifelhafte Erbe der deutschen Kolonialzeit, die nur von 1899 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs währte, einer der bekanntesten Tauchspots. Wer nicht sein eigenes Equipment mitgebracht hat, leiht sich im  Fünf-Sterne-PADI-Tauchcenter an Bord die neueste Ausrüstung aus. Unseren Tauchgang begleiten, neben unseren Guides, eine Meeresbiologin und Ramsey, der Videograf. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt geht es hinab in eine unfassbar schöne Unterwasserwelt, eskortiert von Fischen, die sich offenbar in Tuschkästen gewälzt haben, darunter ganze Schulen von Süßlippen- und Wimpelfischen. Ich werde von Karrettschildkröten, Weißspitzenhaien und einem gewaltigen Mantarochen beäugt, der majestätisch an meiner Nase vorbeischwebt. Ist es statthaft zu gestehen, dass man Freudentränen geweint hat?

Auf der Rückfahrt reicht die Crew gekühlte Handtücher und frische Früchte, während wir unser Abenteuer Revue passieren lassen. Abends projiziert Ramsey auf der Großleinwand im Salon die Höhepunkte des Tages, bevor es zu einem Nightcup unter Sternen auf das Aussichtsdeck geht. Da träume ich schon vom nächsten Tauchgang – kann es denn etwas Schöneres geben?
Ja, meint das Ehepaar aus Barcelona am Nebentisch, begeisterte Vogelfreunde, und erzählt, wie es heute in einer unberührten Bucht Graustirntauben, Palaufächerschwänze und Palau-Eulen sichten konnte. Ein ziemlich lauter Amerikaner aus Florida, der gerade mit seiner vierköpfigen Familie um die Welt reist, freut sich auf ein anderes Highlight, das für morgen auf dem Programm steht: Ongeim’l Tketau, der legendäre Jellyfish Lake. Vor etwa 12000 Jahren vom offenen Meer abgetrennt, sind hier Millionen von Schirmquallen der Gattung Mastigias papua heimisch geworden. Und haben dank fehlender Feinde von außen im Laufe der Zeit ihre giftige Nesselfäden verloren. Allerdings schwankt die Population der Medusen aufgrund äußerer Umstände stark. Wir erwischen leider eine Baisse, der Schnorchel-Ausflug dorthin entpuppt sich deshalb als einigermaßen enttäuschend.
Dafür beeindrucken uns Zeugnisse palauischer Kultur. Der Weg dorthin führt uns in den Süden von Babeldaob zum Dörfchen Airai. Sein Prunkstück ist ein reetgedecktes historisches Langhaus aus dem 19. Jahrhundert, Versammlungsort und Kultstätte in einem und das älteste Zeugnis von Palaus Geschichte. Ältere Gebäude, schon gar aus der vorkolonialen Zeit, sucht man vergebens– sie haben sich im heftigen Regen der Region aufgelöst.
Am fünften Tag steuert die Explorer auf Peleliu zu: nicht mehr als ein grüner Fleck im tiefblauen Ozean, aber von großer historischer Bedeutung: Hier lieferten sich japanische Besatzer und US-GIs im Zweiten Weltkrieg über den ganzen Herbst des Jahres 1944 erbitterte Schlachten, die hohe Verluste forderten, an Menschen wie Material. Davon zeugen verrostete Panzer, Kanonen und sonstiger Kriegsschrott. Einiges davon soll auch knapp unter der Wasseroberfläche liegen. Und tatsächlich: Kaum sind wir unter den Fischschwärmen hinweggetaucht, kommen schon die ersten Schiffswracks in Sicht, dazu eine amerikanische „Mustang“ sowie ein japanisches Wasserflugzeug, die hier abgeschossen wurden. Fürchterlich. Aber wie tröstlich, dass buntes Treiben eingezogen ist in die Trümmer des Krieges, Fische und Krebse, die den Taucher mit dem Gefühl erfreuen, dass letztlich immer das Leben siegt. Wie nah Krieg und Frieden beieinander liegen können.


An diesem Abend erfreut uns Schiffskoch Mohammed auf dem Restaurant-Deck mit einem besonders deliziösen Dinner. Geboten werden Chips aus Taro, einer heimischen Knolle, Meeresfrüchte mit gedämpftem Lauchgemüse im Bananenblatt. Und ein kolossaler catch of the day auf feurig gebratenem Reis, der im Magen dringend mit einem guten Tropfen gelöscht werden muss.
Das Highlight der Reise hat die Crew bis zum Schluss aufgehoben: die in reinstes Türkis gebetteten smaragdgrünen Rock Islands. Dort soll es noch ein letztes Mal unter Wasser gehen, wo noch größere Wunder warten. Fast der gesamte Archipel ist als maritimes Schutzgebiet ausgewiesen, das man nur an bestimmten Stellen erkunden darf. Aus guten Gründen: Unzählige Arten von Fischen (über 1000), Haien (ein Dutzend) und Korallen (gezählte 400) leben hier, dazu zahlreiche, teils endemische Rochen, Riesenmuscheln und Perlboote aus der Nautilus-Familie. Palaus berühmtester Tauchspot, Blue Corner, ist zum Glück zugänglich. Einen Haken hat die Sache allerdings, wenn man hier tauchen will, und zwar im Wortsinn: Weil die Strömung zu stark ist, um dagegen anzuschwimmen, werden wir mit Riffhaken ausgestattet – einem Karabiner samt Seil, mit dem man sich an die Steilwände des Riffs einklinken kann, das mehrere Hundert Meter senkrecht in die schwarzblaue Tiefe abfällt, daher der Name. So gesichert, verfolgen wir entspannt die große Show.
Die Strömung treibt im kristallklaren Wasser alles an uns vorbei, was da schwimmt und schwebt: Schwärme von Schnappern, Stachelmakrelen und Falterfischen, gefolgt von Fahnenbarschen, Haien, Barrakudas und Napoleon-Lippfischen, den Darlings aller Taucher.
Die Rock Islands, deren Lagune 2012 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, sind von so berührender Anmut, dass ich der Versuchung nicht wiederstehen kann, in Koror eine Cessna zu besteigen, um das Naturwunder auch von oben zu bestaunen. Bei Lolita, der charmanten Managerin von, nomen est omen, Smile Air Inc., buche ich einen 40-Minuten-Flug. Den Hinweis „opendoor policy“ am Eingang muss ich wohl missverstanden haben: Der einmotorige Flieger hat auf meiner Seite keine Tür! Gut zum Fotografieren und Filmen – schlecht für mein Nervenkostüm. Da hilft nur „Omengull“, die palauische Lebensphilosophie, die innere Gelassenheit mit tiefem Respekt für die Natur verbindet. Dazu fällt mir ein, was ich mal über den großen Jacques Cousteau gelesen habe. Der beschrieb in den 60er-Jahren die Inseln als das „schönste Ende der Welt“. Wie recht der Mann hatte.

Palau Palaver

Weiter Weg

Die Anreise dauert zwischen 20 und 25Stunden. Flüge gibt es über Taipei, Seoul oder Tokio. Beste Flugverbindung aus Deutschland mit EVA Air (evaair.com) nach Taipei und weiter mit China Airlines (china-airlines.com) nach Koror.

Zufluchtsort

Bis das für 2026 angekündigte Four Seasons Resort aufsperrt, ist das Palau Pacific Resort die beste Adresse. Und die einzige mit privatem Sandstrand. Ab 345 Euro, palauppr.com

Lächeln aus der Luft

Rundflüge über die Rock Islands: Smile Air Inc. Palau International Airport. Tel. (680)587-2030, smile-air.com

Geschichtsstunde

Die Peleliu Adventures Tour Company ist Ansprechpartner für WW II Tours. peleliuadventures.com

Cruise Operator

Four Seasons Explorer Palau, alli nclusive, drei Tauchgänge pro Tag. Ab 2580 Euro, fourseasons.com/explorerpalau

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Open Gates

An Mexikos Pazifikküste hat die Hotelgruppe des Tech- Milliardärs ihr erstes all-inclusive-Resort eröffnet. Das Naviva beschert ein Glamping-Erlebnis in der Natur

Text: Tina Bremer

Für Paare ohne Kinder ist das Naviva, a Four Seasons Resort, ein Paradies zwischen Wellen und Regenwald, Foto: Four Seasons

Der Kellner hält mitten im Satz inne: „Da, schauen Sie, ein Wal!“ Sofort schwenkt der Blick vom Teller aufs Meer. Und tatsächlich: Dort hinten, zwischen dem Kornblumenblau des Wassers und dem Aquamarin des Horizonts, prustet ein Grauwal eine Fontäne in den Himmel. Es wird nicht die letzte sein während unseres Aufenthalts im neuen Naviva.
An der Riviera Nayarit in Mexiko hat Four Seasons Neuland betreten und das erste All-­inclusive­-Resort der Nobelkette von Bill Gates eröffnet. Auf der privaten Halbinsel Punta Mita, die vor allem Ameri­kaner für ihre Fünf­-Sterne­-Hotels und fein manikür­ten Golfplätze schätzen. In Europa ist die Region hingegen noch so unbeschrieben wie jene Blätter der Mangroven, Palmen und Farne, zwischen die das Naviva gebettet ist. 15 Glamping-­Unterkünfte, die zwar als Zelte bezeichnet werden, aber nichts mit den wackligen Luftmatratzen und klemmenden Reißver­ schlüssen aus der Kindheit gemein haben. Apropos: Schwimmflügel wird man in der pflanzenumrankten Poollandschaft oder am Privatstrand des Naviva nicht entdecken, es handelt sich um ein Adults-­only­-Resort. Die stabilen Canvas-­Wände stehen auf Holzplateaus, zum Meer hin gehen Schiebetüren aus Glas, die nach Belie­ben zur Seite geschoben werden können. Dann verstummt die Klimaanlage und kühlt eine frische Brise das Wohn-­ und Schlafzim­mer. Auf der Veranda tänzeln Flammen in einer Feuerschale, bringt der Wind das Wasser im Plunge Pool zum Kräuseln. Die Räume sind in Naturfarben gehalten und mit maßgefer­tigten Schaukelstühlen und Loungesofas von gehobe­nen Outdoor­Ausstattern möbliert. Das biophile Design, das die „Zelte“ Teil der umgebenden Natur
werden lässt, stammt aus der Ideenschmiede von Luxury Frontiers. Das südafrika­nische Architekturstudio hat sich auf nachhaltige Bauten an „Hier­findet­mich­niemand“-­Ecken der Welt spezialisiert und zeichnet auch für das Zelt­ Camp des Amangiri in Utah verantwortlich.

„Das Naviva ist für Four Seasons eine Chance, eine völlig neue Klientel zu gewinnen“, sagt General Manager Eduardo Sampere. Der Spanier selbst ist das beste Beispiel, dass das Unterfangen klappen könnte: „Normalerweise interessieren mich große Hotelket­ten nicht, ich bin kein Corporate Guy. Aber dieses Projekt ist einzigartig, allein wegen seiner Größe. Die Mitarbeitenden können individuell auf alle Wünsche eingehen.“ Statt Anzug und Hemd trägt Sampere T-­Shirt und einen gebräunten Teint. „Unsere Gäste sollen sich bei wie bei Freunden fühlen und viel Zeit in der Natur verbringen. Im Naviva dreht sich alles um persönliche Transformation.“

Und die beginnt bereits bei der Anreise: Eine über­dachte, organisch geschwungene Brücke aus Bambusstäben schlängelt sich bis zu einem kokonartigen Begrüßungsraum. Eine Art Geburtskanal, der für all jene, die wage­mutig genug sind, in einem Temazcal endet. Schon die Mayas nutzten ein kuppelför­miges „Haus der Hitze“, um bei dieser dampfenden Schamanenzeremonie Körper, Seele und Geist zu reinigen. Sorgen und Ängste? Werden einfach weggewedelt! Das Konstrukt aus Stein soll die Gebärmutter nachbilden, den Ursprung allen Lebens.
Wem das zu spirituell ist, der bucht nächt­liches Waldbaden im Urwald, besucht lokale Kunstschaffende in ihren Studios oder bringt den Puls bei einer Klangschalenmeditation in Einklang mit den Wellen, die vor dem Open­Air­ Pavillon an die raue Küste schlagen. „Ich arbeite seit 20 Jahren in Hotels, aber so eines wie dieses habe ich noch nie erlebt“, erzählt eine Spa­-Therapeutin namens Griselda. „Die Natur gibt den Takt vor, nicht nur bei der Archi­tektur. Auch die Treat­ments sind außerge­wöhnlich.“
Bei Ankunft erhält jeder Naviva­-Gast eine kostenlose Behand­lung in einer der beiden Spa-­Pods. Zum Beispiel eine Massage mit Öl aus Chiasamen und Seaweed oder einen Scrub aus Lehm und Früchten, bei dem der Körper in Bananenblät­ter gewickelt wird. Und davon gibt es im Naviva, diesem Neologismus aus den Wörtern „Natur“ und „Leben“, reichlich.

Zelt ab 4000 US-Dollar plus Tax, inklusive aller Gerichte und Getränke sowie diverser Aktivitäten. Jeder Gast erhält zudem eine gratis Spa-Anwendung. Buchung und Information unter fourseasons.com/naviva

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