Zürich
6128 Savoy Truffle

Savoy Truffle

Ob der Newcomer Mandarin Oriental Savoy an der Bahnhofstrasse, die Ikone Baur au Lac mit Seeblick oder der Platzhirsch The Dolder Grand auf dem Zürichberg – die Hotellerie der Schweizer Mini- Metropole spielt in der Weltklasse mit

Text: Patricia Bröhm

Die Erstgründung des legendären Hoteliers Johannes Baur will als Mandarin Oriental Savoy wieder Geschichte schreiben

Als Ende vergangenen Jahres am Paradeplatz der rote Teppich ausgerollt und das sprichwörtliche Band zerschnitten wurde, schloss sich für die Zürcher Hotellerie ein Kreis. Das neue Mandarin Oriental Savoy empfing die ersten Gäste – fast auf den Tag genau 185 Jahre nachdem an gleicher Stelle das Baur en Ville eröffnet hatte. Damals war es das erste Grandhotel der Stadt – und bald stiegen prominente Namen ab, von Bismarck über die Rothschilds bis zu Charles Dickens und Franz Liszt. Auch im neuen Mandarin Oriental Savoy wurden schon zahlreiche Celebrities gesichtet, aber Namen würden niemals über General Manager Mark Bradfords Lippen kommen. Das Ziel ist klar definiert: wieder erstes Haus am Platz zu werden. Ambitioniert, in Anbetracht der illustren Konkurrenz in der Stadt. „Wir haben uns über ein Jahrzehnt um ein Haus in Zürich bemüht“, sagt Bradford. Tatsächlich ist die Ankunft des „MO“ eine Premiere: Bisher ist es keiner Hotelgruppe der internationalen Hospitality-Champions-League gelungen, sich in Zürich eine passende Immobilie zu sichern. Und was für eine!
Das neue Haus hat allen Mitbewerbern vor allem eines voraus: Lage, Lage, Lage. Mehr im Herzen der Stadt geht nicht. Gegenüber die legendäre Confiserie Sprüngli, rundum die großen Bankenpaläste (die UBS ist Eigentümerin der Hotelimmobilie) und die Bahnhofstrasse entlang die exklusivsten Labels fürs Powershopping. Altstadt und See? Nur ein paar Schritte entfernt. Kein Wunder also, dass die nur 80 Zimmer (davon 36 Suiten), gestaltet vom Pariser It- Designer Tristan Auer, seit Tag eins bestens gebucht sind. Zeitgemäßes Interior changiert mit historischen Details und Anspielungen an die Gründerzeit des Hauses, von Holzarbeiten bis zum haustypischen Travertin-Stein. Die Seidentapeten wurden in noblen Grün-, Grau- und Blautönen eingefärbt, „den Farben des Zürichsees“, erklärt Bradford.
Die Zürcher jedenfalls haben das Haus gleich gestürmt. Sie drängen sich in der Lounge, wo sich auf dem Dessertwagen von Starpatissier Andy Vorbusch Macarons und Cakes türmen und der Signature-Cocktail auf Cognac-Basis selbstbewusst „Rebirth of an Icon“ getauft wurde. Auch die französische „Savoy Brasserie“ (ab den ersten Frühlingstagen mit Terrasse zur Bahnhofstrasse) und das italienische Fine-Dining-Restaurant „Orsini“ auf der Rückseite des Hauses sind gut ge- bucht. Der Clou aber wird zu Sommeranfang die – auf Social Media – hitverdächtige Roof- top-Terrasse. Sie trägt den Namen „1838“, denn schon im historischen Eröffnungsjahr trank man gern ein „Cüpli“ in luftigen Höhen. Der Blick hat sich seither ein wenig verändert – aber See und Paradeplatz, Groß- und Frauenmünster waren damals schon da. Kleine Randnotiz: Nur ein paar Schritte die Bahnhofstrasse hinunter liegt auch das Baur au Lac, einst ebenfalls von Johannes Baur eröffnet und bis heute die Hotelikone der Stadt. Im Haus mit Seeblick, für viele Stammgäste unangefochten die Nummer eins in Zürich, genießt man den großen Park und chillt im Sommer auf der Terrasse. Hinter den Kulissen bahnt sich ein spannender Umbruch, ein Generationenwechsel an: Neben Hausherr Andrea Kracht prägt nun auch Tochter Marguita Kracht das Haus. Erstes Anzeichen: Zum Erstaunen der Szene wurde das mit zwei Sternen gekrönte Gourmetrestaurant „Le Pavillon“ geschlossen, für den Sommer ist ein neues, mediterran-lockeres Restaurantkonzept angekündigt.

Poststrasse 12, T. +41.43.588 38 88, 80 Zimmer und Suiten, DZ ab 900 Euro, mandarinoriental.com

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Swiss Deluxe

Ein bewegungsfreudiger Oldtimer, heroische Landschaften und ein paar der besten Betten und Tische des Landes – wenn das kein Plan ist

Am Steuer: Reinhard Modritz Fahrtenbuch und Streckenfotos: Michael Hannwacker

Das haben wir uns vorgenommen: mit einem alten 911er (für Porsche-Fans: das letzte G-Modell) drei Tage ab Graubünden auf den schönsten Strecken die Kantone St. Gallen, Glarus, Schwyz, Luzern, Zug und Zürich durchqueren. Dass das Wetter himmlisch sein würde, war Fügung. Dass an den Pitstops große Küche wartet, dagegen fest eingeplant


Raststätte

Rheinaufwärts und schließlich entlang des Hinterrheins blubbern wir auf wie mit der Hand gefegten Landstraßen dem winzigen Weiler Fürstenau entgegen. Der auf der Karte der Genussmenschen eine Metropole ist. Denn hier steht Schloss Schauenstein, einst für ein (längst ausgestorbenes) Rittergeschlecht gebaut und seit 2003 Residenz des schönen Andreas Caminada. Im Erdgeschoss hat der kulinarische König der Eidgenossen eines seiner zwei Drei-Sterne-Restaurants eingerichtet, darüber zehn wunderbare Zimmer und Suiten mit dem gerade richtigen Anflug von Patina für die Zeit nach dem Mahl. DZ ab 370 Franken, zur Website

Glücksquellen

Unversehens geraten wir auf dem Weg zum nächsten Ziel in die Bündner Herrschaft. Die großartigen Weine, die hier gedeihen, sind jenseits der Grenzen nahezu unbekannt. Kein Wunder, die Schweizertrinken sie lieber selbst. Oder sie servieren die heimischen Tropfen in ihren besten Hotels. Das Grand Resort Bad Ragaz genießt einen unschlagbaren Ruf, was Wellness und Medical Health anbelangt. Der Komfort im vom Schweizer Hoteldesigner Claudio Carbone gestalteten Quellenhof ist ebenfalls kaum zu überbieten. Und nichts spricht gegen einen entschlossenen Sprung in den quellenreinen Pool vor dem palastähnlichen Prachtbau. Aber wir haben das Resort eigentlich nur wegen eines Mannes angesteuert: Sven Wassmer, der mit seinen Restaurants „Memories“ und „Verve by Sven“ dem Guide Michelin zusammen drei Sterne wert ist. DZ ab 990 Franken, zur Website

Ein kluges Resort nährt nicht allein Stoffwechsel und Zellen, sondern bietet auch geistige Nahrung. Als wir uns nach dem Frühstück und vor der Weiterfahrt noch ein wenig im weitläufigen Park im Zentrum des Kurortes ergehen, gerät unser Spaziergang zu einem Kunst-Parcours. Bei der Triennale BadRagARTz (die nächste ist für 2024 geplant) stellen internationale Bildhauer wie der Italiener Stefano Bombardieri aus, dessen monumentale Bronzeskulptur „Marta e l’Elefante“ zum Publikumsliebling avancierte.

Göttliche Dämmerung

Die Sonne ist bereits auf dem Rückzug, als wir den Porsche in die Auffahrt des Park Hotel Vitznau am Vierwaldstätter See lenken. Der Blick aus der Halle auf die im Licht der Dämmerung silbern schimmernde Wasseroberfläche ist derart fesselnd, dass wir fast vergessen einzuchecken. Das wäre schade gewesen, denn jede der 39 Suiten ist eine Etüde in individuellem Charme, am begehrenswertesten natürlich die, die auf den möglicherweise schönsten aller Seen schauen.

Wir wollen aber vor dem Abendessen auch noch einen Blick in den Keller werfen. Denn dort herrscht Star-Sommelier Sven Uzat, gerade mal 30 Jahre jung, über 32 000 beste und allerbeste Flaschen. Sein aktueller Lieblingswein? Er empfiehlt den 2015 Saumur AOC Brézé, einen Chenin Blanc von der Domaine Romain Guiberteau, und zwar besonders zum Kabeljau, den Zwei-Sterne- Chef Patrick Mahler in seinem „focus Atelier“ mit Muschel, Walnuss und Beurre blanc zum Höchstgenuss komponiert. Das Gourmet-Glashaus kontrastiert stark mit der schlossähnlichen Seeufer-Residenz, die der österreichische Milliardär Peter Pühringer vor 13 Jahren den Oetker- Erben abgekauft und für kolportiert 270 Millionen Franken aufgemöbelt hat. Und zwar so, dass wir am liebsten 911 Nächte in diesem Swiss Deluxe Hotel blieben. DZ ab 850 Franken, Menü ab 225 Franken, zur Website

Starckes Stück

Auch die schönste Genuss tour bereitet Schmerzen. Die der Trennung. Dürfen wir auf ein großes Finale hoffen? Ja, wir dürfen. Denn bald nach unserer Ankunft in Zürich spiegelt sich in der Motorhaube des 911ers die neobarocke Fassade des La Réserve Eden au Lac. Drinnen erleben wir das schmucke 40-Zimmer-Haus als lifestylige, aber extrem ausgeschlafene Ansage an die Grandes Dames von Zürich – ein ebenso hippes wie selbstbewusstes Mitglied der elitären Gruppe der Swiss Deluxe Hotels. Stardesigner Philippe Starck hat es, nur durch den Utoquai vom See getrennt, als imaginären Yachtclub gedacht – mit zwei erstklassigen Kombüsen. Im „La Muña“ unterm Dach (deren holzstrotzendes Chalet-Ambiente mit Karawanserei-Teppichen und einer Horror-Vacui-Täfelung mit See- und Segelmotiven selbst den unbegleiteten Gast einen Abend lang ausreichend unterhalten würde) serviert Executive Chef Marco Ortolani peruanisch-japanische Fusion in Perfektion. In der clubähnlichen „Eden Kitchen & Bar,“ dem lässigen, lichtdurchfluteten Restaurant im Parterre, verwirklicht der Ducasse-Schüler eine Cinemascope-Version italienisch-schweizer Weltküche. Wie gesagt: eine grande finale unserer petite tour de Suisse. DZ ab 500 Franken, Ceviche ab 39 Franken, Hauptgerichte ab 62 Franken, zur Website

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