Text: Reinhard Modritz
Pausenlos braust der Verkehr am Grosvenor Place in Richtung Knightsbrigde, Mayfair oder Piccadilly. Zwei massive chinesische Löwen flankieren einen freundlichen Pagen in weißer Uniform und ebensolchem Käppi. Dann betrete ich eine andere Welt – nicht nur, weil die bodentiefen Panoramafenster der himmelhohen Lob by soundproof sind.
Ein Pianist spielt zum Afternoon Tea auf – oder ist es schon Cocktailstunde? Alle Tische sind besetzt, es geht lebhaft zu, Londons feine Gesellschaft hat einen neuen place to chat. Und die Stadt eine der spektakulärsten Neueröffnungen des Jahres.
Das jüngste Peninsula, ein lichter, achtstöckiger Neubau, empfängt die meisten Hotelgäste über den gepflasterten Innenhof. Auch hier säumen Löwen den Eingang. Sie schauen auf zwei wunderschöne, 120 Jahre alte Japanische Ahornbäume, einen entzückenden Blumenladen – Eliza Doolittle wäre sicher neidisch – und auf die Flotte aus sieben flaschengrünen RollsRoyces, Markenzeichen der Peninsula Hotels. Der älteste, ein Prachtstück Baujahr 1935, wird gerade liebevoll poliert.
30 Jahre haben die Eigner aus Hongkong nach dem rechten Platz für ihr neues Flaggschiff gesucht – die Konkurrenz unter den Londoner Luxushotels verzeiht keine Blamage. Mit dem Grosvenor Place haben sie den perfekten Standort gefunden: Wellington Arch und Hyde Park sind zum Greifen nah, Buckingham Palace liegt um die Ecke, die Shoppingmeilen Bond und Sloane Street nur einen kurzen Spaziergang entfernt. Nun gilt es nicht nur die anreisenden Gäste, sondern auch das verwöhnte Londoner Publikum zu begeistern.
Die kulinarische Benchmark des Peninsula London aber liegt höher, acht Etagen höher, um genau zu sein. Dort zeigt ausgerechnet ein Franzose den Engländern, wie kreative, wundervoll leichte britische Küche geht: Claude Bosi, dessen Restaurant im „Bibendum“ in Chelsea, dem ehemaligen Hauptquartier des Reifenherstellers Michelin, mit zwei von deren Sternen glänzt, ist Mastermind im „Brooklands“, dem Dachterrassen Restaurant des Hotels – fine dining at it’s very best.
Aber nicht nur Feinschmecker kommen hier auf ihre Kosten, auch Motorsport Fans sind dem Himmel schon ganz nah. Denn das Peninsula kooperiert hier mit Brooklands, einst Airbase und erste Rennstrecke Großbritanniens, heute ein Sehnsuchtsort für alle, die Benzin im Blut haben.
Bereits im Entree grüßt ein NapierRailton, einer der legendären Rennwagen der 30er. Nach oben geht es im Korb eines Heißluftballons. Und von der Decke des Restaurants hängt ein 15 Meter langes Modell einer Concorde. Nur die Terrasse ist frei von technischen Devotionalien, um den Blick über den Hyde Park nicht zu verstellen – sofern es das Londoner Wetter zulässt.
Die chromglänzende „Brooklands Bar“ versteht sich als Hommage an die Luftfahrt – der Kronleuchter etwa stilisiert die Flügel eines Triebwerks. Nettes Detail am Rande: die Knöpfe an den Sofas, mit denen die Gäste ihren Wunsch nach weiteren Drinks signalisieren. Vor diesen breitet sich die Skyline Londons aus, von Westmister über den Shard und London Eye bis Big Ben. Breathtaking! Und die Schätze in der eleganten Cigar Lounge nebenan unter der Ägide von Manu Harit, ein Master of Havana, treiben Aficionados nur Tränen des Glücks in die Augen; der Rauch dagegen zieht mittels raffinierter Technik sofort durch die perforierten Lederwände ab.
Im Vergleich dazu üben sich die 190 Zimmer in vornehmer Zurückhaltung – wie es sich für ein Peninsula s t a y gehört. Für ihr Design, wie für das gesamte Hotel mit Ausnahme der Restaurants, hat man sich den exzentrischen New Yorker StarArchitekten und Interior Designer Peter Marino geleistet. Wie schon gesagt, an Kosten wurde nicht gespart. Er kombinierte auf Hochglanz poliertes Holz mit cremefarbenen Teppichen und Sofas, Sessel und Vorhänge in Rosa bilden Farbtupfer. Ein wenig exaltiert ist einzig das ganz in Onyx gekleidete Bad.
Das alles ist ab 1300 Pfund pro Nacht zu haben, für ein wenig mehr blickt der Gast auf Londoner Landmarks; und jeden Tag um elf auf die Household Cavalry auf ihrem Weg zum Buckingham Palace. Ein ganzer Flügel des Vierkantbaus ist 24 Residenzen vorbehalten, bis zu 600 Quadratmeter groß, mit eigenem Zugang. Sie sollen die teuersten der Stadt sein. Preis auf Anfrage heißt es auch für Gäste der „Peninsula Suite“, 450 weitläufige Quadratmeter samt privatem Kino, Spa und Gym. Für alle anderen bleiben das noble Peninsula Spa und ein beeindruckender 25 Meter Pool. Auf die Frage beim Auschecken, wie denn der Aufenthalt gefallen habe, antwortet neben mir ein Gast, Baseball Cap und teure Sneaker: „It’s a Peninsula.“ Und das war durchaus als Kompliment zu verstehen.
Ab 1300 Pfund, 1 Grosvenor Place, T. +44.20.39 59 28 88, peninsula.com
Ausflugstipp: Vom Restaurant zur Rennstrecke Brooklands, etwa eine Autostunde von London, atmet britische Motorsport- und Luftfahrtgeschichte. Brooklands Drive, Weybridge, Surrey, t. +44.1932.85 73 81, brooklandsmuseum.com
Text und Fotos: Michael Hannwacker
Auf kaum eine Hoteleröffnung hat London so ungeduldig gewartet wie auf die Ankunft von Accors Nobelmarke Raffles in Westminster. Das Publikum kannte das Old War Office, vor bereits neun Jahren an die heutigen Besitzer verkauft, vor allem als JamesBondKulisse (siehe auch TW 62, Seite 126). Jetzt agieren hier überwiegend betuchte Besucher aus dem Commonwealth.
1909 aus 26 000 Tonnen Kalkstein von der Insel Portland und 25 Millionen Backsteinen errichtet, hat der Riesenbau in Westminster zweifellos Geschichte gemacht. Churchill amtierte hier ebenso wie etliche andere Verteidigungsminister (von John Profumo ist überliefert, dass seine Frau die Holzverkleidungen seines Amtszimmers hellblau streichen ließ), der DDay wurde hier geplant, der britische Geheimdienst arbeitete in seinen Kellern, und ein gewisser Ian Fleming hatte hier, als British Naval Intelligence Officer, etliche Jahre einen Schreibtisch. Jetzt stehen den Gästen statt der einst 1100 Büros entlang meilenlanger Korridore (auf denen damals Botenjungen mit dem Fahrrad unterwegs waren) nur mehr 110 Zimmer und Suiten zur Auswahl. Von denen selbst die kleinsten laut Preisliste nicht unter einem vierstelligen PfundBetrag zu haben sind.
… ist der gewaltige Treppenaufgang aus Carrara Marmor, auf dem sich die höheren Ränge des britischen Militärs versammeln mussten, wenn William Churchill, Kriegsminister von 1919–21, seine morning briefings von einem Balkon im zweiten Stock verkündete. Den verschleiert jetzt ein auf Murano handgeblasener, doppelter Kugellüster. Wie den militanten Mammutbau überhaupt seine Umwidmung zum Hotel – jetzt mehr Raffles als Old War Office – nachhaltig befriedet hat. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet eine indische Familie – laut „Forbes“ die reichsten Menschen im Königreich – eine stillgelegte Führungszentrale ihrer ehemaligen Kolonialmacht erobert hat und nun für die Zurschaustellung ihrer zumindest finanziellen Macht nutzt.
In unmittelbarer Umgebung befinden sich der Riesenkomplex des heutigen Verteidigungsministeriums, das ehemalige Hauptquartier von Scotland Yard, die Gardedivision des britischen Heers und der Amtssitz des britischen Premiers, Downing Street No. 10. Wenige Schritte entfernt sind Trafalgar Square, Big Ben und die Themse. Zu Piccadilly Circus und Oxford Circus führt ein viertelstündiger Spaziergang. London Heathrow ist kaum eine Stunde entfernt.
Die Familie Hinduja hat Thierry Despont ins Feld geschickt, ein (leider im August verstorbener) Interior Designer, zu dessen Meriten die Innengestaltung der New Yorker Freiheitheitsstatue, des Pariser Ritz und von Villen für Bill Gates oder Calvin Klein gehören. Sein Zauber zeigt sich vor allem in den historisch aufgeladenen Signature Suiten, in denen er alte Eichenholzvertäfelungen und Marmorkamine mit schweren (per iPad zu öffnenden) Vorhängen und gemusterten Stofftapeten umgab.
Besser besoldete Mitarbeiter aus dem benachbarten Verteidigungsministerium entspannen nun bevorzugt in der „Guards Bar“ ihres früheren Headquarters, wo die neuen Wachhabenden die klassischen Zutaten des (im dortigen Raffles erfundenen) „Singapore Sling“ dekonstruieren und zu neuen, sehr überzeugenden Kompositionen aufbauen. Unter den neun Restaurants des Hauses das spannendste ist vielleicht das nach dem argentinischen DreiSterneKoch benannte „Mauro Colagreco“. Er bleibt auch in London sei nem TerroirGedanken treu und verlegt, mit superfrischen Regionalprodukten, gleichsam England ans Mittelmeer.
Übrigens: Wie sein Schwesterrestaurant „Saison“ ist es trotz teurer Materialien angenehm zurückhaltend eingerichtet – so, als wollte man nicht mit dem Prunk vergangener Tage konkurrieren.
Wo einst die Spione des MI6 ihren Feierabend vertranken, tut sich nun – nur für Gäste des Hauses und solche mit persönlicher Einladung – hinter einer Eichentür im Untergeschoss die schwer geheime, ochsenblutrot gestrichene „Spy Bar“ auf. Blickfang über der mit teils sündteuren Flaschen bestückten Theke ist ein halber Aston Martin DB5. Darunter mixen hochbegabte Bartender Cocktails, die von Churchills Lieblingsagentin Christine Granville inspiriert sind. Und die frühere Zimmernummer der Kellerbar? 007.
Ab 1100 Pfund, 57 Whitehall, London, T. +44.20.39 07 75 00, theowo.london
Text: Michael Hannwacker
„Der Russe hat ein Auge für jedes Detail“, sagt Norbert Niederkofler 14 Stockwerke über der 5th Avenue. Beim Frühstück auf der Terrasse des Aman New York sitzen wir zufällig neben dem Südtiroler Drei-Sterne-Koch, der hier als kulinarischer Berater angeheuert hat. Und erzählt, wie er Vladislav Doronin, Eigentümer der Aman Resorts, mehrfach bei der Neupositionierung von Lichtquellen oder Kunstwerken in seinem neuem Hotel in New York erlebt hat. 500 Millionen Dollar sollen den Immobilienentwickler die oberen 20 (von insgesamt 26) Stockwerke des Crown Building gekostet haben. Ein Gebäude mit bewegter Vergangenheit. Vor über 100 Jahren errichtet, beherbergte der Wolkenkratzer bereits die ersten Ausstellungsräume des MoMa, die New Yorker Niederlassung des französischen Modehauses Dior und die Redaktion des „Playboy“.
Heute weht ein anderer Geist durch die Hallen, wie man die großzügigen Räumlichkeiten des Aman durchaus bezeichnen darf. In den mindestens 75 Quadratmeter großen, von asiatischer Ästhetik inspirierten und fast zurückhaltend luxuriösen 84 Suiten stecken pure Eleganz. Dazu gesellen sich ein zweigeschossiger Spa (mit Indoor- und Outdoor-Pool), eine verschwenderisch große Lobby und zwei exquisite Restaurants. Und dem Vernehmen nach nochmals 1,4 Milliarden Dollar Investment. Die Doronin verständlicherweise mittelfristig wiedersehen möchte. Das Aman New York mag deshalb die derzeit kostspieligsten Zimmer der Stadt haben, günstig wird die Nacht ab einem gewissen Niveau aber auch anderswo nicht.
Dazu ein Vergleich: Sehr zeitnah hat mitten in Manhattans neuer „hot hood“ das Ritz-Carlton New York, NoMad eröffnet. Der schlanke Stahl-und-Glas-Turm gönnt dem Gast in den südseitigen Zimmern ab der 25. Etage aufwärts überwältigende Downtown-Blicke, die durchaus die Aussicht vom nahe gelegenen Empire State Building übertrumpfen. Weiterer Pluspunkt: habituées der Marriott-Nobel-Marke werden mit einer konsequenten Abkehr von seiner gewohnten, im wahrsten Sinne alt-modischen Stilprinzipien überrascht.
Zwei Meilen südlich, an der Südost-Ecke des ewig trendigen SoHo, befindet sich das Blink-and-you-will-miss-it-Entree des ModernHaus SoHo. Die schmale Lobby entließ uns in ein mit der hochkarätigen Kunstsammlung des Eigentümers dekoriertes, 18-stöckiges Hotel. Zwei der vier Wände unseres Zimmers waren aus Glas und unterhielten uns mit einem 270-Grad-Tribeca-Panorama. Noch schöner: der Splash-Pool auf dem Dach und die angrenzende Rooftop-Bar „Jimmy“. Mindestens ebenso weitblickend ist ihr Pendant auf dem Graduate NYC, das jüngste Hotel einer aufregenden, sich vorwiegend auf amerikanische Universitätsstätten konzentrierenden Kette. In New York besetzt es die vielleicht ungewöhnlichste Location für begehrenswerte Gästebetten: Roosevelt Island, eine Insel im East River zwischen Manhattan und Queens. Der vom angesagten US-norwegischen Architekturbüro Snøhetta realisierte Aluminiumturm wirkt zwar eher ernst, doch mit einer Fülle studentischer Anspielungen im Interior Design ist dieses Hotel sicher das amüsanteste der new kids in town.
Text: R.G. Falkner
Gründe für einen Ausflug nach Gut Steinbach gibt es eigentlich genug. Wir nennen etwa die exklusiven Chalets, um die Graf von Moltke das Relais & Châteaux-Haus ergänzt hat. Oder das Restaurant „Heimat“, dessen nachhaltige Regionalküche, omen est nomen, dem Guide Michelin einen grünen Stern wert war. Die neue stilvolle Panorama-Lounge, liebevoll „Salettl“ genannt. Und die traumhafte Lage auf einem der sonnigsten Hochplateaus in den Chiemgauer Alpen haben wir noch gar nicht erwähnt. Und doch gibt es nun noch einen Grund mehr: ein lichtdurchflutetes, 2000 Quadratmeter großes und sich über zwei Etagen erstreckendes Wellnessrefugium namens Heimat & Natur SPA.
Foto: Luca Guadagnini/Lineematiche
Der Name ist Programm. Denn die – dezidiert zeitgeistige – Architektur des spektakulären Anbaus zitiert traditionell-bayerische und an alpine Höfe angelehnte Elemente und öffnet mit großen Glasfronten den Blick hinaus auf das nahe Reit im Winkl und die umliegenden Berge. Die meisten der verwendeten Hölzer stammen aus nachwachsenden Wäldern der direkten Umgebung oder aus dem gutseigenen Wald. Und schon im Eingangsbereich des Spa findet sich ein unmissverständlicher Hinweis auf die Heimatverbundenheit: ein über zwei Stockwerke reichender Leuchter, der einheimisches Holz mit abgeworfenen Geweihen des Rotwildes dem gräflichen Gehege kombiniert.
Foto: Luca Guadagnini/Lineematiche
Edel präsentiert sich auch das übrige Interieur. In der verspiegelten Decke zeigt sich das Ebenbild des eindrucksvollen 18-Meter-Indoor-Pools, in den stilvollen und großzügig bemessenen Ruheräumen wird auch das Auge verwöhnt, der offene Kamin in der Wellness-Bibliothek verbreitet wohlige Wärme und vermittelt Gemütlichkeit. Sogar eine gute Stube gibt es, zwei Bars spenden Tee und Mineralwasser, und im Gym können sich Fitnessbewusste auf der neuesten Generation von Peloton und Precor abstrampeln. Im Sommer wartet ein großzügig angelegter Außenbereich mit Schatten spendenden, heimischen Obstbäumen sowie einer Yogawiese. Kurzum, eigentlich will man die Wohlfühloase gar nicht mehr verlassen. Was aber schade wäre, schon wegen der exzellenten Küche, siehe oben.
DZ ab 240 Euro, Heimat & Natur Spa inklusive, gutsteinbach.de
Text: Charlotte Mann
Es ist ein sonniger Frühjahrsmorgen. Francesca Thyssen-Bornemisza und Mario Pio besteigen in Dubrovnik ein Fischerboot. Es bringt sie zur Insel Lopud. Das Duo könnte kaum gegensätzlicher sein: Er, ein franziskanischer Ordensbruder, sie, die Jetsetterin, Kunstmäzenin und Liebling der bunten Klatschmagazine. Doch ihr kleiner Ausflug vor 20 Jahren hat Konsequenzen: Seit letztem Sommer bietet Lopud die wohl exklusivste, extravaganteste und teuerste Übernachtungsmöglichkeit Kroatiens. Und eine Sammlung von rund 40 wertvollen Kunstwerken, die der Insel einen sicheren Platz auf der globalen Kunst-Weltkarte bescheren.
Der Mini-Archipel der Elaphiten breitet sich nur wenige Kilometer von Dubrovnik entfernt vor der süddalmatinischen Küste in der Adria aus. Nur drei seiner 13 Inseln sind dauerhaft bewohnt, auf Lopud etwa leben knapp 200 Menschen. Touristisch gesehen ist hier kaum etwas los, obwohl gerade Lopud früher als beliebte Sommerfrische für Dubrovniks wohlhabenden Adel galt. Heute verirren sich bestenfalls gut informierte Segler hierher – der schöne Sandstrand, das idyllische Hafendorf und die dicht begrünten Wanderwege sind selbst im Hochsommer friedlich und ruhig.
Spaziergänger, die die kleine Insel erkunden, könnten aber ganz zufällig auf große Kunst stoßen. Zum Beispiel auf „Your Black Horizon“, eine tunnelartige Holzkonstruktion, die zwischen Zypressen und Olivenbäumen auf einer zum Wasser hin abfallenden Wiese am Rande des einzigen Inseldorfs steht. Sie entstand aus der Zusammenarbeit des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson mit dem ghanaisch-britischen Architekten David Adjaye und wurde 2005 auf der Biennale in Venedig gezeigt.
Dass Francesca Thyssen-Bornemisza Lopud entdeckte, verdankt sie einem glücklichen Zufall. Die Tochter des 2002 verstorbenen Milliardärs und Kunstsammlers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza und Ex-Ehefrau des österreichischen Kaiserenkels Karl von Habsburg-Lothringen kam 1992 ins von Bomben zerstörte Dubrovnik, um bei der Rettung beschädigter Renaissance-Schätze zu helfen. Die Baroness wohnte in dieser Zeit in einem Franziskanerkloster und freundete sich dort mit Pater Mario Pio an: „Er erzählte mir von der Klosterruine auf Lopud. Ich wollte sie unbedingt sehen.“ Es war wohl Liebe auf den ersten Blick.
Das 1483 errichtete Kloster – daher der Name der neu eröffneten Anlage – und die dazugehörige Festung standen fast 200 Jahre leer, ein Großteil der Dächer fehlte, viele Wände waren eingefallen. Und dennoch: „Ich möchte nicht wie ein alternder Hippie klingen“, sagt Francesca Thyssen-Bornemisza, „aber trotz der Schäden gingen von der Ruine eine außergewöhnliche Ruhe und eine kraftvolle Energie aus.“ Ihr ist klar, dass sie die Anlage retten muss. Sie überredet den Star-Architekten Frank Gehry zu einer Besichtigung, doch der winkt ab: „Ich mache keine alten Gebäude.“ Schließlich übernimmt das Architekturbüro Studio Markovic aus Zagreb den Job. Rujana Markovic entwirft ein neues Layout für das Kloster, verwandelt die zwölf Mönchszellen in fünf großzügige Gästesuiten und schafft Platz für Salons, Bibliothek und einen Speisesaal. Die Einrichtung stammt von der bekannten italienischen Designerin Paola Lenti. Mit minimalistischem Mobiliar, modernster Technologie und zeitgeistorientiertem Dekor betont sie den Kontrast zu den sorgfältig renovierten Originalstrukturen.
Ganz zum Schluss tritt die Hausherrin in Aktion und füllt den 5000 Quadratmeter großen Klosterkomplex mit kapitaler Kunst. Die zwei imposanten Holzengel am Eingang der Klosteranlage standen früher vor dem Museum der Villa Favorita, die einst Baron Thyssen-Bornemisza gehörte. Anderswo wurde munter gemischt: gotische Truhen und italienische Sofas, antike Wandteppiche und großformatige Fotografien von Thomas Struth.
Kunst hat Tradition in der Familie Thyssen-Bornemisza: Hans Heinrich wird gerne als der letzte große Sammler abendländischer Kunstgeschichte gewürdigt. Tochter Francesca wächst am Luganersee auf, während ihres Studiums in London steigt sie zum It-Girl der frühen 80er-Jahre auf, feiert legendäre Partys mit Iggy Pop und Grace Jones, mit Politikern, Modedesignern, Fußballspielern und Aristokraten. Geschickt nutzt sie dann ihren Namen und ihre Verbindungen, um sich in der internationalen Szene zu etablieren. Sie wird zu einer wichtigen Figur im internationalen Kunst-Jetset – allerdings weniger als klassische Sammlerin denn als Geburtshelferin von Projekten und Werken, die ohne sie wohl kaum entstehen würden.
Wenn man so will, zählt auch Lopud 1483 dazu. Das Kloster war einst als Zufluchtsort gedacht, als abgelegenes Refugium für Menschen, die in Ruhe meditieren, in sich gehen, beten und sich heilen wollten. Der spirituelle Ansatz ist geblieben: Francesca Thyssen-Bornemisza versteht die Anlage als Treffpunkt für produktives Denken und kulturellen Austausch – Kuratoren wie Sam Keller oder Hans Ulrich Obrist und Künstler wie Olafur Eliasson oder Ragnar Kjartansson waren schon da. Zwischen Kräutergarten, Meditationspark, Pergola, Oliven- und Zitronenbäumen laden bequeme Polsterbetten zum Faulenzen ein, Steinstufen bieten leichten Zugang zum Meer. Die Sonnenterrasse auf dem Dach der Festung ist ideal für einen Cocktail zum Sonnenuntergang. Lopud 1483 mag ein Ort voll Kultur und Geschichte sein – man kann hier aber auch einfach ganz entspannt Urlaub machen. Oder eine tolle Party feiern. „Wir organisieren das in einem halben Tag“, sagt Francesca Thyssen-Bornemisza. „Schließlich weiß ich, wie das geht.“
2000 Euro/Suite, 10 000 Euro/ganze Anlage, lopud1483.com
Fotos BELA RABA, Styling OLIVER RAUH, Styling-Assistenz SAMIR ABOU-SUEDE
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Lammfellweste MEINDL
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Handtasche COCCINELLE
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Watch ANONIMO
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